Wirtschaft

Schwache Konjunkturprognosen: Deutsche Wirtschaft steckt tief in der Krise - was jetzt passieren muss!

Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland bleibt aus und die Preise steigen weiter: Zwei aktuelle Konjunkturprognosen zeichnen ein düsteres Bild für Deutschland. Experten identifizieren jedoch auch mögliche Lösungswege.
17.03.2025 15:28
Aktualisiert: 17.03.2025 15:28
Lesezeit: 2 min
Schwache Konjunkturprognosen: Deutsche Wirtschaft steckt tief in der Krise - was jetzt passieren muss!
Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts: Gürtel enger schnallen oder mehr leisten (Foto: dpa). Foto: Peter Kneffel

Ifo-Konjunkturprognose: Deutschland ohne USA "deutlich ärmer"

Handelskonflikte und eine schwache Binnennachfrage belasten die deutsche Wirtschaft stärker als bislang angenommen. Sowohl das Ifo-Institut als auch die OECD-Prognose korrigierten ihre Erwartungen nach unten und verweisen auf zahlreiche Unsicherheitsfaktoren. Die deutsche Konjunkturprognose folgt somit der globalen Entwicklung – allerdings auf einem Niveau, das im Vergleich zu anderen Industrienationen besonders niedrig ausfällt. Auch Verbraucher dürften die Auswirkungen zunehmend spüren. Das Ifo-Institut reduzierte seine Prognose für das Wirtschaftswachstum Deutschlands in diesem Jahr auf lediglich 0,2 Prozent. Im Winter lag die Erwartung der Münchener Wirtschaftsforscher noch bei 0,4 Prozent.

Der Rückzug der USA aus Europa sowie protektionistische Maßnahmen führten dazu, dass Deutschland "deutlich ärmer" sei, als es sonst der Fall wäre, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Das bedeutet, dass uns nichts davor bewahren kann, entweder den Gürtel enger zu schnallen oder mehr zu leisten." Eine Lösung allein durch Schuldenaufnahme sei keine nachhaltige Option. Erst 2026 erwarten die Ifo-Experten mit 0,8 Prozent wieder eine leichte Verbesserung der Konjunkturprognose. Alle Werte des Ifo-Instituts beziehen sich auf das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt.

OECD-Konjunkturprognose: Deutschland im unteren Bereich

Im internationalen Vergleich der OECD-Prognose rangiert Deutschland auf dem vorletzten Platz. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) senkte die deutsche Konjunkturprognose für 2025 erneut: Statt eines Wachstums von 0,7 Prozent wird nur noch ein Zuwachs von 0,4 Prozent erwartet. Lediglich Mexiko steht schlechter da, da es durch US-Zollkonflikte besonders hart getroffen wird.

Die OECD-Prognose sieht jedoch nicht nur Deutschland, sondern die gesamte Weltwirtschaft unter Druck. Handelskonflikte und geopolitische Spannungen führen dazu, dass Unternehmen Investitionen zurückhalten und Verbraucher ihre Ausgaben reduzieren. Dadurch bleibt der Konsum trotz steigender Kaufkraft in vielen Ländern schwach. In diesem Umfeld senkte die OECD ihre Prognosen für die globale Wirtschaftsentwicklung sowohl für dieses als auch für das kommende Jahr. Besonders betroffen sind Mexiko und Kanada. 2025 werden auch die USA erhebliche Verluste verzeichnen. In Deutschland hingegen zeigt der Trend im kommenden Jahr nach oben: Die OECD erwartet hier ein Wachstum von 1,1 Prozent.

Inflation könnte stärker steigen als bisher erwartet

Neben den geringen Wachstumsraten sorgt sich die OECD-Prognose auch um die Inflation. Während die Teuerungsrate in vielen Ländern etwas zurückgehen dürfte, prognostizieren Experten für Deutschland in diesem Jahr eine Inflation von 2,4 Prozent – nahezu auf Vorjahresniveau. Im Dezember lag die Erwartung noch bei 2,0 Prozent.

Insbesondere der Dienstleistungssektor zeigt in Deutschland eine Aufwärtsdynamik. Branchen wie das Friseurhandwerk und Kfz-Werkstätten treiben durch steigende Löhne die Inflation an.

Mögliche Wege zur wirtschaftlichen Erholung

Die Prognosen der OECD-Prognose berücksichtigen die von den USA angekündigten Zölle gegen Kanada und Mexiko sowie mögliche Gegenmaßnahmen. Sollte es hier zu einer Einigung kommen, könnte sich die Konjunkturprognose verbessern. Eine Modellrechnung der OECD zeigt, dass vor allem Kanada, Mexiko und die USA von leichteren Handelsbarrieren profitieren würden, aber auch die G20-Staaten positive Effekte spüren könnten.

In Deutschland fordert Ifo-Präsident Fuest, die Zunahme der Teilzeitarbeit einzudämmen – unter anderem durch eine bessere Kinderbetreuung. Zudem müsse sich Mehrarbeit finanziell lohnen. Wie Ifo-Experte Timo Wollmershäuser erklärt, sind die aktuellen Ifo-Zahlen noch ohne die geplanten Investitionen der voraussichtlich neuen Bundesregierung berechnet. Diese plant, hunderte Milliarden Euro in Rüstung und Infrastruktur zu stecken. Falls diese Maßnahmen effektiv umgesetzt werden, könnte die Konjunkturprognose deutlich positiver ausfallen, betont Wollmershäuser.

DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov warnt jedoch, dass ein solches Investitionsprogramm nur erfolgreich sein kann, wenn gleichzeitig strukturelle Reformen erfolgen. "Verfahren vereinfachen und beschleunigen, Steuern und Kosten für wirtschaftliches Handeln in unserem Land reduzieren und die Verwaltungen effizienter machen." Diese Impulse müsse die neue Regierung setzen. "Wieder oben mitzuspielen, auch im OECD-Ranking, das sollte unser Anspruch sein."

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