Politik

Bitcoin im Wahlprogramm der AfD: Wie die politische Debatte Deutschland erreicht

Bundestagswahl 2025: Die Kryptowährung Bitcoin glänzt mit Rekordwerten. Grund genug für die Alternative für Deutschland (AfD), mit Bitcoin Wahlkampf zu machen. Das „digitale Gold“ soll eine Alternative zum klassischen Geld werden. Kommt jetzt Trumps Wahlkampftaktik nach Deutschland?
03.12.2024 18:44
Lesezeit: 3 min
Bitcoin im Wahlprogramm der AfD: Wie die politische Debatte Deutschland erreicht
Bundestagswahl 2025: Die AfD fordert eine weitgehende Deregulierung des Bitcoins sowie der Bitcoin-Wallets und der Handelsplätze. (Foto: dpa) Foto: Fernando Gutierrez-Juarez

Am 28. November verabschiedete die AfD Ihren Programmentwurf als Leitantrag für den Bundesparteitag am 11. bis 12. Januar. Zuvor hatte Peter Boehringer, stellvertretender Bundessprecher der AfD, in einer Pressemitteilung, bereits bekanntgegeben, dass die Partei die Forderungen nach weitgehende Deregulierung des Bitcoins sowie der Bitcoin-Wallets und der Handelsplätze in das Wahlkampfprogramm aufnimmt.

Peter Boehringer, AfD-Sprecher des Bundesfachausschusses „Geld- und Währungspolitik“: „Wir setzen uns ein für die Beibehaltung der Umsatzsteuer-Freiheit von Bitcoin-Transaktionen, der einjährigen Frist zur Besteuerung von Wertzuwächsen sowie des Rechts auf Eigenverwahrung der Coins in selbstverwalteten Wallets.“

BTW 2025: Bitcoin wird Teil des AfD-Wahlprogramms

Der Programmentwurf beschreibt Bitcoin als vielversprechende Währung: „Bitcoin erfülle inzwischen die meisten Geldfunktionen und sei ein begrüßenswerter Kandidat im Wettbewerb der Währungen.“ Auch steht die Partei seit ihrer Gründung positiv zur Entwicklung von Bitcoin „als nicht inflationierbares Geld ideell positiv begleitet“. Man wolle Anlegern die „libertäre Freiheit geben, in Ruhe gelassen zu werden“.

Joana Cotar, frühere AfD-Politikerin und heute fraktionslose Bundestagsabgeordnete, übt allerdings Kritik an Boehringers Darstellung. Auf X schrieb sie: „Ist halt glatt gelogen.“ Ihr eigener Antrag zur Deregulierung von Bitcoin sei damals von der AfD-Fraktion abgelehnt worden.

Cotar, die die Initiative Bitcoin im Bundestag ins Leben gerufen hat, gilt als eine der bekanntesten Befürworterinnen der Kryptowährung in der deutschen Politik.

AfD-Pro-Haltung: Bitcoin aus wahltaktischen Gründen?

Der Bitcoin-freundliche Kurs der AfD kann nach dem Ausgang der US-Wahl durchaus strategisch motiviert sein, denn mit Donald Trump gelang es einem Bitcoin-Befürworter, die US-Präsidentschaftswahl für sich zu entscheiden. Auf einem Kongress in Washington sagte Trump: „Ich werde dafür sorgen, dass die Zukunft von Krypto und Bitcoin in den USA liegt.“ Unterstützt wurde seine Kampagne mit Millionenspenden aus der Krypto-Branche.

Die heimische Krypto-Community reagiert begeistert über den AfD-Vorstoß. So kommentiere der bekannte Bitcoin-YouTube-Kanal „Blocktrainer“: „BTC endlich in der deutschen Politik?“

Auch in Deutschland wächst die Krypto-Community, was natürlich sehr viel daran liegt, dass der Bitcoin-Kurs seit dem Wahlsiegt Donald Trumps auf Rekordniveau tendiert. Es liegt aber auch daran, dass Bitcoin ohne restriktive staatliche Eingriffe genutzt werden kann und trotzdem kein Bitcoin-Fan dafür kriminalisiert wird. Vor allem junge Männer sehen in Kryptowährungen einen Schutz vor Inflation und die Chance auf schnellen Gewinn. Andere klassische Anlageformen wie Immobilien werden für diese Gruppe zunehmend unerschwinglich.

Ampel zuletzt gegen breiten Einsatz von Bitcoin als Zahlungsmittel

Bereits im Mai erkundigte sich die AfD-Fraktion mit einer Anfrage (20/11236) im Bundestag nach der Haltung der Bundesregierung zur Kryptowährung Bitcoin und mögliche Pläne zu staatlicher Beschränkung. Laut der Antwort der Bundesregierung gibt es einen „fortlaufenden Austausch zu regulatorischen Themen mit Behörden, insbesondere der BaFin und Bundesbank, sowie Stakeholdern im Rahmen etablierter Prozesse aus. Mit wachsender Bedeutung der Märkte für Kryptowerte hat die Bundesregierung auf eine risikoadäquate Regulierung hingewirkt.“

Auf die Frage, ob die Bundesregierung in der Kryptowährung Bitcoin Chancen und/oder Risiken beim Einsatz als Zahlungsmittel oder wertstabile Währungsreserve sieht, teilte die Regierung mit, dass „bereits die hohe Volatilität des Kryptowertes Bitcoin gegen einen breiteren Einsatz als Zahlungsmittel oder wertstabile Währungsreserve spricht“.

Ein Verbot der privaten Kryptowährung schloss die Bundesregierung in ihrem Schreiben Ende Mai aus: „Die Bundesregierung erarbeitet derzeit weder ein grundsätzliches Verbot des Besitzes oder des Handels von Kryptowerten wie z. B. Bitcoin, noch an einer Regulierung des Betriebs selbst betriebener Bitcoin-Netzwerkinfrastrukturen.“

BTW 2025: Wird der Umgang mit Bitcoin wahlentscheidend?

Bisher sehen die anderen Parteien kein Wahlkampfpotenzial mit Bitcoin-freundlichen Forderungen: So wollte etwa Bündnis 90/Die Grünen die aktuell bestehende Steuerfreiheit von Gewinnen mit Kryptowährungen nach einem Jahr Haltedauer abschaffen oder die Bundestagsfraktion der CDU/CSU die Privatsphäre bei Bitcoin-Transaktionen kriminalisieren.

Fazit: Ob sich die deutsche Politik insgesamt künftig stärker mit den Chancen von Bitcoin auseinandersetzen wird, bleibt vorerst offen. Und ob die AfD mit ihrer Bitcoin-Offensive junge, neue Wähler gewinnen kann, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Das Thema Kryptowährungen hat die politische Debatte in Deutschland erreicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...