Politik

Nato-Raketenabwehrschirm: Polen verstärkt seine Sicherheitsmaßnahmen - und Russland droht

In einer klaren Reaktion auf die anhaltende Bedrohung aus Russland wurde in Polen kürzlich ein Stützpunkt für den Nato-Raketenabwehrschirm offiziell eröffnet. Vertreter der USA und Polens Regierung waren anwesend, als der polnische Präsident Andrzej Duda betonte: "Die ganze Welt wird klar und deutlich sehen, dass dies hier kein russischer Einflussbereich mehr ist." Russland drohte bereits mit Konsequenzen.
14.11.2024 05:57
Lesezeit: 3 min
Nato-Raketenabwehrschirm: Polen verstärkt seine Sicherheitsmaßnahmen - und Russland droht
Der polnische Präsident Andrzej Duda spricht während der offiziellen Eröffnung der US-Raketenabwehrbasis Aegis Ashore: Der Raketenabwehrschirm soll die Nato-Ostflanke schützen (Foto: dpa). Foto: Adam Warzawa

Diese Basis in Redzikowo, die etwa 100 Kilometer westlich von Danzig liegt, ist Teil des Nato-Raketenabwehrsystems und gilt als eine wichtige strategische Verteidigungseinrichtung, die Europa schützen soll. Ursprünglich wurde der Nato-Raketenabwehrschirm unter dem US-Präsidenten George W. Bush initiiert, um mögliche Bedrohungen aus dem Iran abzuwehren. Doch besonders für Polen symbolisiert die Anlage auch einen Schutzschild gegen Russland, dessen Präsenz im östlichen Europa als wachsende Gefahr wahrgenommen wird.

Aegis Ashore: System für den Luftraumschutz der Nato-Ostflanke und der Ukraine

Polen ist als Nato- und EU-Mitglied einer der engagiertesten Unterstützer der Ukraine und übernimmt eine zentrale Rolle als logistische Drehscheibe für die westliche Militärhilfe an Kiew. Der Nato-Raketenabwehrschirm soll nicht nur das Land selbst, sondern auch die östliche Nato-Flanke absichern. Diese Rolle Polens ist umso bedeutender, da das Land an die russische Exklave Kaliningrad und an Belarus grenzt – einen engen Verbündeten Russlands. Der Konflikt in der Ukraine hat Warschau alarmiert und zu erhöhten Verteidigungsinvestitionen motiviert, um ein potenzielles Übergreifen des Konflikts auf osteuropäisches Gebiet zu verhindern.

Die neue Anlage in Redzikowo ist mit dem Abwehrsystem Aegis Ashore ausgerüstet. Dieses System, das ursprünglich für US-Marine-Schiffe entwickelt wurde, wurde für den Einsatz an Land angepasst und kann Raketen in der Luft erkennen, verfolgen und zerstören. Der Nato-Raketenabwehrschirm umfasst auch eine vergleichbare Basis in Deveselu, Rumänien, die seit 2016 in Betrieb ist. Die Vorbereitungen für die Basis in Polen dauerten jedoch mehrere Jahre länger und konnten nun abgeschlossen werden, was Polen eine zusätzliche Verteidigungsoption bietet.

Drohungen aus Moskau wegen des Nato-Raketenabwehrschirms Aegis Ashore

Die Eröffnung des Stützpunkts in Polen blieb nicht ohne Reaktion aus Russland. Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte, dass die USA ihre militärische Infrastruktur zunehmend an die russischen Grenzen heranrücken ließen. "Dies ist nichts anderes als ein Versuch, unser militärisches Potenzial einzudämmen", erklärte Peskow und kündigte geeignete Maßnahmen an, um das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Moskau äußert regelmäßig Bedenken hinsichtlich des Nato-Raketenabwehrschirms und argumentiert, dass die in Polen und Rumänien stationierten Abschussanlagen nicht nur für defensive Abfangraketen genutzt werden könnten, sondern theoretisch auch für atomar bestückte Marschflugkörper.

Parallel zur Eröffnung der Basis investiert Polen umfangreich in seine militärische Verteidigung. Zuletzt hat das Land 48 Patriot-Raketen von Raytheon erworben, die die Nato-Ostflanke weiter absichern sollen. Die neuen Raketen werden ab 2027 geliefert und sollen die Fähigkeit Polens erhöhen, den Luftraum zu schützen und damit auch die Verteidigungsposition der Nato zu stärken. Mark Brzezinski, US-Botschafter in Warschau, hob hervor, dass das Patriot-System nicht nur den polnischen Luftraumschutz verbessern, sondern auch die militärische Interoperabilität innerhalb der Nato erhöhen wird.

Zusätzlich zu den Patriot-Raketen hat Warschau in moderne US-Marschflugkörper vom Typ JASSM (Joint Air-to-Surface Standoff Missile) investiert, die eine Reichweite von etwa 1000 Kilometern haben. Diese Luft-Boden-Raketen sollen zwischen 2026 und 2030 geliefert werden und bieten Polen die Möglichkeit, potenzielle Bedrohungen bereits in weiter Entfernung abzuwehren. Der Konflikt in der Ukraine hat deutlich gemacht, wie wichtig eine solche Fernabwehr für die nationale Sicherheit sein kann, betonte das polnische Verteidigungsministerium.

Nato-Raketenabwehrschirm: Polen als Bollwerk gegen russische Aggressionen

Angesichts der Bedrohungen an seiner Ostgrenze hat Polen seine Verteidigungsausgaben auf etwa vier Prozent des BIP erhöht, was im Vergleich zu anderen Nato-Ländern überdurchschnittlich hoch ist. Neben dem Nato-Raketenabwehrschirm plant das Land zudem eine umfassende Verteidigungsanlage entlang der 230 Kilometer langen Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad. Diese Sicherheitsinitiative, die rund 2,5 Milliarden Euro kosten soll, unterstreicht Polens Rolle als vorderste Verteidigungslinie der Nato gegenüber Russland.

Der neue Nato-Raketenabwehrschirm und die weiteren polnischen Verteidigungsprojekte unterstreichen die Entschlossenheit Warschaus, eine Abschreckung gegen jede potenzielle russische Aggression zu bieten. Angesichts der russischen Drohungen, darunter Aussagen von Ex-Präsident Dmitri Medwedew, der Polen mit "radioaktiver Asche" bedrohte, setzen die neuen Investitionen ein klares Zeichen. Polen bleibt weiterhin einer der stärksten Unterstützer der Ukraine und ein zentraler Akteur für die Sicherheit Europas.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelsriesen setzen Verbraucher unter Druck – Gutachten kritisiert Marktmacht
21.11.2025

Steigende Lebensmittelpreise sorgen bei vielen Verbrauchern für Unmut – und laut einem aktuellen Gutachten der Monopolkommission liegt...