Politik

"Das Maß ist endgültig voll": Merz will nach Aschaffenburg Asyl-Kehrtwende

Nach dem tödlichen Angriff auf eine Kita-Gruppe in Aschaffenburg verlangt der CDU-Chef fundamentale Änderungen in der Migrationspolitik. Der Kanzlerkandidat der Union will strikte Zurückweisungen an der Grenze und notfalls Abschiebehaft. Merz knüpft die Asyl-Kehrtwende als Bedingung für einen künftigen Koalitionspartner.
23.01.2025 15:13
Aktualisiert: 23.01.2025 15:13
Lesezeit: 2 min

Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz fordert weitreichende Konsequenzen aus der Gewalttat von Aschaffenburg - darunter Verschärfungen des Einreise- und Aufenthaltsrechts in Deutschland. "Das Maß ist endgültig voll", so der CDU-Chef in Berlin. "Wir stehen vor dem Scherbenhaufen einer in Deutschland seit zehn Jahren fehlgeleiteten Asyl und Einwanderungspolitik." Er weigere sich anzuerkennen, dass Taten wie zuvor in Mannheim, Solingen und Magdeburg "die neue Normalität" sein sollen. Die Menschen müssten sich sicher fühlen.

Merz will Kontrollen und Zurückweisungen an allen Grenzen

Merz kündigte für den Fall seiner Wahl zum Kanzler an, am ersten Tag im Amt das Bundesinnenministerium anzuweisen, alle deutschen Grenzen dauerhaft zu kontrollieren und alle Versuche der illegalen Einreise zurückzuweisen. Das gelte ausdrücklich auch für Menschen mit Schutzanspruch. Die EU-Asylregeln seien erkennbar dysfunktional. "Deutschland muss daher von seinem Recht auf Vorrang des nationalen Rechts Gebrauch machen."

Die Bundespolizei, die regelmäßig Ausreisepflichtige an den Grenzen und in Bahnhöfen und Flughäfen aufgreife, müsse das Recht zum Beantragen von Haftbefehlen erhalten. Wenn Ausreisepflichtige aufgegriffen werden, dürften sie nicht mehr auf freien Fuß kommen, sondern müssten in Ausreisegewahrsam oder Ausreisehaft genommen und so schnell wie möglich abgeschoben werden.

Merz fordert nach Aschaffenburg Asyl-Kehrtwende: "Abschiebungen müssen täglich stattfinden"

Der Bund müsse alle verfügbaren Liegenschaften bereitstellen, um die Zahl der Plätze für den Abschiebegewahrsam signifikant zu erhöhen, forderte Merz. Er nannte etwa leerstehende Kasernen. Es sei inakzeptabel, dass es bei derzeit 42.000 vollziehbar Ausreisepflichtigen und weiteren 180.000 Menschen mit Duldung nur rund 750 Plätze gebe.

Der Bund dürfe Abschiebungen nicht länger allein den Ländern überlassen. Abschiebungen und Rückführungen müssten "täglich stattfinden" und die Zahl müsse endlich größer werden.

Merz erklärt strikten Asyl-Kurs zur Bedingungen für künftige Koalitionspartner

Der Kanzlerkandidat kündigte für den Fall einer Regierungsübernahme zudem Aufenthaltsrechtsänderungen an, "so dass jeder ausreisepflichtige Straftäter und Gefährder in zeitlich unbefristeten Ausreisearrest genommen werden kann".

Merz machte klar, dass die genannten Konsequenzen Bedingungen für eine Koalitionsregierung unter seiner Führung sein sollen. "Mir ist es völlig gleichgültig, wer diesen Weg politisch mitgeht", sagte Merz. Er gehe keinen anderen, und wer ihn mit ihm gehen wolle, müsse sich nach diesen Punkten richten. "Kompromisse sind zu diesen Themen nicht mehr möglich."

In einem Park in Aschaffenburg waren am Mittwoch ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann getötet sowie zwei weitere Menschen schwer verletzt worden. Verdächtig ist ein 28-Jähriger mit afghanischer Staatsangehörigkeit, der festgenommen wurde. Der Mann war laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ausreisepflichtig

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