Die zentrale Rolle des US-Dollars im globalen Finanzsystem
Die Rolle des Dollars als dominierendes Tauschmittel im Welthandel hat das Wachstum des Offshore-Eurodollar-Marktes angekurbelt. Dieser Markt versorgt die Welt mit dringend benötigter Liquidität, entzieht sich aber der US-Regulierung und hat somit keinen direkten Zugang zu den Liquiditätsfazilitäten der Federal Reserve. In Zeiten finanzieller Turbulenzen muss die Fed als Kreditgeber letzter Instanz auftreten, indem sie anderen Zentralbanken Swap-Linien (im Wesentlichen kurzfristige Kredite) gewährt und es ihnen so ermöglicht, Dollarliquidität an Geschäftsbanken weiterzuleiten, die mit Engpässen konfrontiert sind. Die Krisen von 2008 und 2020 haben gezeigt, dass die Stabilität des internationalen Finanzsystems maßgeblich von der Zuverlässigkeit des Sicherheitsnetzes der Fed abhängt.
Das „exorbitante Privileg“ des Dollar-Hegemon
Die Absicherung des internationalen Finanzsystems ist gewissermaßen der Preis, den die USA für das zahlen, was der damalige französische Finanzminister Valéry Giscard d’Estaing einmal als „exorbitantes Privileg“ der globalen Hegemonie des Dollars bezeichnete. Im Laufe der Jahre hat sich der Status des Greenback zu einem enormen und dauerhaften Finanzierungsvorteil für die US-Regierung und US-Unternehmen entwickelt.
Chinas Strategie zur Abkopplung vom Dollar
Andere Länder, insbesondere China, bemühen sich seit langem, ihre Abhängigkeit vom Dollar zu verringern. Trumps unerbittliche Zolldrohungen und sein offensichtlicher Wille, die Größe und Macht der US-Wirtschaft auszunutzen, um bessere Handelsbedingungen zu erreichen, werden diese Bemühungen sicherlich beschleunigen.
Lehren aus der Geschichte: Der „Nixon-Schock“
Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Trump eine ernsthafte Bedrohung für die internationale Stellung des Dollars darstellt. Schließlich hat sich keine klare Alternative zum Dollar herauskristallisiert. Zudem ist es nicht das erste Mal, dass die USA einseitig das Weltfinanzsystem durcheinanderwirbeln. 1971 ‑ und dies ist vielleicht die offensichtlichste historische Parallele zu Trump ‑ kündigte der damalige US-Präsident Richard Nixon das Bretton-Woods-System auf, ohne die europäischen Verbündeten Amerikas zu konsultieren. In der Folge sahen sich diese Länder mit einer plötzlichen Aufwertung ihrer Währungen konfrontiert. Nixons Schritt war drastisch, aber er funktionierte: Die Welt führte flexible Wechselkurse ein, und die Vormachtstellung des Dollars wurde sogar noch gestärkt.
Damals sah die Welt allerdings noch ganz anders aus. Der internationale Handel war weit weniger integriert, und die Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Westen und den Ländern des Sowjetblocks waren praktisch inexistent. Die einzigen potenziellen Bedrohungen für die wirtschaftliche Vorherrschaft Amerikas gingen von Japan und Europa aus, die beide ‑ ähnlich wie heute ‑ schwach und zerstritten waren. Und selbst unter diesen günstigen Bedingungen hatte der sogenannte „Nixon-Schock“ weitreichende Folgen. Man könnte zum Beispiel argumentieren, dass er zur Schaffung des Euro geführt hat.
Beschleunigt Trumps Politik das Ende der Dollar-Dominanz?
Angesichts des wachsenden Anteils Chinas und anderer Schwellenländer am Welt-BIP und am Welthandel ist es schwer vorstellbar, dass die Bemühungen um die Entwicklung dollarunabhängiger Zahlungssysteme nicht beschleunigt werden, wenn Trump den Greenback weiterhin als Waffe einsetzt. Die Androhung von Zöllen, um Länder zur Einhaltung der Regeln zu zwingen, wie er es tat, als Kolumbien kurzzeitig US-Militärflugzeugen die Landung verweigerte, die illegal in die USA eingereiste kolumbianische Migranten zurückbringen sollten, ist ein todsicherer Weg, um die Suche nach alternativen Reservewährungen voranzutreiben.
Stablecoins als neue Alternative?
Trumps Begeisterung für Kryptowährungen deutet darauf hin, dass er und seine Regierung sie als Lösung für dieses Problem betrachten. Stablecoins, die durch US-Dollar gedeckt sind, haben viele der Eigenschaften und Vorteile, die einst das Wachstum des Eurodollar-Marktes angetrieben haben. Auch hier agieren die Emittenten frei von regulatorischen Zwängen und profitieren nicht vom direkten Zugang zu den Liquiditätsfazilitäten der Fed, haben aber ‑ für einige ‑ den zusätzlichen Vorteil der völligen Anonymität.
Die Kombination aus Stabilität und Geheimhaltung hat Stablecoins bereits für Libertäre und Kriminelle interessant gemacht. Wenn sie jedoch erfolgreich skaliert werden, könnten dieselben Eigenschaften sie auch für die Abwicklung des internationalen Handels und als Depot für globale Reserven nützlich machen und damit indirekt die Vormachtstellung des Dollars stärken.
Natürlich würde ein solches Szenario die Weltwirtschaft nicht sicherer machen. Da die Bilanzen von Stablecoin-Emittenten kurzfristige Schatzanweisungen und kurzfristige besicherte Kredite (Repos) enthalten, sind sie ‑ ähnlich wie Geldmarktfonds ‑ anfällig für Runs. Daher benötigen sie einen Sicherheitsmechanismus, der sie dazu zwingt, sich darauf zu verlassen, dass die Fed in Krisenzeiten eingreifen wird.
Trumps Widerstand gegen eine digitale Zentralbankwährung (CBDC)
Dieses Risiko könnte Trumps Widerstand gegen eine von der Fed ausgegebene digitale Zentralbankwährung (CBDC) erklären. Eine solche Währung könnte die Finanzstabilität verbessern, würde aber keine Anonymität garantieren, was sie bei den Befürwortern von Kryptowährungen und damit auch bei den Geschäftsbanken unbeliebt macht.
Vielleicht ist das der Grund, warum Trump eine privatwirtschaftliche Kryptopolitik bevorzugt. Dieser Ansatz ähnelt dem von Nixon, der nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems Anfang der 1970er Jahre eine multilaterale Lösung zugunsten eines unilateralen Übergangs zu flexiblen Wechselkursen ablehnte. Unabhängig von Trumps Argumentation könnte eine solche Strategie seine beste Chance sein, den globalen Status des Dollars zu erhalten, ohne den von ihm geschmähten Multilateralismus zu übernehmen.
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