2024 könnte global das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen werden. Es wird voraussichtlich das erste Jahr sein, in dem die globale Durchschnittstemperatur mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegt. Das berichtet der EU-Klimawandeldienst Copernicus, der auf umfassenden Datenquellen wie Satelliten, Wetterstationen und Schiffsmessungen basiert. Auch der Deutsche Wetterdienst und die US-Klimabehörde NOAA gehen von einem Rekordjahr aus.
Trotz einer geschätzten Abweichung von etwa 1,6 Grad Celsius gilt das Pariser 1,5-Grad-Ziel zur Begrenzung des Klimawandels noch nicht als verfehlt. Hierfür werden langfristige Durchschnittswerte herangezogen.
Dringender Handlungsbedarf im Kampf gegen den Klimawandel
Wie Copernicus weiter mitteilte, war der November 2024 global der zweitwärmste November seit Beginn der Aufzeichnungen. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur betrug 14,1 Grad Celsius.
"Die Daten aus dem November bestätigen mit großer Sicherheit, dass 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird", so Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus-Klimawandeldiensts. Sie fordert verstärkte Klimaschutzmaßnahmen, um die Krise zu bewältigen.
Ursachen und zusätzliche Faktoren
Der Anstieg der Temperaturen wird maßgeblich durch menschengemachte Treibhausgase verursacht. Hinzu kommen weitere Faktoren wie die erhöhte Sonnenaktivität, das Wetterphänomen El Niño, vulkanische Aktivitäten und ein Rückgang des Feinstaubs über den Ozeanen.
Laut deutschen Forschern gibt es zudem weniger niedrig liegende Wolken, die normalerweise das Klima kühlen. Diese Veränderung könnte den Temperatursprung von 2022 auf 2023 und 2024 erklären, wobei die genauen Ursachen noch unklar sind. Es wird vermutet, dass die globale Erwärmung selbst die Wolkenbildung beeinflussen könnte.
Regionale Unterschiede bei der Erderwärmung
Copernicus weist darauf hin, dass die Temperaturentwicklung im November regional unterschiedlich war. In Europa lag die Durchschnittstemperatur bei 5,14 Grad Celsius, womit der November 2024 nicht zu den zehn wärmsten Novembern gehörte.
In Regionen wie Nordrussland, Nordosteuropa und Südwesteuropa war es wärmer als üblich, während es im Südosten Europas kühler blieb. Weltweit waren die Temperaturen in Teilen Nordamerikas, Nordafrikas, Chinas, Pakistans, Sibiriens und Australiens überdurchschnittlich. Unterdurchschnittlich kalt war es hingegen im Westen der USA, in Teilen Nordafrikas und in der Antarktis.
Klimawandel beeinflusst Niederschlagsmuster
Auch die globalen Niederschläge im November 2024 zeigten deutliche Unterschiede. Während in West- und Mitteleuropa sowie in Teilen der USA, Mexikos und Chiles weniger Niederschlag fiel, gab es überdurchschnittlich viel Regen in Großbritannien, Skandinavien, Osteuropa und anderen Regionen. Taifune verursachten im Westpazifik schwere Niederschläge und Schäden, insbesondere auf den Philippinen.
Rekordverluste beim Meereis
Das arktische Meereis erreichte im November 2024 laut Copernicus die drittniedrigste monatliche Ausdehnung, neun Prozent unter dem Durchschnitt. In der Antarktis fiel die Meereisausdehnung sogar auf ein historisches Tief und lag zehn Prozent unter dem Durchschnitt.
"Die Werte von 2016 und 2023 wurden leicht übertroffen, was die Serie historisch großer negativer Anomalien in den Jahren 2023 und 2024 fortsetzt", heißt es in der Mitteilung.