Politik

Inflation steigt - Lebensmittel und Dienstleistungen verteuern sich weiter

Im November steigen die Preise in Deutschland erneut stärker als erwartet. Die Inflationsrate überschreitet wieder die Zwei-Prozent-Marke – und das hat vor allem zwei Ursachen: Lebensmittel und Dienstleistungen. Was Verbraucher erwarten können und was der Anstieg für die Geldpolitik der EZB bedeutet, erfahren Sie hier.
28.11.2024 18:05
Lesezeit: 2 min
Inflation steigt - Lebensmittel und Dienstleistungen verteuern sich weiter
Das Leben in Deutschland verteuert sich im November etwas stärker. Die Inflationsrate überschreitet wieder die Zwei-Prozent-Marke. Und das wird wahrscheinlich nicht die letzte Steigerung gewesen sein. (Foto: dpa) Foto: Helena Dolderer

Das Leben in Deutschland wird im November wieder kostspieliger. Die Inflationsrate klettert über die Zwei-Prozent-Marke. Und ein Ende dieses Trends scheint vorerst nicht in Sicht.

In Deutschland haben sich die Lebenshaltungskosten im November weiter erhöht. Mit 2,2 Prozent überschritt die jährliche Inflationsrate erstmals seit Juli wieder die Zwei-Prozent-Marke, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte. Preistreiber bleiben Lebensmittel und Dienstleistungen. Währenddessen sanken die Verbraucherpreise von Oktober auf November um 0,2 Prozent.

Volkswirte gehen davon aus, dass der Anstieg der jährlichen Teuerungsrate in den kommenden Monaten anhält. Positiv für Verbraucherinnen und Verbraucher ist jedoch die Prognose, dass die Inflation insgesamt moderat bleiben dürfte.

Sebastian Becker, Ökonom bei Deutsche Bank Research, mahnt, den jüngsten Anstieg der Inflationsrate nicht als Wiederaufflammen des Inflationsdrucks zu werten. Gleichzeitig wirkt die schwache Konjunktur dämpfend auf die Preise. Ulrike Kastens, Volkswirtin beim Deutsche-Bank-Fondsanbieter DWS, rechnet für Dezember mit einer ähnlichen Rate.

Aufwärtstrend ohne Teuerungswelle

Eine Teuerungswelle wie 2022 erwartet derzeit niemand. Damals verteuerten sich Energiepreise durch den russischen Angriff auf die Ukraine schlagartig, wodurch die Inflationsrate in Deutschland auf fast neun Prozent anstieg.

Von solchen Höhen ist die aktuelle Teuerung weit entfernt. Dennoch hat sich der Trend umgekehrt: Im September erreichte die Inflationsrate mit 1,6 Prozent den niedrigsten Wert seit Februar 2021. Im Oktober trieben höhere Preise für Dienstleistungen und Lebensmittel die Rate auf 2,0 Prozent. Solche hohen Teuerungsraten belasten die Kaufkraft, da Verbraucher für ihr Geld weniger erhalten.

Lebensmittel und Dienstleistungen als Preistreiber

Auch im November erwiesen sich Lebensmittel und Dienstleistungen als Inflationstreiber. Die Kosten für Nahrungsmittel stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent. Hier ließ der Preisdruck jedoch leicht nach. Butter, eine unverzichtbare Zutat in der Adventsbäckerei, verteuerte sich hingegen drastisch: Sie kostete bis zu 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie statistische Landesämter berichteten. Dienstleistungen wie Gaststättenbesuche, Pauschalreisen oder Autoreparaturen verteuerten sich im November erneut um 4,0 Prozent.

Energie bleibt günstiger

Energiepreise lagen im November 3,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im Oktober betrug der Rückgang sogar 5,5 Prozent, im September 7,6 Prozent. Damit minderten die Energiekosten die Inflationsrate weniger stark als in den Monaten zuvor.

Die sogenannte Kerninflation, bei der die schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, lag im November bei 3,0 Prozent. Diese Kennziffer spiegelt nach Ansicht vieler Ökonomen die grundlegende Inflation besser wider als die Gesamtrate.

