Die Dunkelflaute beschreibt einen Zustand, indem von der Wetterlage her weder Sonne noch Wind in ausreichendem Maße vorhanden sind, um mit erneuerbaren Energien Strom zu produzieren. Genau dies ist in der vergangenen Woche geschehen und die Strompreise sind in bislang unbekannte Höhen geschnellt.
Erneuerbare Energien können den Strombedarf aktuell nicht decken
Dieses Szenario zeigt die Probleme der gegenwärtigen Energiepolitik auf. Verschärft werden diese auch durch ein gescheitertes Gesetz in Deutschland, das für die Sicherstellung der Stromversorgung gedacht war. Durch das Scheitern der Ampel-Koalition ist auch das von Robert Habeck geplante Kraftwerksgesetz hinfällig. Deutschland bekommt jetzt immer größere Probleme mit seiner Energiepolitik. Die aktuelle Dunkelflaute lässt die Strompreise explodieren und einige Stromanbieter empfehlen ihren Kunden bereits, den Stromverbrauch zu bestimmten Tageszeiten möglichst einzuschränken.
Preisexplosion als Folge
Wie die Marktdaten der Bundesnetzagentur zeigen, ist aufgrund des deutschlandweiten trüben Wetters ohne Sonne und Wind in der vergangenen Woche kurzfristig die Stromerzeugung aus Windkraft und Solar auf absolute Niedrigstwerte gesunken. In der Folge sind die Großhandelspreise für Strom auf das zehnfache des normalen Preises ab 18 Uhr gestiegen. Der Rekord liegt dabei bei 936 Euro pro Megawattstunde.
Ein ähnliches Szenario gab es schon einmal im November, jetzt im Dezember sind die Strompreise jedoch nochmals kräftig gestiegen. Wer als Kunde dynamische Stromtarife hat, wird von seinen Energieversorgern bereits über Social-Media-Kanäle aufgefordert, zu diesen Krisenzeiten den Stromverbrauch möglichst zu drosseln.
Normalerweise profitieren gerade die Kunden mit den dynamischen Tarifen von besonders niedrigen Tarifen, wenn der Ökostrom im Überfluss produziert wird. Mit der aktuellen Dunkelflaute kehrt sich dies jedoch ins Gegenteil. Wie Dirk Güsewell, EnBW-Vorstand für Systemkritische Infrastruktur erklärte, ist zwar die Versorgungssicherheit mit Strom in Deutschland hoch, jedoch nehmen die Situationen der Ökostromknappheit jetzt zu und treiben die Preise in bislang unbekannte Höhen.
Kraftwerkssicherheitsgesetz liegt auf Eis
Vor dem Ampel-Aus hatte Robert Habeck noch das Kraftwerkssicherheitsgesetz auf den Weg gebracht, das die Versorgungssicherheit im Verlauf der Energiewende sicherzustellen. Durch das Gesetz sollten Gaskraftwerke gefördert werden, die zu einem späteren Zeitpunkt dann auch Wasserstoffbetrieb umgestellt werden sollten. Das Gesetz scheiterte an den fehlenden Stimmen aus Opposition und FDP. Die geplanten 20 Gaskraftwerke, die bei Dunkelflaute einspringen sollten, sind damit hinfällig.
Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) warnte in der vergangenen Woche, dass alternative Kraftwerkskapazitäten zeitnah ausgebaut werden müssten. Nur so ließe sich der geplante Kohleausstieg umsetzen und die Versorgungssicherheit der Industrie und Verbraucher gewährleisten.
Kohleausstieg so nicht möglich
Wenn die erneuerbaren Energien nicht ausreichend Strom liefern können, müssen diese Energielücken mit der Leistung von Kohle- und Gaswerken ausgeglichen werden. Doch auch der Gaspreis ist in den vergangenen Monaten wieder stark angestiegen. Ausgerechnet dadurch wird nun wieder verstärkt Strom aus Kohlekraftwerken erzeugt.
EnBW-Vorstand Güsewell mahnte an, dass die Politik für stabile Rahmenbedingungen zu sorgen hätte, die Investitionen in eine gesicherte und jederzeit verfügbare Kraftwerkskapazität möglich macht. Aktuell werde hier noch viel zu wenig investiert, denn die Risiken für Investoren seien noch viel zu hoch. Dies gilt besonders auch für den Umstand, dass Wasserstoff in nicht ausreichendem Maße verfügbar ist. Deshalb müsse das Kraftwerkssicherheitsgesetz in der neuen Legislaturperiode dafür sorgen, dass Planungssicherheit entsteht und Investitionen insbesondere da möglich werden, wo aus versorgungstechnischer Sicht besonderer Bedarf besteht.
Deutsche Umwelthilfe kritisierte bereits Gesetzentwurf
Das Kraftwerkssicherheitsgesetz wird aber auch im kommenden Jahr noch für einige Diskussionen sorgen. Wie die Deutsche Umwelthilfe bereits monierte, sei ein Fokus auf fossile Gaskraftwerke nicht der richtige Ansatz. Sie plädiert für einen Ausbau der Batteriespeicher, da auch eine spätere Umstellung der Gaskraftwerke auf Wasserstoffbetrieb kontraproduktiv sei. Umweltfreundlicher Wasserstoff sei knapp und würde in der Industrie viel nötiger gebraucht.
Auch die Deutsche Umwelthilfe sieht den Bedarf an neuen Gaskraftwerken, um die erneuerbaren Energien abzusichern. Sie plädiert allerdings dafür, dass die entsprechenden Kapazitäten auf ein Mindestmaß beschränkt werden müssten. Im bisherigen Gesetzentwurf gibt es nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe hier viel zu viel Spielraum für die Betreiber, die den Einsatz von Gaswerken über das notwendige Maß hinaus ausweiten könnten. Um fossiles Gas langfristig überflüssig zu machen, bedarf es nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe insbesondere Investitionen in Langzeitspeicher und den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, um eine zuverlässige Stromnetz-Infrastruktur zu gewährleisten.