Donald Trump ist nach den Siegen in Georgia und North Carolina wieder auf dem Weg ins Weiße Haus. Für einen Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl müsste Kamala Harris zwingend in Pennsylvania gewinnen. Dort liegt der Republikaner Trump mit 50,8 Prozent und einem Vorsprung von rund 165.000 Stimmen vorne, nachdem 89 Prozent der Stimmen ausgezählt wurden. Besorgniserregend für Harris ist außerdem: Nach 58 Prozent der Auszählung führte Trump auch in Michigan mit gut 52 Prozent und in Wisconsin mit etwa 51 Prozent nach einer Auswertung von 84 Prozent der Stimmen. Ob Harris diesen Vorsprung noch aufholen kann, bleibt unklar.
Abwesenheit auf der Wahlparty
Pennsylvania, Michigan und Wisconsin bilden für die Demokraten die sogenannte "Blaue Wand", die den Weg zum Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl ebnen soll. Hillary Clinton verlor bei ihrer Niederlage 2016 alle drei Staaten an Trump, während Joe Biden sie vier Jahre später gewann. Umfragen hatten ein äußerst knappes Rennen erwartet. Die "New York Times" sieht mittlerweile eine 93-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen Trump-Sieg. Harris verzichtete daher auf einen Auftritt bei der Wahlparty ihrer Partei in Washington.
Die Wahl ist von hoher Bedeutung, sowohl für die Stabilität der USA als auch für das fragile Gleichgewicht der Weltpolitik. Bei einem Sieg hätte Trump mehr Spielraum für seine politischen Vorhaben, da die Republikaner die Mehrheit im US-Senat zurückgewannen.
Die entscheidenden Swing States
Um zu gewinnen, braucht ein Kandidat 270 Wahlleute-Stimmen. Da viele Bundesstaaten traditionell entweder den Demokraten oder den Republikanern zufallen, entscheiden letztlich sieben Swing States, wo beide Parteien eine reale Chance auf Erfolg hatten.
Zu den Swing States zählen Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Georgia und North Carolina sowie Arizona und Nevada im Westen der USA. Besonders Pennsylvania mit seinen 19 Wahlleuten wird oft als potenziell entscheidend gesehen. Sowohl Harris als auch Trump waren dort am Ende des Wahlkampfs besonders aktiv. In Virginia konnte Harris überraschend nur knapp gewinnen, obwohl Joe Biden dort vor vier Jahren mit etwa zehn Prozentpunkten Vorsprung gewonnen hatte. Nach Auszählung von 91 Prozent der Stimmen führte Harris dort mit 51,5 Prozent.
Klare Ergebnisse in den meisten Bundesstaaten
Erwartungsgemäß setzten sich Harris und Trump nach ersten Auszählungen und Wählerbefragungen in mehreren Staaten durch, in denen ihr Sieg als sicher galt. Dazu gehören etwa Florida, Texas und South Carolina für Trump sowie New York, Massachusetts und Illinois für Harris. Trump kommt derzeit mit North Carolina und Georgia auf 246 Wahlleute-Stimmen, Harris unter anderem mit Kalifornien auf 210.
Trumps Wahlkampf fokussierte sich auf die Unzufriedenheit der Amerikaner über die Inflation infolge der Corona-Pandemie und er schürte Ängste vor einem vermeintlichen Anstieg der Kriminalität durch Einwanderer. Harris hingegen kritisierte Trump als Gefahr für die Demokratie und konzentrierte sich angesichts der Abtreibungsverbote in mehreren republikanisch geführten Staaten auf Frauenrechte.
Das Wahlergebnis wird zeigen, wessen Botschaften bei den Wählern besser ankamen. Viele Trump-Anhänger gaben an, dass ihnen die wirtschaftliche Entwicklung wichtiger sei als die Persönlichkeit der Kandidaten.
Trump spricht erneut von Wahlbetrug
Wie bei der Wahl vor vier Jahren sprach Trump auch diesmal von angeblichem „massiven Betrug“ – besonders im Bezug auf Philadelphia in Pennsylvania und Detroit in Michigan. Sicherheitskräfte seien unterwegs. Der Staatsanwalt von Philadelphia, Larry Krasner, wies diese Vorwürfe als unbegründet zurück, ebenso das Bürgermeisteramt von Detroit. Sollte Trump als Sieger hervorgehen, wird er möglicherweise auf diese Behauptungen verzichten.
Gleichzeitig geht es bei der US-Wahl auch um die Mehrheiten im Kongress. Zur Wahl stehen alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus sowie etwa ein Drittel der 100 Senatssitze. Die Partei, die den Kongress dominiert, kann den Handlungsspielraum des Präsidenten erheblich beeinflussen.
Aktuell halten die Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus mit 220 zu 212 Sitzen. Für die Demokraten droht der Verlust ihrer 51 Sitze im Senat. Bereits in der Wahlnacht verloren sie einen Sitz, da der parteilose Senator Joe Manchin, der oft mit den Demokraten gestimmt hatte, nicht erneut antrat. Seinen Platz nimmt nun der Republikaner Jim Justice ein. Falls der Demokrat Jon Tester wie erwartet seinen Sitz in Montana verliert, müssten die Demokraten in einem der verbleibenden Rennen einen Republikaner besiegen, um die Mehrheit im Senat zu behalten.
Auch die Kontrolle des Kongresses steht auf dem Spiel
Mit der Wahl wird auch über die Mehrheiten im US-Kongress entschieden. Es standen alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und rund ein Drittel der 100 Sitze im Senat zur Wahl. Die Partei, die den Kongress kontrolliert, kann den Handlungsspielraum des Präsidenten erheblich beeinflussen.
Derzeit halten die Republikaner im Repräsentantenhaus die Mehrheit mit 220 zu 212 Sitzen. Ein Schlüssel für den Erfolg der Republikaner im Senat war der Sieg der Senatorin Deb Fischer aus Nebraska. Sie verteidigte ihren hart umkämpften Sitz gegen den unabhängigen Kandidaten Dan Osborn und verschaffte ihrer Partei damit die entscheidende Mehrheit im Senat.
Russlands Einmischung
Russland versuchte erneut, während der US-Präsidentschaftswahl für Unruhe zu sorgen. Die US-Bundespolizei FBI verfolgte Bombendrohungen gegen Wahllokale bis nach Russland zurück. Diese Drohungen, von denen keine als glaubwürdig eingestuft wurde, trafen zwei Wahllokale im umkämpften Swing State Georgia, was dort zu kurzen Unterbrechungen bei der Abstimmung führte.