Technologie

ASML-Aktie zieht an: Die Schlüsselrolle von ASML (und TSMC) in Halbleiterindustrie und KI

ASML Aktie auf Erfolgskurs: Die Halbleiterindustrie treibt die Digitalisierung voran. Doch geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Risiken gefährden das Wachstum. Wie ASML und TSMC ihre Marktführerschaft sichern wollen und was die KI-Revolution mit den aktuellen Entwicklungen zu tun hat. Trotz DeepSeek-Schock übertrifft die ASML Aktie jetzt eigene Prognosen und die Erwartungen der Analysten.
29.01.2025 09:06
Aktualisiert: 29.01.2025 09:06
Lesezeit: 4 min

Die Halbleiterindustrie treibt den technologischen Fortschritt voran und bildet eine tragende Säule der digitalen Wirtschaft. Insbesondere im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) ist die Nachfrage nach fortschrittlichen Chips massiv gestiegen. Zwei Unternehmen dominieren diesen Bereich: der niederländische Maschinenbauer ASML und der taiwanesische Chiphersteller TSMC.

ASML Aktie performt über den Erwartungen

Der Chipausrüster ASML hat im vierten Quartal einen Rekordumsatz erzielt. So stiegen die Erlöse von rund 7,5 Milliarden Euro im Vorquartal auf 9,3 Milliarden Euro, wie das niederländische Unternehmen in Veldhoven mitteilte. Das lag sowohl über den Erwartungen des Unternehmens als auch der Analysten. Der Gewinn stieg auf 2,7 Milliarden Euro, während die Bruttomarge auf 51,7 Prozent kletterte. Besonders überraschend war der Auftragseingang von 7,1 Milliarden Euro – Analysten hatten nur mit rund 4 Milliarden Euro gerechnet. Die ASML-Aktie steigt am Mittwoch nach Vorlage der Zahlen zweistellig, nachdem auch sie am Montag im Zuge des DeepSeek-Schocks um 7 Prozent gefallen war.

"Die Entwicklung von KI ist der wichtigste Wachstumsmotor für unsere Branche", erklärte ASML-CEO Christophe Fouquet. Die starke Nachfrage nach Hochleistungschips für Künstliche Intelligenz hat Chiphersteller wie TSMC und SK Hynix dazu veranlasst, massiv in neue Produktionsanlagen zu investieren. TSMC plant, seine Investitionen 2025 um 40 Prozent auf bis zu 42 Milliarden US-Dollar zu steigern.

Auf einen Blick:

  • ASML erzielt Rekordumsatz von 9,3 Mrd. Euro!
  • KI-Boom treibt Nachfrage nach Hochleistungschips an.
  • Dividendenerhöhung um 4,9 % auf 6,40 Euro pro Aktie.

Für das erste Quartal 2025 erwartet ASML einen Umsatz zwischen 7,5 und 8 Milliarden Euro, wobei die Bruttomarge auf 52 bis 53 Prozent steigen soll. Die Jahresprognose von 30 bis 35 Milliarden Euro wurde bestätigt, mit einem langfristigen Ziel von bis zu 60 Milliarden Euro bis 2030.

Während die KI-getriebene Nachfrage boomt, hat sich der Markt für herkömmliche Halbleiter, die in Autos, Smartphones und Laptops verbaut werden, zuletzt abgekühlt. "Es hat zu einer Verschiebung der Marktdynamik geführt, von der nicht alle unsere Kunden gleichermaßen profitieren, was sowohl Chancen als auch Risiken mit sich bringt", betonte Fouquet.

ASML kündigte zudem eine Dividendenerhöhung um 4,9 Prozent auf 6,40 Euro pro Aktie an. Das Unternehmen bleibt ein zentraler Profiteur der KI-Revolution und setzt weiterhin auf langfristiges Wachstum in der Halbleiterindustrie.

ASML und TSMC: Ein unverzichtbares Duo

ASML und TSMC sind eng miteinander verflochten, da ASML die hochpräzisen Maschinen liefert, die TSMC für die Herstellung moderner Halbleiter benötigt. Während TSMC zuletzt starke Wachstumszahlen präsentierte, schockierte ASML die Märkte mit schwächeren Prognosen für das kommende Jahr. Diese Entwicklungen verdeutlichen sowohl Chancen als auch Risiken für beide Branchengrößen.

EUV-Lithografie: Herzstück moderner Halbleiterfertigung

Die Zusammenarbeit zwischen ASML und TSMC ist entscheidend für den technologischen Fortschritt in der Branche. ASML liefert die einzigartigen EUV-Lithografiesysteme (Extreme Ultraviolet Lithography), mit denen Halbleiterchips mit Strukturgrößen unter sieben Nanometern gefertigt werden können. Diese Systeme sind weltweit unverzichtbar für die Produktion der fortschrittlichsten Chips, die TSMC an globale Technologieführer wie Apple, Nvidia und AMD liefert. ASML arbeitet dafür wiederum mit Zeiss aus Baden-Württemberg zusammen. Die Zeiss-High-NA-EUV-Technologie ist das Ergebnis von mehr als 25 Jahren Forschung, Investitionen in Milliardenhöhe und rund 2.000 Patentanmeldungen. Dahinter steckt ein höchst komplexes optisches System aus Glas, Metall und Spiegeln - 18 Tonnen schwer und bestehend aus 65.000 Einzelteilen.

