Unternehmen

Pünktlichkeit im Nahverkehr: Hamburg top - Frankfurt hinten

Eine Auswertung des ADAC zur Pünktlichkeit von S- und U-Bahnen im Nahverkehr dreier großer Städte zeigt gewaltige Unterschiede. Dabei kommt es auch darauf an, was noch als pünktlich gilt. Und: Die Ansprüche sind nicht mehr sehr hoch!
14.12.2024 13:35
Lesezeit: 2 min

Wie pünktlich der Nahverkehr in deutschen Großstädten ist, kommt auch darauf an, was noch als pünktlich gilt. Das zeigt eine Auswertung des ADAC zu den S- und U-Bahnfahrten in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main. Insgesamt schnitt dabei Hamburg mit Abstand am besten ab. In Frankfurt kommt dagegen nicht einmal jeder zweite Zug wirklich pünktlich an. Basis waren Echtzeitdaten der Verkehrsunternehmen. Die Deutsche Bahn verweist unter anderem auf Infrastruktur und Personalsituation.

Bei vielen Auswertungen zur Unpünktlichkeit fließen nur Züge mit mindestens sechs Minuten Verspätung in die Statistik ein. Ausfallende Züge werden ebenfalls nicht berücksichtigt. Das hebt die Pünktlichkeitswerte deutlich an. Der ADAC wertete dagegen alle ausfallenden Züge als verspätet. Mit dieser Maßgabe und der 6-Minuten-Grenze waren im Untersuchungszeitraum in Hamburg rund 97 Prozent der S-Bahnen und 99 Prozent der U-Bahnen pünktlich. In Berlin waren es 91 und 94 Prozent, in Frankfurt 81 und 95.

Legt man einen etwas strengeren Pünktlichkeitsbegriff an – beispielsweise weniger als drei Minuten - werden die Zahlen teilweise deutlich schlechter. Hamburg steht mit 91 Prozent pünktlichen S-Bahnen und 98 Prozent pünktlichen U-Bahnen zwar immer noch recht gut da, in Berlin sieht es mit 83 und 86 Prozent aber schon deutlich schlechter aus und in Frankfurt mit 67 und 86 Prozent noch etwas schlechter.

Beim strengen Maßstab überwiegt teilweise die Unpünktlichkeit

Beim strengen Maßstab weniger als eine Minute Verspätung wird es dann auch in Hamburg schwächer. Die dortige S-Bahn kommt dann noch auf 77 Prozent Pünktlichkeit, die U-Bahn auf 93 Prozent. Im Vergleich zu 53 und 48 Prozent in Berlin ist das allerdings noch immer gut. Ganz zu schweigen von 33 und 46 Prozent in Frankfurt.

Zu den Unterschieden tragen laut ADAC auch Unterschiede der Netze bei. U-Bahnen seien meist pünktlicher, weil sie ein eigenes Netz hätten. Bei der S-Bahn im Frankfurt mache sich dagegen negativ bemerkbar, dass sich dort auf vielen Abschnitten Züge des Nah-, Fern- und Güterverkehrs dieselben Gleise teilten.

Bahn: Infrastruktur sanierungsbedürftig

Ein Sprecher der Deutschen Bahn, die für die S-Bahnen zuständig ist, sagte: „Grundsätzlich resultiert ein großer Teil der Verspätungen und Ausfälle aus dem Zustand der Schieneninfrastruktur.“ Diese sei nicht nur sanierungsbedürftig, sondern habe auch zu wenig Kapazität. Hinzu komme – je nach Region – auch eine angespannte Personalsituation in den Stellwerken. Daher gebe es je nach Netz unterschiedliche Pünktlichkeits- und Zuverlässigkeitswerte, die die lokalen Bedingungen berücksichtigten.

Der Bahn sei „bewusst, dass Verspätungen und Zugausfälle zu berechtigtem Ärger bei den Fahrgästen führen“, betonte der Sprecher. Man arbeite daran, „dass die S-Bahnen schnell wieder zuverlässiger fahren“ und investiere „massiv, um die Kapazität des Schienennetzes zu vergrößern und um den Betrieb der S-Bahnen zuverlässiger zu machen“. Dies führe aber zu Baustellen, die wiederum den S-Bahn-Verkehr einschränkten.

Nicht alle Städte machten mit

Neben den drei ausgewerteten Städten hatte der ADAC auch München und Köln um Zugang zu den Daten gebeten. München lehnte laut ADAC allerdings komplett ab, Köln erstellte eine eigene, nicht vergleichbare Auswertung.

Für die Untersuchung, deren Schwerpunkt im September lag, hatte das IT-Unternehmen Cognizant im Auftrag des ADAC hunderttausende Echtzeitdaten über Schnittstellen der Verkehrsverbünde erfasst und ausgewertet. Dabei galten auch ausgefallene Züge als verspätet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...