Die Bankzinsen sind aufgrund der Zinssenkungen der EZB deutlich geringer als vor einem Jahr. Tagesgeld-Anleger erhalten bei bundesweit vertretenen Banken nur noch 1,7 Prozent, wie die Vergleichsseite Verivox im Dezember berichtete.
Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken zahlen nur noch knapp 0,6 Prozent. Bei einem Viertel der Banken sind es sogar 0,25 Prozent oder weniger.
Demgegenüber versprechen Hochzinsanleihen-ETFs Renditen von über 5 Prozent. Diese Schuldnerpapiere, auch Junk Bonds genannt, werden von Unternehmen ausgegeben, die finanziell weniger solide dastehen und daher ein Rating von BB bzw. Ba oder niedriger aufweisen. Ein BB-Unternehmen ist laut der Ratingagentur S&P "kurzfristig weniger verwundbar, aber mit großen Unsicherheiten aufgrund ungünstiger wirtschaftlicher, finanzieller und geschäftlicher Umstände konfrontiert".
Hochzinsanleihen-ETFs: Experten sind kritisch
Experten raten indes zur Vorsicht. Etwa hält Ingo Schröder von der Kölner Finanzberatung Maiwerk ein Investment für "weniger sinnvoll". Zwar seien die Renditen hoch, aber die Kurse könnten auch stark einbrechen - im Gegensatz zu einem Tages- oder Festgeld, erklärt der Honorar-Finanzanlagenberater gegenüber DWN. Gerade bei einem kurzfristigen Anlagehorizont sei daher von Hochzinsanleihen abzuraten.
Der Finanzprofessor Hartmut Walz sieht in einem Blogbeitrag das Jagen von Bonitätsprämien, also von höheren Renditen durch das Tragen größerer Ausfallrisiken, bei Anleihen-ETFs kritisch. Laut Walz lohnt sich das bloß, wenn die zusätzlichen Erträge der Anleihen langfristig die höheren Verluste mehr als kompensieren. "Die Gefahr einer Fehleinschätzung, Selbsttäuschung und des Eingehens ,schiefer Wetten’ ist erheblich."
Unternehmensanleihen haben historisch deutlich höhere Renditen erzielt als Staatsanleihen. Unternehmen gelten als fragiler als Staaten, etwa sind sie auf die Nachfrage von Konsumenten angewiesen und können ihre Einnahmen nicht über Steuern - also Zwangsabgaben - erhöhen.
Historische Renditen von Hochzinsanleihen
Laut der Studie "Global Investment Returns Yearbook 2024" erzielten langfristige Unternehmensanleihen aus den USA zwischen 1900 und 2023 eine jährliche Rendite von 5,3 Prozent. Langfristige Staatsanleihen legten bloß um 4,6 Prozent zu. In Großbritannien liefen Unternehmensanleihen im gleichen Zeitraum sogar um 1,0 Prozentpunkte pro Jahr besser.
Bei Hochzinsanleihen sind die Renditen sogar höher als bei normalen Unternehmensanleihen, weil eine Insolvenz wahrscheinlicher ist als bei einem Unternehmen der besten Ratingstufe "Investmentgrade" (entspricht einem S&P-Rating zwischen AAA und BBB). Etwa zitieren die Autoren des "Global Investment Returns Yearbook 2024" eine Studie, laut der US-Hochzinsanleihen zwischen 1988 und 2014 um 2 Prozentpunkte pro Jahr besser liefen als Investmentgrade-Titel.
Dafür müssen Anleger aber auch deutlich mehr Kursschwankung in Kauf nehmen. Der größte ETF, der in Euro-Hochzinsanleihen investiert, verlor in der Corona-Krise zwischenzeitlich 20 Prozent seines Wertes (ISIN: IE00B66F4759). Zum Vergleich: Bei einem "MSCI World"-ETF war es im gleichen Zeitraum nur unwesentlich mehr (-29 Prozent), während ein ETF mit kurzlaufenden deutschen Staatsanleihen sogar leicht an Wert gewann.