Kern der Zeiss-Optik sind Spiegel, die "50.000 Mal präziser gefertigt sind als gewöhnliche". Diese lenken einen speziellen Laserstrahl mit extremer Genauigkeit auf eine Siliziumscheibe, worauf kleinste Schaltkreise entstehen - die Halbleiter-Mikrochips. Das Besondere ist, dass durch einen Hochleistungs-CO2-Laser und ein spezielles Verfahren ein extrem präzises, ultraviolettes Licht erzeugt wird. Dadurch sind die wichtigen Halbleiter-Strukturen auf dem fertigen Mikrochip am Ende nur wenige Nanometer groß. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist 50.000 Nanometer dick. Die so hergestellten immer kleineren Halbleiter ermöglichen immer leistungsfähigere Computerchips. Während ein Chip im Jahr 1970 noch 1.000 Transistoren besaß, kommt der eines Smartphones heute bereits auf mehr als 57 Milliarden Transistoren.

ASML ist der weltweit einzige Anbieter von EUV-Lithografiesystemen. Diese hochkomplexen Maschinen ermöglichen die Fertigung der kleinsten und leistungsfähigsten Halbleiter, die in nahezu allen High-End-Anwendungen von KI-Systemen über Smartphones bis hin zu Rechenzentren genutzt werden. Die Firma aus Veldhoven stellt EUV-Lithographie-Maschinen her, in denen die Zeiss-Optiken verbaut sind. Diese Maschinen sind so groß wie ein Doppeldecker-Bus und kosten mehr als 350 Millionen Euro. Darin werden die Mikrochips gedruckt, die alle wichtigen Chipkonzerne der Welt - Intel, Nvidia oder TSMC - für ihre Produktion benötigen.

Herausforderungen für ASML: Nachfrage und Geopolitik

Aktuell sieht sich ASML mit einer sinkenden Auftragslage konfrontiert. Kunden wie Intel und Samsung haben Bestellungen reduziert, und geopolitische Spannungen, insbesondere im Hinblick auf China, belasten die Umsatzprognosen. Obwohl das Unternehmen weiterhin Bestellungen im Milliardenbereich erhält, wurde die Umsatzprognose für 2025 auf 30 bis 35 Milliarden Euro gesenkt – die untere Hälfte der ursprünglich angekündigten Spanne. Zusätzlich bremsen US-initiierte Exportbeschränkungen nach China das Wachstum und führen zu einem leichten Rückgang beim Nettogewinn.

TSMC: Weltmarktführer und Profiteur des KI-Booms

TSMC ist der weltweit führende Auftragsfertiger für Halbleiter und beliefert Technologiegrößen wie Apple, Nvidia und AMD. Der Konzern profitiert stark vom globalen KI-Boom, da die Nachfrage nach Chips für maschinelles Lernen, neuronale Netzwerke und andere fortschrittliche Anwendungen rasant wächst. Inzwischen erwirtschaftet TSMC über 50 Prozent seines Umsatzes im Bereich Hochleistungsrechnen (HPC), was die Bedeutung dieser Technologien unterstreicht. Die Transistorgröße der Chips ist mittlerweile auf Werte zwischen 3 und 5 Nanometern geschrumpft – ein Standard für moderne Chips.

Geopolitische Risiken und Strategien

Die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China stellen für ASML ein zentrales Risiko dar:

  • Exportbeschränkungen: ASML darf seine fortschrittlichsten EUV-Maschinen nicht nach China liefern.
  • Eingeschränktes Wachstum: Diese Regelung begrenzt das Geschäft in einem der wichtigsten Märkte erheblich.
  • Mögliche Verschärfungen: Weitere Restriktionen könnten folgen und die Umsatzprognosen weiter belasten.
  • Hintergrund der Beschränkungen: Die USA wollen verhindern, dass China modernste Chips produziert, die auch für militärische Zwecke genutzt werden könnten.

TSMC sieht sich ebenfalls geopolitischen Risiken ausgesetzt, insbesondere wegen der Spannungen zwischen China und Taiwan. Doch der Konzern hat Maßnahmen ergriffen, um diese Herausforderungen zu bewältigen:

  • Diversifizierung: TSMC reduziert die Abhängigkeit von Taiwan durch neue Produktionsstandorte in den USA und Europa.
  • Kooperationen: In Arizona arbeitet TSMC eng mit Amkor an innovativen Verpackungstechnologien.
  • Chancen durch Expansion: Diese Maßnahmen helfen TSMC, nicht nur Risiken zu minimieren, sondern auch die Marktführerschaft auszubauen.

Fazit: Unterschiedliche Strategien in einem komplexen Umfeld

ASML und TSMC navigieren in einem anspruchsvollen geopolitischen Umfeld, das ihr Wachstum maßgeblich beeinflussen könnte. Während ASML mit Exportbeschränkungen und einer schwächeren Nachfrage kämpft, setzt TSMC auf Expansion und Diversifizierung, um seine Position zu festigen. Beide Unternehmen bleiben dennoch unverzichtbare Akteure im technologischen Wettlauf der Halbleiterindustrie.

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Maximilian Modler

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Maximilian Modler berichtet über spannende Entwicklungen aus den Bereichen Energie, Technologie - und über alles, was sonst noch für die deutsche Wirtschaft relevant ist. Er hat BWL, Soziologie und Germanistik in Freiburg, London und Göteborg studiert. Als freier Journalist war er u.a. für die Deutsche Welle, den RBB, die Stiftung Warentest, Spiegel Online und Verbraucherblick tätig.

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