Politik

Landtag meistert Premiere ohne AfD-Drama - mit Appell gegen Ausgrenzung

Es geht also auch ohne Dramatik und Aufregung, wenn alle etwas auf ihre Tonart achten. Anders als in Thüringen kann der neue Brandenburger Landtag geordnet seine Arbeit aufnehmen. Die Botschaft der Landtagspräsidentin: Abgrenzen, aber nicht ausgrenzen.
17.10.2024 15:15
Aktualisiert: 17.10.2024 18:32
Lesezeit: 1 min

In der ersten Sitzung des neuen Brandenburger Landtags hat Parlamentspräsidentin Ulrike Liedtke gegenseitigen Respekt und eine klare Kante gegen Rechtsextremismus gefordert. Anders als in Thüringen vor einigen Wochen verlief die Premiere des neu gewählten Parlaments in Potsdam geordnet und zügig. Die AfD stellt erneut einen Vizepräsidenten des Landtags, der allerdings erst im zweiten Wahldurchgang die nötige Mehrheit bekam.

Landtag mit neuem Gesicht

Die Zusammensetzung des Parlaments mit 88 Abgeordneten sieht deutlich anders als bisher aus: Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist erstmals dabei, Grüne, Linke und Freien Wähler sind raus. Zwar hat die SPD mehr Sitze im Parlament gewonnen, aber auch die AfD als zweitstärkste Fraktion. Der Verfassungsschutz in Brandenburg stuft die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein. Die Fraktion der CDU ist kleiner geworden.

Landtagspräsidentin will einen und versöhnen

„Nach diesem Wahlergebnis wird es unsere gemeinsame Aufgabe sein, zu einigen, womöglich auch zu versöhne"», sagte die wiedergewählte Landtagspräsidentin, die SPD-Abgeordnete Liedtke. „Dazu muss keine Brandmauer eingerissen werden, Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus sind und bleiben abscheulich.“

AfD hat Sperrminorität

Die SPD, die anders als in Thüringen aus der Wahl als stärkste Kraft hervorging, hat im neuen Landtag 32 Sitze (bisher 25). Die AfD hat mit 30 (bisher 23) mehr als ein Drittel der Mandate und damit nun eine sogenannte Sperrminorität. Entscheidungen, für die es eine Zwei-Drittel-Mehrheit braucht, kann die Partei damit verhindern. Das gilt zum Beispiel für die Wahl von Verfassungsrichtern und auch Verfassungsänderungen.

SPD und BSW in Brandenburg loten derzeit in Sondierungsgesprächen die Möglichkeiten für eine gemeinsame Regierung aus.

Alterspräsident warnt vor Aufrüstung

Bei der Eröffnung der ersten Landtagssitzung warb der Alterspräsident, Reinhard Simon vom BSW, angesichts des Ukraine-Kriegs für die Forderung seiner Partei nach mehr Friedensbemühungen. „Auch in unserer Brandenburger Verfassung steht, dass unser Land dem Frieden verpflichtet ist und nicht etwa der Aufrüstung“, sagte der 73-Jährige. Er appellierte zudem an die Gemeinden in Brandenburg, den Dialog über Städtepartnerschaften etwa mit russischen Gemeinden wiederzubeleben.

In Thüringen war die erste Sitzung des Landtags wegen des Agierens des AfD-Alterspräsidenten Jürgen Treutler zum Debakel geraten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflationskrise USA: Warum 2026 zum gefährlichsten Jahr werden könnte
26.12.2025

Die Warnung eines führenden Ökonomen zeichnet ein düsteres Bild für die USA. Die Rückkehr einer hartnäckigen Inflationswelle könnte...