Vorübergehende höhere Raten erwartet

Laut Bundesbank müssen Verbraucher bis ins neue Jahr mit etwas höheren Inflationsraten rechnen. Zum Jahresende 2023 waren Energie- und Reisekosten deutlich gesunken, diese dämpfenden Basiseffekte entfallen nun.

"Zu Beginn des neuen Jahres kommen Sondereffekte hinzu, die die Preise erhöhen", erklärte die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Dazu gehören höhere Kosten für das Deutschlandticket und vermutlich deutliche Beitragserhöhungen bei privaten Krankenversicherungen. Außerdem dürfte das kräftige Lohnwachstum die Teuerung im Dienstleistungssektor anheizen. Ökonom Becker prognostiziert für 2025 eine Inflationsrate von rund 2,2 Prozent.

Wie reagiert die EZB?

Trotz leicht gestiegener Inflationsraten im Euroraum erwarten viele Experten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Mitte Dezember die Leitzinsen senken wird – ebenso wie in den darauffolgenden Monaten. Denn auch im Euroraum gilt die große Inflationswelle als überwunden. Die EZB strebt an, ihr mittelfristiges Ziel einer Inflationsrate von zwei Prozent im Jahr 2025 zu erreichen.

Allerdings mahnten zuletzt EZB-Direktorin Isabel Schnabel und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel zu vorsichtiger Zinspolitik. Nagel warnte, dass die Zollpläne des designierten US-Präsidenten Donald Trump die Inflation auch in Deutschland weiter anheizen könnten.

Niedrigere Zinsen stützen die Konjunktur, da Unternehmen und Privatpersonen günstiger Kredite aufnehmen können, um zu investieren oder zu konsumieren. Hauptziel der EZB bleibt jedoch die Preisstabilität und damit eine stabile Währung im Euroraum.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmangel: Deutschland fehlen 550.000 Wohnungen
05.02.2025

Eine neue Analyse belegt ein massives Wohnungsdefizit in Deutschland: 550.000 Wohnungen fehlen bundesweit. Die Politik zeigt sich vor der...

DWN
Panorama
Panorama Elf Tote in Schweden: Was ist passiert?
05.02.2025

Nach einer Schießerei an einer Erwachsenenbildungseinrichtung in Schweden bleiben viele Fragen offen. Mindestens elf Menschen starben,...

DWN
Politik
Politik Grönland wählt am 11. März - und verbietet ausländische Spenden an Politik
05.02.2025

Aus Angst vor Wahlmanipulation und angesichts geopolitischer Begehrlichkeiten greift Grönland durch: Ausländische und anonyme Spenden an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Strafzölle: Wie die deutsche Wirtschaftsleistung massiv bedroht wird
05.02.2025

US-Strafzölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China könnten gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben. Experten des...

DWN
Panorama
Panorama Russischer Geheimdienst hinter Auto-Sabotagen vermutet
05.02.2025

Eine Serie von Sabotageakten gegen Autos sorgt für Unruhe in Deutschland. Die Polizei vermutet dahinter einen russischen Geheimdienst, der...

DWN
Technologie
Technologie Shein und Temu im Visier der EU-Kommission
05.02.2025

Die EU-Kommission will gegen den massenhaften Import billiger Produkte von Plattformen wie Shein und Temu vorgehen. Im Fokus stehen...

DWN
Politik
Politik Mehrheit bei Migrationsvotum durch AfD: Für mehr als die Hälfte der Deutschen kein Problem
05.02.2025

Bei den Demonstrationen gegen Merz und die AfD war viel Empörung zu spüren. Doch diese Proteste spiegeln nur die Meinung einer – wenn...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungskonzern KNDS übernimmt Alstom-Werk in Görlitz und sichert Arbeitsplätze
05.02.2025

Der Rüstungskonzern KNDS übernimmt das Alstom-Werk in Görlitz. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten die Unternehmen eine...