Manche unabhängigen Honorarberater raten deshalb dazu, einem Aktienportfolio ausschließlich kurzlaufende Staatsanleihen in der Heimatwährung mit dem Top-Rating AAA oder AA beizumischen - etwa über einen Geldmarkt-ETF mit deutschen Staatsanleihen, die eine Restlaufzeit von maximal 12 Monaten haben (etwa DE000A0Q4RZ9, DE000ETFL227).
Solche Geldmarkt-ETFs verlieren in Krisen kaum an Wert und können die Kursschwankungen der Aktien ausgleichen. Wem hingegen die Rendite der Geldmarkt-ETFs zu gering ist, der solle besser die Aktienquote erhöhen, denn bei Aktien sei langfristig höhere Renditen zu erwarten als bei Anleihen. So konnten Euro-Hochzinsanleihen-ETFs in den vergangenen 15 Jahren bei Weitem nicht mit dem MSCI World mithalten (+4,5 Prozent versus +12,6 Prozent pro Jahr seit September 2009).
Wie können Anleger in Hochzinsanleihen investieren?
Wer dennoch in Junk Bonds investieren will, sollte diese dem Aktien-Teil und nicht dem Anleihen-Teil des Portfolios zurechnen, erklärt Honorarberater Ingo Schröder. Ansonsten könnten die Verluste in einem Crash höher ausfallen als beabsichtigt, etwa wenn Anleger den Anteil von Bankeinlagen oder Staatsanleihen mit Top-Rating zu Gunsten der Junk Bonds reduzieren.
Anleger können über aktive Fonds und ETFs investieren. ETFs dürften in der Regel besser diversifiziert sein - Euro-High-Yield-ETFs enthalten bis zu 650 Hochzinsanleihen - und die Kostenquote (TER) ist geringer (bis zu 0,5 Prozent pro Jahr).
Außerdem sind mehr als ein Dutzend Hochzinsanleihen-ETFs verfügbar, die ausschließlich in Euro-Wertpapiere investieren. Anleger unterliegen also keinem Währungsrisiko - bei Fremdwährungsanleihen würden Anleger Verluste einfahren, wenn der Euro gegenüber der ausländischen Währung an Wert gewinnt.
Welche High-Yield-ETFs sind verfügbar?
Der größte Euro-Hochzinsanleihen-ETF ist der ishares Eur High Yield Corporate Bond (TER: 0,5 Prozent). Er verwaltet Anlegergelder von über 5 Milliarden Euro und investiert in 615 Anleihen von Unternehmen mit Rating BB, B oder CCC (ISIN: IE00B66F4759, IE00BF3N7094).
Derzeit liegt die Rückzahlungsrendite, auch effektive Rendite genannt, von Euro-High-Yield-ETFs bei 5 bis 6 Prozent (5,6 Prozent beim ishares-ETF). Würden also äußere Umstände wie die Höhe der Marktzinsen oder die Kreditwürdigkeit (Bonität) der Unternehmen gleich bleiben, würden die ETFs jedes Jahr eine Rendite von 5 bis 6 Prozent erzielen.
Die durchschnittliche Restlaufzeit und die Duration liegen zwischen 2 und 3 Jahren (2,2 Jahre effektive Duration beim ishares-ETF). Steigen die Marktzinsen also um einen Prozentpunkt, etwa von 2 auf 3 Prozent, würde der ishares-ETF grob geschätzt 2,2 Prozent seines Wertes verlieren. Bei einem Anstieg von 2 Prozentpunkten wären es 4,4 Prozent. Umgekehrt würde der ETF aber auch an Wert gewinnen, wenn die Zinsen fallen, etwa 2,2 Prozent bei einer Zinssenkung von 3 auf 2 Prozent.
Etwas günstiger als der ishares-ETF ist der Xtrackers EUR High Yield Corporate Bond (LU1109942653). Der ETF läuft auf den gleichen Index wie der ishares-ETF, aber kostet nur 0,2 Prozent pro Jahr.