Politik

Bitterer Abgesang: Joe Biden und das Ende seiner Präsidentschaft

Joe Biden steht vor einem schmerzhaften Abschied aus dem Weißen Haus. Seine Amtszeit war geprägt von Erfolgen wie massiven Investitionen in Klimaschutz, aber auch von Rückschlägen. Eine chaotische Afghanistan-Mission, neue Kriege und eine umstrittene Begnadigung zum Schluss werfen Schatten auf sein politisches Vermächtnis.
18.12.2024 11:01
Lesezeit: 2 min
Bitterer Abgesang: Joe Biden und das Ende seiner Präsidentschaft
Joe Biden verabschiedet sich aus dem Weißen Haus: Eine Amtszeit zwischen Erfolgen und Herausforderungen. (Foto: dpa) Foto: Adam Schultz/White House

Joe Biden bereitet sich auf einen schmerzhaften Abschied aus dem Weißen Haus vor. Dass der Demokrat am 20. Januar die Amtsgeschäfte ausgerechnet an Donald Trump übergeben muss, ist für den 82-Jährigen ein bitterer Moment. Biden, der Trump 2020 aus dem Amt drängte, hat nun indirekt dessen Rückkehr ermöglicht. Trump dürfte seine zweite Amtszeit auch dazu nutzen, Bidens politisches Vermächtnis anzugreifen - oder das, was davon noch übrig ist.

Biden zwischen Erfolgen und Rückschlägen

Biden hätte als der Präsident in Erinnerung bleiben können, der Trump nach nur einer Amtszeit ablöste und die USA stabilisierte. Er führte das Land aus der Corona-Krise, investierte massiv in Klimaschutz und Infrastruktur und setzte insgesamt eine ambitionierte Agenda um.

Außenpolitisch reparierte Biden Beziehungen zu Verbündeten, stärkte Allianzen und bemühte sich um die strategische Position der USA im Indopazifik. Doch auch ein chaotischer Abzug aus Afghanistan und zwei neue Kriege - in der Ukraine und im Gazastreifen - prägten seine Amtszeit.

Sein Engagement für die Ukraine wurde gelobt, jedoch kritisierten Gegner sein Vorgehen als zu zögerlich. Den Krieg zu beenden, gelang Biden ebenso wenig wie das Blutvergießen im Nahen Osten zu stoppen.

Alter und Kritik am Präsidenten

Bidens Alter war von Beginn an ein Diskussionsthema. Als ältester US-Präsident im Amt häuften sich Pannen, Versprecher und Stürze, die schließlich die Berichterstattung dominierten. Dass seine Partei ihn erst unter öffentlichem Druck dazu bewegen konnte, nicht erneut zu kandidieren, ließ den Demokraten schwach erscheinen.

Biden hinterlässt eine gemischte Bilanz. Viele seiner politischen Erfolge wurden durch die Wahrnehmung seiner körperlichen Schwäche überschattet. Zuletzt verfestigte sich der Eindruck, dass er entscheidend zu Trumps Rückkehr ins Weiße Haus beitrug.

Verpasste Chancen und politische Verantwortung

Biden widmete sein Leben der Politik: Jahrzehntelang war er Senator und Vizepräsident, bevor ihm im dritten Anlauf der Sprung ins Präsidentenamt gelang. Dennoch versäumte er, rechtzeitig eine jüngere Generation aufzubauen, die ihn hätte ablösen können.

Als er schließlich aus dem Rennen ausstieg, fiel die Wahl notgedrungen auf Kamala Harris, die Trump nicht besiegen konnte. Bidens Festhalten an der Macht schadete seiner Partei und trug dazu bei, dass Trump wieder ins Amt gewählt wurde.

Eine kontroverse Entscheidung zum Abschied

Kurz vor Ende seiner Präsidentschaft sorgte Biden für eine umstrittene Entscheidung, als er seinen Sohn Hunter begnadigte. Dieser war wegen Waffen- und Steuervergehen verurteilt worden. Trotz vorheriger Beteuerungen, sich nicht einzumischen, gewährte Biden eine umfassende Begnadigung, die weiterreichend war als nötig.

Die Maßnahme brachte Biden viel Kritik ein und zog den Vorwurf der Heuchelei nach sich. Seine Argumentation, die Justiz sei politisch instrumentalisiert worden, erinnerte an Trumps eigene Verteidigungsstrategien und hinterließ einen fahlen Beigeschmack.

Ein neues Kapitel beginnt

Nach einer langen Karriere in der Politik plant Biden, sich weiterhin gesellschaftlich zu engagieren, etwa an Hochschulen und in einer Stiftung. Außerdem erwartet ihn ein neues Familienkapitel: Seine älteste Enkelin, die zeitweise im Weißen Haus lebte, erwartet ein Kind. Als zukünftiger Urgroßvater wird Biden in dieser neuen Rolle vermutlich Trost finden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Elon Musk: Der stille Umbau der USA in ein Tech-Regime
17.05.2025

Nie zuvor in der modernen Geschichte der USA hat ein einzelner Unternehmer derart tief in den Staat eingegriffen. Elon Musk, offiziell ohne...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...

DWN
Politik
Politik Zentralplanerisches Scheitern: Lukaschenkos Preiskontrolle lässt Kartoffeln verschwinden
16.05.2025

Die belarussische Regierung hat mit rigider Preiskontrolle einen der elementarsten Versorgungsbereiche des Landes destabilisiert....

DWN
Finanzen
Finanzen Philipp Vorndran: „Kaufen Sie Immobilien, Gold – und streuen Sie Ihr Vermögen global“
16.05.2025

Anleger müssen umdenken: Investitionsstratege Philipp Vorndran warnt im Gespräch mit Peter Frankl vor einem Kollaps des alten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Kleinaktionäre drängen auf Rückzug von VW-Chef Blume bei Porsche
16.05.2025

VW-Chef Blume steht zunehmend unter Druck: Kritik aus den eigenen Reihen bringt seine Doppelrolle ins Wanken. Wie lange kann er sich noch...

DWN
Finanzen
Finanzen Was sind alternative Investments? Whisky, Windpark, Private Equity – wie Sie abseits der Börse Rendite machen
16.05.2025

Alternative Investments gelten als Baustein für resiliente Portfolios. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Anlageklasse? Warum sie...

DWN
Politik
Politik Dobrindt: Grenzkontrollen markieren den Beginn eines Kurswechsels
16.05.2025

Innenminister Dobrindt setzt auf strengere Maßnahmen und schärfere Grenzkontrollen – ein klarer Kurswechsel in der Migrationspolitik....

DWN
Politik
Politik Grüne kritisieren Wadephuls Aussage zu Verteidigungsausgaben als "naiv"
16.05.2025

Verteidigungsausgaben sollen auf fünf Prozent steigen – ein Vorschlag, der Deutschland spaltet. Doch wie realistisch ist dieses Ziel?...