Unternehmen

Mittelstand: Wirtschaftskrise verschärft sich - Stellenabbau wie zu Corona-Zeiten

Nicht nur in der Industrie, auch im Mittelstand nimmt der Jobabbau zu. Eine aktuelle Umfrage der Familienunternehmer zeigt, dass so viele mittelständische Unternehmen Stellen streichen wollen wie zur Corona-Pandemie. Jedes fünfte Unternehmen muss Jobs abbauen.
11.02.2025 14:44
Lesezeit: 2 min

Wirtschaftskrise verschärft sich: Jedes fünfte Unternehmen muss Stellen abbauen

Gut ein Fünftel der deutschen Familienunternehmen oder 21 Prozent wollen im laufenden ersten Quartal 2025 Arbeitsplätze abbauen. Das sind so viele Unternehmen wie zur Corona-Pandemie 2020. Das geht aus einer Umfrage des Verbandes Die Familienunternehmer bei mehr als 800 Mitgliedsfirmen im Januar hervor.

Demnach planen nur noch 16 Prozent der Betriebe Neueinstellungen. Dieser Wert liegt sogar unter den Werten in der Pandemie und ist der schlechteste Wert seit Beginn der vierteljährlichen Umfrage im Jahr 2015.

Mittelstand 2025: Jobabbau anstatt Neueinstellungen

Die schwache Konjunktur, geopolitische Risiken und die Unsicherheit über den Ausgang der Bundestagswahl sowie die Ausrichtung der künftigen Wirtschaftspolitik haben die schlechte Stimmung im Mittelstand gesteigert. Die Phase, in der viele Unternehmen Arbeitskräfte hielten, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, scheint vorüber zu sein.

Auch offene Stellen schwinden der Umfrage zufolge: Im dritten Quartal 2024 hatten noch fast 80 Prozent der Betriebe freie Stellen zu besetzen – jetzt sind es weniger als 60 Prozent. Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und die Auftragserwartungen der Unternehmer verharren ebenfalls auf Niedrigniveau. Mit Investitionen halten sich die meisten Betriebe weiter zurück.

Was sind die Hemmnisse? Bürokratie und Überregulierung

Als Haupthemmnisse für Investitionen stehen in der Umfrage weiterhin Bürokratie und Überregulierung auf Platz eins. 62 Prozent der Unternehmer sehen diese als Investitionsbremse. Auch die unberechenbare Wirtschafts- und Finanzpolitik (46 Prozent der Betriebe beklagen fehlende Planungssicherheit) hemmt die Investitionsbereitschaft. Jeder Dritte verzichtet auch aufgrund der Konjunkturflaute auf Investitionen.

Unberechenbare Wirtschaftspolitik

„Damit erreicht der Abbau an Arbeitsplätzen im Mittelstand mit diesem Quartal sogar wieder die traurige Rekordzahl aus der ebenfalls von enormer Unsicherheit geprägten Zeit der Coronapandemie“, sagte Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Familienunternehmer-Verbandes. „Die Lage vor der Bundestagswahl ist einfach quälend. Der Tanker Deutschland hat Maschinenschaden und das in stürmischer See“, sagte sie. „Die Unberechenbarkeit der Wirtschaftspolitik muss ein Ende haben.“

Abbau von Stellen auch im Niedriglohnsektor

Der Jobabbau betrifft auch viele Stellen im Niedriglohnsektor. Ihre Zahl sei in den zurückliegenden zehn Jahren um 1,3 Millionen gesunken, laut Statistischen Bundesamt. Im April 2024 wurden rund 6,3 Millionen Beschäftigte (16 Prozent) mit einem Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle von 13,79 Euro bezahlt. Im April 2014 und somit vor der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2015 befand sich noch mehr als jeder fünfte Job (21 Prozent) im Niedriglohnsektor. Die Schwelle lag damals bei zehn Euro brutto je Stunde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Nach Telefonat mit Putin: Trump bringt Friedensgespräche im Vatikan ins Spiel
19.05.2025

Donald Trump plant überraschend Gespräche zwischen Russland und der Ukraine im Vatikan. Kommt es jetzt zum Durchbruch im Ukraine-Krieg...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zum Wochenstart erreicht
19.05.2025

Der DAX erreicht ein neues Rekordhoch und überrascht Anleger mit starker Dynamik. Doch was steckt hinter dem Höhenflug am Aktienmarkt –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor dem Kassensturz: Schuldenkollaps rückt näher - was bedeutet das für die globale Wirtschaft?
19.05.2025

Die USA taumeln auf einen finanziellen Abgrund zu: Moody’s entzieht der Supermacht das Top-Rating, Investoren fliehen, und der Kongress...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fachkräftemangel trotz Zuwanderung: Warum gibt es aktuell fast 3 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss?
19.05.2025

Fast 3 Millionen junge Erwachsene in Deutschland haben keinen Berufsabschluss – das zeigt der aktuelle Berufsbildungsbericht. Tendenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt nach US-Herabstufung: Wie Anleger jetzt reagieren sollten
19.05.2025

Der Goldpreis zieht nach der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit spürbar an. Was bedeutet das für Anleger? Droht eine neue...

DWN
Politik
Politik Abschaffung des Acht-Stunden-Arbeitstag: Merz plant, die Deutschen zu mehr Arbeit zu motivieren
19.05.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Was eine Änderung des deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fünf Jahre nach Brexit: Neuer Kurs zwischen EU und London
19.05.2025

Fünf Jahre nach dem Brexit nähern sich EU und Großbritannien wieder an – doch nicht ohne Reibung. Was bedeutet das für Handel,...

DWN
Finanzen
Finanzen ThyssenKrupp-Aktie: Vom Höhenflug zum Absturz – wie geht es jetzt weiter?
19.05.2025

Die ThyssenKrupp-Aktie hat in den vergangenen Tagen eine herbe Talfahrt erlebt. Noch vor wenigen Wochen galt das Papier als Gewinner des...