Nach der tödlichen Messerattacke in Aschaffenburg mit zwei Toten und drei Verletzten fordern führende Politiker eine rasche Aufklärung. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte nach einem Treffen mit den Leitern von Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt und Bundespolizei im Kanzleramt: "Wir werden diesen Fall schnell aufklären und notwendige Konsequenzen ziehen. Jetzt."
Am Mittwoch wurden in einem Park in Aschaffenburg ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann tödlich verletzt, zwei weitere Menschen erlitten schwere Verletzungen. Ein 28-jähriger Afghane, der als tatverdächtig gilt, wurde festgenommen. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hätte der Mann ausreisen müssen. Anfang Dezember 2024 teilte er den Behörden schriftlich mit, dass er freiwillig das Land verlassen wolle.
Messerangriff: Aschaffenburg heute und die politischen Reaktionen auf die Gewalttat
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl forderte Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz "klare politische Antworten". Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck verlangte, dass "die zuständigen Behörden in Bayern" jetzt "unverzüglich aufklären" müssten. AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel äußerte sich auf X: "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen & Verletzten. Remigration jetzt!" FDP-Fraktionschef Christian Dürr sprach sich im Redaktionsnetzwerk Deutschland für ein rasches Treffen der Innenminister von Bund und Ländern aus.
Die Ermittler konzentrieren sich derzeit auf das Tatmotiv. Zeugenaussagen werden überprüft, Spuren gesichert. Heute soll der tatverdächtige 28-Jährige dem Haftrichter vorgeführt werden. Ob er sich dort zu seinen Beweggründen äußern wird, bleibt unklar. Auch die Frage nach seiner Schuldfähigkeit zum Tatzeitpunkt ist Teil der Untersuchungen.
Brutaler Angriff auf Unschuldige
Der mutmaßlich psychisch labile Afghane soll am Mittwochmittag in einem Park der Innenstadt einen Jungen aus einer Kindergartengruppe mit einem Küchenmesser attackiert haben – "gezielt und ohne Vorwarnung", so Innenminister Herrmann. Ein zweijähriger Junge marokkanischer Herkunft kam ums Leben. Auch ein 41-jähriger Deutscher wurde tödlich verletzt. "Nach bisherigen Erkenntnissen gehen wir davon aus, dass dieser Mann sich schützend vor die Kinder stellte, um den Täter zu stoppen, und dabei selbst tödlich getroffen wurde", erklärte Herrmann.
Ein zweijähriges Mädchen aus Syrien sowie ein 72-jähriger Mann wurden ebenfalls verletzt. Eine 59-jährige Erzieherin stürzte bei der Flucht und brach sich den Arm. Der Verdächtige wurde unmittelbar nach dem Messerangriff in Aschaffenburg festgenommen, die Tatwaffe sichergestellt. Der Park blieb über Stunden abgesperrt, um Beweise zu sichern.
Diskussion um die Ausreisepflicht des Täters
Laut Herrmann durchlief der Tatverdächtige ein Dublin-Verfahren, das jedoch nicht rechtzeitig abgeschlossen wurde. Das Dublin-Verfahren ist Teil des gemeinsamen europäischen Asylsystems und regelt, dass das Erstaufnahmeland innerhalb der EU für das Asylverfahren zuständig ist. Der Mann stellte im November 2022 einen Asylantrag, doch das Verfahren wurde eingestellt, nachdem er im Dezember 2024 angekündigt hatte, das Land zu verlassen. Laut Herrmann wollte er beim afghanischen Generalkonsulat die erforderlichen Papiere beantragen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) forderte ihn daraufhin zur Ausreise auf. Dennoch blieb er in Deutschland und befand sich "offensichtlich weiterhin in psychiatrischer Behandlung", so Herrmann. Weitere Details sollen in den kommenden Tagen geklärt werden.
Bekannt ist, dass der 28-Jährige bereits dreimal wegen Gewalttaten auffällig wurde. Jedes Mal wurde er psychiatrisch behandelt, jedoch auch wieder entlassen. Polizei und Staatsanwaltschaft betonen, dass bisher keine Hinweise auf eine radikale Gesinnung des Mannes vorliegen.
Messerattacke weckt Erinnerungen an Würzburg
Die Messerattacke in Aschaffenburg erinnert an einen ähnlichen Vorfall in Würzburg am 25. Juni 2021. Damals griff ein psychisch kranker Mann wahllos Passanten mit einem Messer an. Drei Frauen starben, neun weitere Personen wurden verletzt, viele erlitten schwere Traumata.