Politik

Linkspartei mit Mitgliederrekord: Linke verzeichnen beispiellose Eintrittswelle

Die Linke galt als politisch tot. Jetzt verzeichnet die Partei vor der Bundestagswahl am 23. Februar einen deutlichen Mitgliederzuwachs. Ein Linksruck aus Sorge vor einem „Rechtsruck“?
16.02.2025 14:13
Lesezeit: 1 min
Linkspartei mit Mitgliederrekord: Linke verzeichnen beispiellose Eintrittswelle
„Sie alle wollen politische Veränderungen und eine Garantie, dass man nicht nach rechts umfällt“, sagt die Parteivorsitzende der Linken Ines Schwerdtner (Foto: dpa) Foto: Sebastian Gollnow

Für die Linke sah es lange Zeit düster aus: ständiger Streit mit der einstigen Parteiikone Sahra Wagenknecht, Umfragewerte im Keller, Wahlniederlagen im Osten. Doch nun erlebt die Partei kurz vor der Bundestagswahl ein kleines Comeback – zumindest gemessen in konkreten Mitgliederzahlen.

Linke: Mitgliederrekord mit nun 81.000 Leuten

Die Linke verzeichnet nach einer beispiellosen Eintrittswelle in den vergangenen Wochen 81.200 Mitglieder – nach Parteiangaben so viele wie nie zuvor seit ihrer Gründung 2009. Allein seit der umstrittenen gemeinsamen Abstimmung von Union, FDP und AfD am 29. Januar seien 17.470 neue Mitglieder dazu gekommen, sagte ein Parteisprecher. Seit Jahresbeginn seien es knapp 23.500 gewesen. Über die Zahlen berichtete zuerst der Spiegel.

Der Tag ist mit einem konkreten politischen Ereignis verknüpft: Im Bundestag brachte Unionskanzlerkandidat und Oppositionschef Friedrich Merz mit Stimmen der AfD einen Entschließungsantrag für eine schärfere Migrationspolitik durch. Die härtere Gangart bei Grenzschutz und Abschiebungen mag im konservativen Lager für Zustimmung sorgen, links der Mitte sorgte sie zugleich für Empörung.

Linksruck nach dem Rechtsruck

Die Parteispitze sieht als Gründe für die Eintrittswelle die Mobilisierung der Linken im Wahlkampf, aber auch die Sorge vieler Menschen vor einem Rechtsruck in Deutschland. „Die Linke wächst und zieht immer mehr Menschen an, die eine gerechte Politik wollen“, sagte der Vorsitzende Jan van Aken. Die Menschen wüssten, dass sie sich bei der Linken darauf verlassen könnten.

Das Durchschnittsalter der seit Anfang Januar neu eingetretenen Menschen liegt nach Parteiangaben bei 28,7 Jahren, knapp 53 Prozent der Neuen seien Frauen. Damit liegt das Durchschnittsalter aller Mitglieder den Angaben zufolge nun bei 43,31 Jahren und der Frauenanteil bei gut 42 Prozent.

„Die Menschen rennen uns die Hütte ein“

„Sie alle wollen politische Veränderungen und eine Garantie, dass man nicht nach rechts umfällt“, sagt die Parteivorsitzende Ines Schwerdtner dem SPIEGEL. Die Eintritte kämen von überall her, egal ob aus der Prignitz oder München. „Die Menschen rennen uns die Hütte ein.“

Der Parteieintritt funktioniert bei der Linken sehr einfach über die Webseite mit der Angabe persönlicher Daten und einer Erklärung, dass man sich zu den Grundsätzen der Partei bekennt. Der monatliche Mitgliedsbeitrag beginnt bei 1,5 Euro im Monat bei Menschen ohne eigenes Einkommen oder Beziehern von Sozialleistungen und staffelt sich dann. Bei 2.500 Euro Einkommen werden 85 Euro im Monat fällig, darüber 4 Prozent des Nettoeinkommens.

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