Politik

FDP-Chef Lindner will trotz D-Day-Papier weitermachen - mit neuer Strategie

FDP-Chef Christian Lindner setzt auf eine umfassende Kommunikationsoffensive, um die Aufregung um das D-Day-Papier und den Ausstieg aus der Ampelkoalition zu besänftigen. In einem auf der Plattform X geteilten Videobeitrag bezeichnet er die Debatte um den Bruch der Ampelregierung als "Machtauseinandersetzung".
02.12.2024 10:31
Lesezeit: 2 min

Vor allem die ehemaligen Koalitionspartner SPD und Grüne würden, so Lindner, Fehler der FDP instrumentalisieren, um die Glaubwürdigkeit der Liberalen zu untergraben oder gar eine "Charakterfrage" zu stellen. Seinen Rücktritt schließt Lindner aus und kündigt an, bei der Bundestagswahl im Februar erneut als Spitzenkandidat anzutreten.

"Hagelschauer" für FDP-Chef Lindner

In der ARD-Sendung "Caren Miosga" stellte Lindner auf die Frage nach einem möglichen Rücktritt klar: "Ich habe nicht die Absicht, nein. Und ich habe die Absicht, mich bei meiner Partei zu bewerben als Spitzenkandidat." Die Entscheidung der FDP, die Ampelkoalition zu verlassen, sei aus inhaltlicher Überzeugung getroffen worden. Mit diesen Positionen wolle Lindner bei der Bundestagswahl am 23. Februar antreten. "Ich gehe durch diesen Hagelschauer mit faustgroßen Hagelkörnern, weil ich an etwas glaube. Ich möchte wissen, ob das bei den Bürgerinnen und Bürgern Unterstützung findet", sagte der FDP-Chef.

Die FDP steht derzeit vor einer tiefen Krise: Am Donnerstag wurde das "D-Day"-Papier der FDP öffentlich, das den möglichen Koalitionsbruch mit SPD und Grünen in militärischer Sprache beschreibt. Neben dem Begriff "D-Day" ist darin von einer "offenen Feldschlacht" die Rede. Das Papier sorgte nicht nur bei politischen Gegnern, sondern auch innerhalb der Partei für erhebliche Kritik. Am Freitag trat daraufhin Generalsekretär Bijan Djir-Sarai zurück. Sein Nachfolger, der ehemalige Bundesjustizminister Marco Buschmann, soll am Montag offiziell vorgestellt werden.

FDP-Chef Lindner: "D-Day"-Papier unprofessionell

Christian Lindner distanzierte sich in der Sendung "Caren Miosga" klar vom umstrittenen "D-Day"-Papier: "Ich kannte dieses Papier nicht." Es sei jedoch legitim, dass es erstellt wurde, da die FDP sich mit verschiedenen Szenarien auseinandergesetzt habe – von der Fortführung der Koalition über Neuwahlen bis hin zum Ausstieg. Dennoch kritisierte Lindner die mangelnde Professionalität des Dokuments: "Die stilistische und inhaltliche Anlage dieses Papiers kann ich nicht billigen." Während Lindner keine direkte Verantwortung für das Papier übernimmt, erklärte er: "Ich übernehme die Verantwortung dafür, dass die FDP bereit war, die Ampel zu verlassen und dies entsprechend vorzubereiten."

Die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sieht die Glaubwürdigkeit der FDP durch das "D-Day"-Papier erheblich beschädigt. Auch innerhalb der Partei habe das Dokument für Empörung gesorgt. "Wir befinden uns in einer selbstverschuldeten, schwierigen Krise", sagte sie dem Magazin "Table.Briefings". Vor der Bundestagswahl sei es entscheidend, deutliche Zeichen der Ermutigung an die Parteibasis zu senden. Einen Rücktritt Lindners forderte sie jedoch nicht. Die FDP steht vor einer Schicksalswahl, da sie laut Umfragen bei nur 3 bis 5 Prozent liegt und damit um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen muss. In seinem Video auf X appellierte Lindner an die Wähler, ihre Entscheidung auf die Zukunft zu richten: "Orientieren Sie sich nicht an der Vergangenheit, sondern daran, was Sie für Ihre Zukunft als richtig empfinden."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Eilmeldung Washington DC: Schüsse nahe dem Weißen Haus - Zwei Nationalgardisten angeschossen
26.11.2025

In der Nähe des Weißen Hauses in Washington sind zwei Nationalgardisten von einem Schützen angeschossen worden. Sie befinden sich in...

DWN
Politik
Politik Deutsche Bank gegen Verband der Familienunternehmer: Mietvertrag gekündigt auf Grund der Einladung eines AfD-Politikers
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein – entgegen der politisch gewollten Brandmauer der etablierten...

DWN
Politik
Politik Bündnis Sahra Wagenknecht: AfD unterstützt Neuauszählung der Bundestagswahl
26.11.2025

An gerade mal 9.500 fehlenden Stimmen scheiterte im Februar der Einzug des BSW in den Deutschen Bundestag. Seitdem fordert die Partei eine...

DWN
Politik
Politik Grüngasquote für Energiewende: Mehr Umweltschutz und mehr Kosten für Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft und Energiewende in Deutschland weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...