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Rheinmetall-Aktie steigt und steigt: Rüstungsindustrie - neues Wirtschaftswunder aus Deutschland?

Während in Deutschland die Deindustrialisierung auf Hochtouren läuft, ist der Rüstungskonzern Rheinmetall Hauptprofiteur der aktuellen Krisen - und fährt Rekordgewinne ein: Die Rheinmetall-Aktie hat sich seit dem Ukrainekrieg im Wert nahezu versechsfacht. Und die Gewinnaussichten dürften nach der Wahl von Donald Trump noch steigen. Wie Rheinmetall weltweit neue Jobs schafft und was das für die Rheinmetall-Aktie heißt!
26.12.2024 08:02
Lesezeit: 5 min
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Durch den Ukrainekrieg macht Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall deutlich mehr Geschäft. Der Konzernumsatz sei in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 um 36 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro gewachsen, teilte das Unternehmen in Düsseldorf mit.

Rheinmetall-Aktie: Rekordjagd dank Rekordgewinnen

Das operative Rheinmetall-Ergebnis schnellte sogar um 72 Prozent auf 705 Millionen Euro in die Höhe – die Geschäfte der Waffenschmiede wurden also wesentlich profitabler als zuvor. Sehr zur Freude der Anleger, die den Quartalsbericht von Deutschlands größtem Rüstungskonzern mit einem kräftigen Kursplus honoriert haben. Die Rheinmetall-Aktie hoben nach Vorlage der Bilanz ab und schlossen als DAX-Spitzenreiter 9,3 Prozent höher bei 541,80 Euro - der höchste Stand seit Ende August. Und zu Beginn der neuen Handelswoche setzten die Düsseldorfer den Höhenflug fort: Auch am Montag legte die Rheinmetall-Aktie zeitweise annähernd 5 Prozent zu. Das Rheinmetall-Rekordhoch, aufgestellt am 09.04.2024 bei 570,60 Euro, war im Handelsverlauf wieder in greifbarer Nähe. Zum Handelsschluss am Montag notierte der Anteilsschein des Rüstungskonzerns bei 562,60 Euro, ein Plus von 3,72 Prozent.

Damit verbucht das Papier für das Jahr 2024 nun bereits einen Kursgewinn von fast 90 Prozent, womit die Rheinmetall-Aktie nach Siemens Energy zweitstärkster DAX-Titel ist. Seit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine haben die Aktien von Rheinmetall ihren Wert nahezu versechsfacht.

Rüstungsboom durch Ukraine-Krieg - und Trump?

Das Unternehmen profitierte auch im dritten Quartal vom Rüstungsboom angesichts des Ukrainekrieges. „Wir erleben ein Wachstum, wie wir es im Konzern noch nie hatten“, sagte Konzernchef Armin Papperger laut Unternehmensmitteilung. Deshalb schraubte Rheinmetall das Profitabilitätsziel für das Gesamtjahr 2024 leicht nach oben. Trotz einiger Verzögerungen beim Bestelleingang hat Rheinmetall mit rund 52 Milliarden Euro ein so großes Auftragspolster wie noch nie. Auch die Aussichten für Rheinmetall in den kommenden Jahren sind außergewöhnlich gut. Unsicherheiten für den Rüstungskonzern scheinen durch den Wahlsieg von Donald Trump in den USA und das Aus der Ampel-Koalition nicht aufzutreten. Im Gegenteil: Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wird sich nach Einschätzung des Rheinmetall-Chefs positiv auf den deutschen Rüstungskonzern auswirken. Trump werde Druck machen, damit die Europäer eigenständiger werden und mehr in ihre Verteidigung investieren, sagte Papperger bei der Präsentation der Geschäftszahlen.

Er erwarte, dass die bisherige Nato-Vorgabe, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung zu investieren, für nicht mehr ausreichend befunden und der Investitionsdruck dadurch steigen werde. „Am Ende des Tages wird der Druck groß sein – dieser Druck wird uns helfen, Etatgelder zu bekommen.“ Nach Darstellung von Papperger böten sich Rheinmetall dann bei allen europäischen Streitkräften Chancen auf mehr Geschäft. Für das US-Geschäft der deutschen Waffenschmiede sieht der Manager keine negativen Effekte, und zwar trotz der „America first“-Haltung von Trump. „Rheinmetall wird Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten schaffen, wir werden jede Schraube in den Vereinigten Staaten produzieren.“ Aus der US-Politik habe man die Rückmeldung bekommen, dass es genau darum gehe. „Wenn man Jobs schafft, dann wird er (Trump) zufrieden sein, und er wird dieses Unternehmen schützen.“

Waffenschmiede mit Leonardo für Panzer

Goldman-Analyst Victor Allard wies darauf hin, dass Rheinmetall beim Ausblick aufs vierte Quartal noch keine Aufträge der angekündigten gemeinsamen Panzerfirma mit der italienischen Waffenschmiede Leonardo anführe.

