Politik

Russland-Ukraine-Gasstreit: Slowakei droht mit Maßnahmen

Wegen des Streits um den Gastransit durch die Ukraine denkt die slowakische Regierung über strengere Regelungen für ukrainische Flüchtlinge nach. Ministerpräsident Robert Fico, bekannt für seine russlandfreundliche Haltung, kündigte in Bratislava an, in der Koalition über eine Reduzierung der Unterstützung für Ukrainer in der Slowakei zu beraten. Details nannte er nicht. Gleichzeitig erneuerte Fico die Drohung, Stromlieferungen an die Ukraine einzustellen.
03.01.2025 16:22
Aktualisiert: 03.01.2025 16:22
Lesezeit: 2 min
Russland-Ukraine-Gasstreit: Slowakei droht mit Maßnahmen
Der russische Präsident Wladimir Putin (rechts) und der slowakische Ministerpräsident Robert Fico geben sich die Hand bei ihrem Treffen im Kreml in Moskau im Dezember 2024 (Foto: dpa). Foto: Gavriil Grigorov

Die Ukraine, die sich weiterhin im Krieg mit Russland befindet, hat den Gastransitvertrag mit Gazprom zu Beginn des Jahres auslaufen lassen. Dies betrifft auch die Slowakei, obwohl die EU laut Europäischer Kommission gut auf den bereits lange angekündigten Schritt vorbereitet sei.

Russland-Ukraine-Gasstreit: Slowakei verliert laut Fico 500 Millionen Euro jährlich

Durch den Russland-Ukraine-Gasstreit entgehen der Slowakei jährlich 500 Millionen Euro an Gebühren, so Fico in einem Facebook-Video. Er fordert daher eine Entschädigung wegen des gestoppten Gastransits. Laut Fico müssten die EU-Staaten ohne russisches Gas mit zusätzlichen Kosten von 60 bis 70 Milliarden Euro pro Jahr rechnen, bedingt durch höhere Gas- und Strompreise. Fico warf dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Sabotage vor. „Russland ist davon kaum betroffen. Die USA profitieren jedoch durch gesteigerte Gasexporte nach Europa von Selenskyjs Entscheidung“, sagte Fico. Die slowakische Regierung wolle zunächst in Brüssel nach Lösungen suchen und anschließend intern diskutieren.

Der Ministerpräsident, der die Ukraine-Politik des Westens kritisch sieht, sorgte kurz vor Weihnachten für Aufsehen, als er Kremlchef Wladimir Putin in Moskau besuchte. Dieser Schritt wurde sowohl in der Ukraine als auch in anderen EU-Ländern stark kritisiert.

Russland: Europa verliert – USA gewinnen

Laut dem russischen Außenministerium sind die europäischen Verbraucher die Verlierer des Transitstopps. Sprecherin Maria Sacharowa erklärte, dass die hohen Energiepreise nicht nur das wirtschaftliche Potenzial der EU schwächen, sondern auch negative Folgen für die Lebensqualität der Europäer hätten. Die USA würden hingegen als „Kriegssponsor“ profitieren, indem sie ihr Gas zu höheren Preisen nach Europa exportieren. Sacharowa betonte, dass vor allem die deutsche Wirtschaft, die lange von günstigen Gaslieferungen aus Russland profitierte, nun erheblich darunter leide.

Experten schätzen, dass Gazprom Einnahmen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro durch den Stopp des Russland-Ukraine-Gastransits verliert. Analysten gehen jedoch davon aus, dass ein Teil davon durch größere Liefermengen über die Gasleitungen TurkStream und Blue Stream kompensiert werden könnte. Gleichzeitig entgehen der Ukraine mehrere Hundert Millionen Euro an Transitgebühren.

Wegen Gasstreit? CDU-Politiker für deutsche Soldaten in der Ukraine

Die Diskussion über ein Ende des russisch-ukrainischen Krieges und die Vermeidung eines erneuten Konflikts hält an. Der CDU-Sicherheitsexperte Roderich Kiesewetter sprach sich dafür aus, dass die Bundeswehr nach Kriegsende in der Ukraine stationiert werden könnte. „Deutschland als wirtschaftsstärkstes Land Europas muss einen erheblichen Beitrag zur Friedenssicherung und zur europäischen Sicherheitsstruktur leisten“, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Es sei fahrlässig, dies auszuschließen.

Ein deutsches Engagement solle dabei in den Kontext von EU und Nato eingebettet sein, so Kiesewetter. Er betonte, dass eine Friedenstruppe besonders effektiv sei, wenn sie in die europäische und transatlantische Sicherheitsarchitektur integriert werde, wodurch auch der nukleare Schutzschirm der Nato für die Ukraine gelte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin 2026: Droht der nächste Crash oder ein neuer Reifegrad des Marktes?

Wie sich Bitcoin im Jahr 2026 verhalten wird, lässt sich nicht eindeutig voraussagen. Was sich jedoch belastbar analysieren lässt, sind...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Impfschäden: Wann haften Hersteller für Gesundheitsfolgen?
16.12.2025

Kopfschmerzen, Fieber oder sogar Hörverlust – treten nach einer Corona-Impfung gesundheitliche Probleme auf, suchen Betroffene häufig...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Warum das Edelmetall vor einer historischen Neubewertung steht
15.12.2025

Die Silber-Rallye ist ungebrochen und die Kurse eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Warum trotz neuem Silberpreis-Rekordhoch zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinneinbruch bei Autobauern: Deutsche Hersteller besonders unter Druck
15.12.2025

Die weltweite Krise der Autoindustrie macht den deutschen Herstellern stärker zu schaffen als vielen internationalen Wettbewerbern. Eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vertrauensverlust im Mittelstand: Wirtschaft zweifelt an Merz:
15.12.2025

Das Vertrauen des deutschen Mittelstands in die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt deutlich ab. Laut einer aktuellen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 63.000 Jobs bedroht: Ostdeutsche Chemiebranche drängt auf Rettungsplan
15.12.2025

Die Chemieindustrie in Ostdeutschland steht unter Druck: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben der Bundesregierung einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bahnhofstoiletten bleiben kostenpflichtig: DB sieht keinen Spielraum
15.12.2025

Kostenlose Toiletten an Bahnhöfen sind in Deutschland selten. Laut Bundesregierung sieht die Deutsche Bahn aus Kostengründen keine...

DWN
Finanzen
Finanzen Barzahlen wird zur Ausnahme: Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
15.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bauern protestieren gegen niedrige Butterpreise bei Lidl
15.12.2025

Mit Traktoren demonstrieren Landwirte in Baden-Württemberg gegen aus ihrer Sicht ruinöse Milch- und Butterpreise. Im Fokus der Kritik...