Panorama

Migration, Terrorgefahr und Krieg: Die größten Sorgen der EU-Bürger

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird von Menschen in Osteuropa als ernste Bedrohung wahrgenommen. Doch betrachtet man die gesamte EU, drängen sich andere Sorgen in den Vordergrund.
24.11.2024 07:21
Lesezeit: 2 min

Irreguläre Migration und Terrorgefahr beschäftigen die Bürger in der Europäischen Union stärker als andere Bedrohungen für den Frieden. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung in den 27 EU-Mitgliedstaaten hervor. Regionale Unterschiede sind dabei klar erkennbar: Während der russische Angriffskrieg in der Ukraine ebenfalls als große Bedrohung wahrgenommen wird, rangieren bei der Frage "Was ist heute die größte Bedrohung für den Frieden in Europa?" andere Themen höher.

Terrorgefahr dominiert Sorgen in Deutschland

Laut Umfrage sehen rund 25 Prozent der über 26.000 Befragten den fehlenden Grenzschutz als größte Gefahr. Terrorgefahr wird von 21 Prozent als Hauptbedrohung genannt, gefolgt von Cyberangriffen (19 Prozent). Ein Angriff durch eine fremde Macht beunruhigt 18 Prozent der EU-Bürger, während 17 Prozent das organisierte Verbrechen als größte Gefahr betrachten.

In Deutschland nimmt das Thema Terrorgefahr eine besondere Rolle ein: 23 Prozent der Befragten halten sie für die größte Bedrohung. Ein möglicher Zusammenhang mit der Befragung im vergangenen September liegt nahe, da der Anschlag in Solingen noch präsent war. Am 23. August hatte der Syrer Issa Al H. in Solingen drei Menschen mit einem Messer getötet. Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte den Anschlag für sich.

Neben der Terrorgefahr betrachten jeweils 21 Prozent der Deutschen mangelnde Grenzsicherung, organisierte Kriminalität und einen militärischen Angriff als größte Bedrohungen für den Frieden in Europa. 14 Prozent sehen die Hauptgefahr im Cyberraum.

Polens größte Sorge: Der Krieg vor der Haustür

In Polen, das an die Ukraine grenzt, ist die Sorge vor einem militärischen Angriff am stärksten ausgeprägt. 29 Prozent der Polen sehen dies als größte Bedrohung. Zum Vergleich: Im geografisch weiter entfernten Spanien äußerten nur 16 Prozent diese Angst.

Deutschland und die USA: Partnerschaft im Wandel

Im September, also vor der erneuten Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, hielten 54 Prozent der Deutschen die USA für den wichtigsten Verbündeten der EU – etwas mehr als der EU-weite Durchschnitt von 51 Prozent. Besonders hoch ist dieser Anteil in Polen (65 Prozent), während Belgien mit 43 Prozent deutlich niedriger liegt.

Umgekehrt zeigt sich weniger Enthusiasmus aus den USA: Laut der Befragung sehen 27 Prozent der rund 2.500 US-Teilnehmer Großbritannien als wichtigsten Partner, während 25 Prozent die EU in dieser Rolle sehen. Kanada (13 Prozent) und Israel (12 Prozent) folgen.

China als ambivalenter Partner

Rund jeder zehnte Deutsche und EU-Bürger nennt China als wertvollsten Verbündeten. China steht jedoch wegen seiner Unterstützung Russlands durch sogenannte Dual-Use-Güter international in der Kritik.

Die Bundesregierung beschloss im Sommer 2023 erstmals eine umfassende China-Strategie. Ziel ist es, die wirtschaftliche Abhängigkeit zu verringern und mögliche Schocks – wie nach der russischen Invasion der Ukraine – zu vermeiden. Die Strategie definiert China als Partner, Wettbewerber und systemischen Rivalen und betont die Notwendigkeit, Abhängigkeiten frühzeitig zu reduzieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump vs. Powell: Der nächste Angriff auf die US-Notenbank
15.07.2025

Trump bringt Fed-Chef Powell erneut ins Visier – diesmal mit einem Trick über Baukosten. Dahinter steckt mehr als ein Haushaltsstreit:...

DWN
Politik
Politik Letta warnt: NATO-Aufrüstung und Trump könnten Europa ruinieren
15.07.2025

Italiens ehemaliger Ministerpräsident Enrico Letta schlägt Alarm: Europas größte Staaten können die NATO-Vorgaben nicht erfüllen –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...