Rheinmetall will mit dem italienischen Rüstungskonzern gemeinsam Panzer bauen. Diese Bestellungen dürften daher wohl ins kommende Jahr rutschen. Rheinmetall hatte die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens mit Leonardo Mitte Oktober angekündigt. Als erster Großauftrag ist eine Bestellung der italienischen Armee im Gesamtwert von mehr als 20 Milliarden Euro in Sicht. Außerdem sei man weitere, zukunftsweisende Kooperationen eingegangen und habe aussichtsreiche Projekte – auch in der USA, in Großbritannien und der Ukraine, heißt es von seitens Rheinmetall.

Rheinmetall will globaler Rüstungschampion werden

Nach Darstellung von Firmenchef Papperger wird das steile Wachstum der deutschen Waffenschmiede weitergehen. Es seien Großaufträge in der Pipeline, die in den kommenden Jahren weiter steigende Umsätze sicherten. Man baue neue Werke und weite Produktionskapazitäten massiv aus oder man kaufe zu. „So kommen wir unserem Ziel näher, ein globaler Rüstungschampion zu werden.“ Von der globalen Spitzengruppe in der Waffenbranche ist die Firma aber noch ein gutes Stück entfernt: Laut einer Liste des Statistischen Bundesamtes kam Rheinmetall gemessen am Jahresumsatz im Jahr 2023 nur auf Rang 20. Der größte Rüstungskonzern der Welt, Lockheed Martin aus den USA, macht etwa zehnmal mehr Umsatz als die deutsche Firma.

Rheinmetall stellt Panzer, Artillerie, Flugabwehrgeschütze, Munition und Militär-Lastwagen her. Seine Militärgüter kommen nicht nur direkt in der Ukraine zum Einsatz, sondern sie werden auch von NATO-Staaten gekauft, die deutlich mehr Geld in ihre Armee investieren als zuvor. Rheinmetalls Firmenzentrale ist in Düsseldorf und sein größtes Werk im niedersächsischen Unterlüß.

Rheinmetall-Aktie kaufen? So geht es weiter!

Die Rheinmetall-Aktie hat angesichts dieser positiven Geschäftsaussichten noch viel Luft nach oben. Die Mehrheit der Analysten sieht dies ebenfalls so und rät zum Kauf des Papiers: Aktienexperte Simon Keller von Hauck Aufhäuser Investment Banking hat die Einstufung für Rheinmetall nach Zahlen mit einem Kursziel von 680 Euro auf "Buy" belassen. Er schrieb in seinem am Freitag vorliegenden Kommentar zu den erwartungsgemäßen Zahlen, dass das Wachstum dynamisch bleiben dürfte. Trump dürfte an den US-Ambitionen nichts ändern, so der Analyst. Die US-Bank JPMorgan sieht das Kursziel für die Rheinmetall-Aktie ebenfalls bei 680 Euro, die Einstufung lautet "Overweight". Kurzfristig sieht Analyst David Perry bei den Düsseldorfern mehr Unsicherheit als bei anderen europäischen Rüstungskonzernen - durch einen möglichen Ukraine-Waffenstillstand unter Trump und die kommenden Neuwahlen in Deutschland. Langfristig hält er Rheinmetall aber weiter für einen Gewinner mit vielen Jahren guter Aussichten.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für Rheinmetall mit einem Kursziel von 666 Euro ebenfalls auf "Buy" belassen. Die Resultate seien weitgehend erwartungsgemäß ausgefallen, schrieb Analyst Victor Allard am vergangenen Donnerstagmorgen. Auch mit Blick auf die eingeengte Margenzielspanne sieht er kaum Anpassungsbedarf beim Konsens. Ein ähnliches Urteil fällt die Privatbank Berenberg nach Vorlage der Zahlen. Analyst George McWhirter schrieb in einer am Donnerstag vorliegenden Studie, der Rüstungskonzern und Autozulieferer habe die Erwartungen erfüllt sowie die Jahreszielspannen für die Marge und den Barmittelzufluss nach oben hin eingeengt. Sein Kursziel lautet 655 Euro, die Einstufung "Buy". Etwas defensiver zeigt sich das Analysehaus Warburg Research, dessen Analyst Christian Cohrs die Einstufung für die Rheinmetall-Aktie mit einem Kursziel von 600 Euro auf "Buy" belassen hat. Mit starken Quartalsergebnissen habe man die Erwartungen erfüllt.

Zur vollständigen Wahrheit gehören aber auch einige kritische Stimmen: Deutsche Bank Research belässt die Rheinmetall-Aktie nach den Zahlen bei einem Kursziel von 550 Euro auf "Hold". Analyst Christoph Laskawi schrieb in seinem am Freitag vorliegenden Kommentar, der Rüstungskonzern und Autozulieferer habe ein erfreuliches Quartal hinter sich. Deutlich zurückhaltender zeigt sich nur die schweizerische Großbank UBS, die Rheinmetall auf "Neutral" mit einem Kursziel von 496 Euro belassen. Die Telefonkonferenz des Rüstungskonzerns zu den Quartalszahlen sei wie immer "bullish" gewesen, schrieb Analyst Sven Weier in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Rheinmetall-Chef Papperger gehe davon aus, dass das Hindernis der Schuldenbremse in Deutschland rasch überwunden werde und es in den kommenden Wochen zu keinen größeren Auftragsverzögerungen kommen werde. Es könnte aber etwas Gegenwind aufkommen, weil die Situation im Bundeshaushalt alles andere als einfach zu lösen sei.

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Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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