Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte bei seinem Besuch in Köln, eine funktionierende, europaweite Verkaufsförderung für Elektroautos sei der optimale Ansatz. Ergänzend müsse die Ladeinfrastruktur in ganz Europa ausgebaut werden. Als Alternative nannte er nationale Anreize, blieb jedoch vage.
Nach dem Auslaufen des deutschen „Umweltbonus“ Ende 2023 brach die Nachfrage nach Elektroautos deutlich ein. Insbesondere Ford, das in Köln zwei neue Elektroauto-Modelle fertigt, leidet unter schleppenden Verkaufszahlen.
Sorgen und Protest bei Ford-Beschäftigten
Rund 8.000 Beschäftigte des Ford-Werks in Köln nahmen an einer Betriebsversammlung teil. Viele bangen um ihre Arbeitsplätze, da ein massiver Stellenabbau geplant ist: Etwa 25 % der 12.000 Jobs sollen in den nächsten drei Jahren wegfallen.
Die Stimmung war angespannt, und die Belegschaft äußerte ihren Unmut lautstark. Mit Slogans wie „Olaf, ohne Wahl wär’n wir Dir egal“ und „Kein Labern mehr“ forderten sie politische Unterstützung.
Betriebsrat und Management fordern Kaufprämie
Ford-Betriebsratschef Benjamin Gruschka appellierte an die Politik, die Nachfrage durch eine Kaufprämie für Elektroautos anzukurbeln. „Wir müssen die Transformation meistern und brauchen dafür klare politische Rahmenbedingungen“, sagte er.
Auch Ford-Geschäftsführer Marcus Wassenberg betonte, dass nur ein gemeinsames Handeln von Politik, Unternehmen und Gewerkschaften die Herausforderungen bewältigen könne.
Milliarden-Investition und schwacher Verkaufsstart
Ford investierte knapp zwei Milliarden Euro in die Umstellung seines Kölner Werks auf Elektromobilität. Die neuen Modelle, der Ford Explorer und der Ford Capri, kamen 2023 auf den Markt – jedoch zu einem schwierigen Zeitpunkt, da die Nachfrage nach Stromern zurückging.
Die Modellpolitik des Unternehmens steht in der Kritik: Mit Preisen ab 42.000 Euro für den Explorer und 44.000 Euro für den Capri bewegen sich die Fahrzeuge weit über dem traditionellen Preissegment der Marke.
FDP: Kritik an Management und staatlicher Förderung
Reinhard Houben, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP, kritisierte sowohl Ford als auch die Forderungen nach staatlichen Hilfen. „Das Management hätte antizipieren müssen, dass der Markt anders reagiert“, sagte Houben. Reflexartige Rufe nach Subventionen seien problematisch und belasteten die Steuerzahler.
Houben stellte außerdem infrage, ob es klug war, den erfolgreichen Kleinwagen Ford Fiesta durch teurere Modelle zu ersetzen. „Die bisherigen Kunden ziehen bei diesem Preisniveau nicht mit“, kommentierte er.