Technologie

Stromautobahn Suedlink: Erste Kabel für Ökostrom von Nord nach Süd

Die Arbeiten an der Stromautobahn Suedlink schreiten weiter voran. Im Landkreis Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen werden derzeit die ersten Kabel verlegt, wie der Betreiber Tennet bekanntgab. Am Dienstag informierte das Unternehmen über den Baubeginn im Raum Heeslingen. Zukünftig soll die Trasse grünen Strom aus dem Norden in den Süden Deutschlands transportieren.
22.10.2024 08:57
Lesezeit: 2 min
Stromautobahn Suedlink: Erste Kabel für Ökostrom von Nord nach Süd
Bauarbeiter stehen auf dem Bohrer, der die 800 Meter lange Pilotbohrung unter der Tauber vollzieht. Damit beginnt der Bau des ersten Streckenabschnitts SuedLink (Foto: dpa). Foto: Daniel Löb

Verlegung der ersten Kabel für Suedlink

Nach Angaben von Tennet wurden bereits auf einer Strecke von etwa zwölf Kilometern Leitungen verlegt. "Wir stehen ganz am Anfang der Kabelinstallation und steigern die Aktivitäten Stück für Stück", erklärte ein Unternehmenssprecher. Es sind die ersten Kabel, die für die Stromautobahn Suedlink bundesweit verlegt werden. Insgesamt sollen über 2.400 Kilometer Kabel verlegt werden.

Die Verlegung erfolgt schichtweise, indem zunächst ein Graben ausgehoben wird. Das Erdkabel wird mit einem Schwertransporter angeliefert und mithilfe einer Seilwinde in den Graben gesetzt. Die Kabel werden in einer Tiefe von 1,3 bis 1,5 Metern verlegt, bevor der Graben wieder aufgefüllt wird. Wenn die Suedlink-Trasse Bahnstrecken, Straßen oder Flüsse kreuzt, kommt ein spezielles Bohrverfahren zum Einsatz.

Ökostrom für zehn Millionen Haushalte

Suedlink erstreckt sich über sechs Bundesländer: von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Hessen, Thüringen bis nach Bayern und Baden-Württemberg. Das Projekt umfasst zwei Stromverbindungen, die in Wilster und Brunsbüttel beginnen, sich unter der Elbe vereinen und in Süddeutschland wieder trennen. Ein Kabel endet in Bergrheinfeld (Bayern), das andere in Leingarten (Baden-Württemberg).

Mit einer Länge von rund 700 Kilometern soll Suedlink rund zehn Millionen Haushalte mit Ökostrom versorgen. Die Stromautobahn wird Gleichstrom transportieren, da bei dieser Technik weniger Energieverluste entstehen. An den Endpunkten wandeln Konverter den Gleichstrom in Wechselstrom um. Insbesondere Bayern und Baden-Württemberg sind nach dem Ausstieg aus Atomkraft und Kohle auf Windkraft aus dem Norden angewiesen.

Obwohl Experten den Netzausbau für die Energiewende als notwendig betrachten, gibt es Widerstand von Bürgerinitiativen, die negative Folgen für Umwelt und Landwirtschaft befürchten.

Erster Strom ab Ende 2028

Ursprünglich war die Fertigstellung von Suedlink für 2022 geplant, nun könnte der erste Strom nach aktuellen Plänen Ende 2028 fließen. Der Zeitplan sei ehrgeizig, aber realistisch, sagte ein Sprecher von Tennet. Tennet verantwortet den Bau im Norden, während TransnetBW für Mittel- und Süddeutschland zuständig ist.

Die Planungs- und Genehmigungsverfahren sind langwierig, da die Kabel auch durch private Grundstücke und Felder verlaufen. Die Suedlink-Kabel müssen unterirdisch verlegt werden, teils unter Flüssen, Autobahnen und anderen Infrastrukturen. Einige Straßen müssen verstärkt werden, damit die schweren Baufahrzeuge passieren können. Bei Glückstadt in der Nähe von Hamburg wird ein Elbtunnel für die Trasse gebaut, während ein weiteres Teilstück 200 Meter unter einem Salzbergwerk bei Heilbronn verlegt wird.

Unklare Auswirkungen auf Strompreise

Obwohl die Verlegung von Erdkabeln das Landschaftsbild weniger beeinträchtigt als Strommasten, ist sie kostspieliger. Die Projektkosten werden auf etwa zehn Milliarden Euro geschätzt.

Welche Folgen Suedlink für die Strompreise haben wird, ist derzeit noch unklar. Die Kosten des Projekts sollen über Jahrzehnte auf die Netzentgelte umgelegt werden, was sich auf die Verbraucher auswirkt. Gleichzeitig könnte die neue Stromtrasse Engpässe verhindern und damit Kosten sparen, da weniger zusätzlicher Strom eingekauft oder Kraftwerke hochgefahren werden müssen. Weniger Engpässe würden somit auch den Geldbeutel der Verbraucher entlasten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: So soll das Modell ab 2026 greifen
05.12.2025

Ab 1. Januar soll der neue Wehrdienst starten: mit Pflicht-Musterung, frischer Wehrerfassung und ehrgeizigen Truppenzielen. Die Regierung...

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie im Fokus: Teslas Model 3 Standard startet in Deutschland – Experten hinterfragen Musks Einfluss
05.12.2025

Tesla bringt das Model 3 als neue Standard-Version nach Deutschland und senkt den Einstiegspreis deutlich. Weniger Komfort soll mehr...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Wirtschaft in der Währungsunion überrascht mit stärkerem Quartal
05.12.2025

Die Eurozone-Wirtschaft hat im Sommer mehr Dynamik gezeigt als gedacht. Neue Daten von Eurostat korrigieren das Wachstum nach oben, doch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen CSRD-Berichtspflicht: EU bremst, der Druck auf Unternehmen wächst – was nun zu tun ist
05.12.2025

Die EU zieht die Reißleine: Statt 2025 gilt die CSRD-Berichtspflicht nun zwei Jahre später. Doch während Brüssel bremst, wächst in den...

DWN
Politik
Politik Radikaler Bruch in der EU-Energiepolitik: Europa kappt endgültig die russischen Gasadern
05.12.2025

Die EU hat eine historische Entscheidung getroffen. Spätestens 2027 soll russisches Gas vollständig aus Europa verschwinden. Der...

DWN
Politik
Politik NATO-Kommandostruktur wird an Bedrohungslage angepasst
05.12.2025

Die NATO ordnet ihre Führung im Norden neu: Zuständigkeiten wandern über den Atlantik. Hinter der Anpassung der NATO-Kommandostruktur...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare-Störung: Netzwerk für Cyberabwehr verursacht Probleme bei Unternehmen
05.12.2025

Eine weltweite Cloudflare-Störung hat am Freitag zahlreiche Webseiten und Apps aus dem Tritt gebracht. Fehlermeldungen, leere Seiten und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Niedriglohn in Deutschland: 6,3 Millionen Menschen von Niedriglohnarbeit betroffen
05.12.2025

Millionen Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor. Neue Zahlen zeigen, wo Niedriglohnarbeit besonders konzentriert ist – und warum der...