Politik

China umzingelt Taiwan: Militärübung oder ernsthafte Drohung?

China sieht Taiwan als abtrünniges Territorium und droht offen, es im Notfall mit militärischer Gewalt mit dem Festland zu vereinen. Momentan umzingeln Schiffe und Flugzeuge die Insel – es handelt sich um eine Übung, die jedoch Besorgnis auslöst.
14.10.2024 13:09
Lesezeit: 2 min

Als erneute Drohung Richtung Taiwan führt China eine umfangreiche Militärübung rund um die Inselrepublik durch. Das chinesische Militär bezeichnete in einer Mitteilung diese Aktionen als „ernste Warnung“ an die „separatistischen“ Kräfte Taiwans. Der staatliche Sender CCTV veröffentlichte eine Karte, die mehrere große rote Bereiche rund um Taiwan abbildete. In diesen Regionen finden demnach die Übungen statt.

China droht mit militärischen Aktionen gegen die Inselrepublik

China sieht Taiwan als Teil seines Staatsgebiets, obwohl dort seit Jahrzehnten unabhängige und demokratisch gewählte Regierungen im Amt sind. Peking droht seit Langem offen damit, die mehr als 23 Millionen Einwohner zählende Insel und das Festland gegebenenfalls auch mit militärischer Gewalt zu vereinen.

Der Druck auf Taiwan hat zuletzt zugenommen, nachdem im Januar Lai Ching-te, ein Kritiker Pekings, die Präsidentschaftswahlen in Taiwan für sich entscheiden konnte. Die Kommunistische Partei in Peking beschuldigt Lai und seine Demokratische Fortschrittspartei (DPP) des Separatismus.

Rede des taiwanesischen Präsidenten als möglicher Auslöser

Die Übungen könnten eine Reaktion auf eine Ansprache von Lai zum taiwanesischen Nationalfeiertag am 10. Oktober sein. In seiner Rede hatte der Präsident am vergangenen Donnerstag Taiwans Souveränität bekräftigt und China zugleich aufgefordert, mit ihm zusammen für den Frieden zu arbeiten.

Bereits in der vergangenen Woche wurde in Taiwan gewarnt, dass China die Rede als Anlass nutzen könnte, um erneut seine militärischen Kräfte zu demonstrieren. Die USA hatten Peking davor gewarnt, auf die Ansprache mit Manövern zu reagieren.

USA äußern Besorgnis über mögliche Eskalation

Das Außenministerium in Washington zeigt sich ernsthaft besorgt angesichts der Militärübungen. Mit militärischen Provokationen auf eine jährliche Ansprache zu reagieren, sei nicht gerechtfertigt und könne die Gefahr einer Eskalation erhöhen, hieß es in einer Mitteilung. Die US-Regierung forderte China auf, Zurückhaltung zu üben und weitere Aktionen zu vermeiden, die den Frieden und die Stabilität gefährden könnten.

Die USA folgen der Ein-China-Doktrin, die eine Voraussetzung für diplomatische Beziehungen zu China darstellt und offizielle Kontakte zu Taiwan ausschließt. Allerdings haben sich die Vereinigten Staaten gesetzlich dazu verpflichtet, die Verteidigungsfähigkeit der Inselrepublik zu unterstützen, und sind ein wichtiger Partner.

Chinesische Schiffe und Flugzeuge nähern sich Taiwan

Ein Sprecher des chinesischen Militärs erklärte laut Mitteilung, dass Schiffe und Flugzeuge sich Taiwan aus verschiedenen Richtungen nähern. Ziel sei es unter anderem, wichtige Häfen und Gebiete zu blockieren sowie eine „umfassende Kontrolle“ zu erlangen. Auch die chinesische Küstenwache kündigte an, in den Gewässern um Taiwan Inspektionen durchzuführen.

Das taiwanesische Verteidigungsministerium bezeichnete die chinesische Übung als „irrationale Provokation“ und gab bekannt, eigene Streitkräfte entsandt zu haben, um „konkrete Maßnahmen zur Wahrung von Freiheit und Demokratie zu ergreifen“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Verteidigung der Zukunft: Hensoldt rüstet Europa mit Hightech auf
06.06.2025

Kaum ein Rüstungsunternehmen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren so grundlegend gewandelt wie Hensoldt. Aus einer ehemaligen...

DWN
Politik
Politik Trump gegen Europa: Ein ideologischer Feldzug beginnt
06.06.2025

Donald Trump hat Europa zum ideologischen Feind erklärt – und arbeitet systematisch daran, den Kontinent nach seinen Vorstellungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die wertvollsten Marken der Welt: Top 5 fest in US-Hand
06.06.2025

Während die Weltwirtschaft stagniert, explodieren die Markenwerte amerikanischer Konzerne. Apple regiert unangefochten – China und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Star-Investorin: „Wir erleben eine neue Generation von KI-Gründern“
06.06.2025

US-Chaos, Trump und Kapitalflucht: Europas KI-Talente kehren dem Silicon Valley den Rücken – und bauen die Tech-Giganten der Zukunft vor...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturprognose unter Druck: Wie der Zollstreit Deutschlands Exporte trifft
06.06.2025

Zölle, Exporteinbrüche und schwache Industrieproduktion setzen Deutschlands Wirtschaft zu. Die aktuelle Konjunkturprognose gibt wenig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Internationale Handelskonflikte: So schützen sich exportorientierte KMU
06.06.2025

Ob Strafzölle, Exportverbote oder politische Sanktionen – internationale Handelskonflikte bedrohen zunehmend die Geschäftsmodelle...