Immobilien

Immobilienbranche bleibt skeptisch: Steigende Zinsen drücken auf die Stimmung

Immobilienfirmen in Deutschland bewerten die aktuelle Geschäftslage schlechter als Ende des vergangenen Jahres. Mit dem politischen Wechsel hoffen Firmen auf eine Besserung der Situation in den nächsten zwölf Monaten, doch viele bleiben skeptisch. Politische Signale sind überfällig, so Insider der Immobilienbranche.
25.03.2025 11:00
Aktualisiert: 01.01.2030 00:00
Lesezeit: 3 min
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Steigende Zinsen belasten Immobilienbranche

Deutsche Firmen bewerten die Geschäftslage in der Immobilienbranche im ersten Quartal 2025 negativer als im Vorquartal – während gleichzeitig die Erwartungen an die Politik für die kommenden zwölf Monate klettern. Die Hoffnung auf einen Turnaround wächst, aber es braucht „neuen Reform-Mut“, nach Ansicht von Branchenexperten. Dem aktuellen ZIA-IW-Sentiment Index zufolge haben befragte Immobilienfirmen die Geschäftslage im ersten Quartal 2025 mit minus 6,9 Punkten negativer bewertet als im Vorquartal. Zur gleichen Zeit steigen die Erwartungen unter Befragten für die kommenden zwölf Monate um 6,9 Punkte. Das Gesamtklima bleibt mit 16,3 Punkten nahezu konstant (minus 0,1 Punkte).

Der ZIA-IW Immobilienstimmungs-Index erfasst vierteljährlich die Geschäftslage und Geschäftserwartungen von Immobilienfirmen und Projektentwicklern. Im Vorquartal wurden die Erwartungen etwas schlechter und die Geschäftslage etwas besser eingeschätzt. Insgesamt bleiben deutsche Immobilienfirmen weiterhin skeptisch.

Neben Investitionsschub braucht es auch Reformmut

Laut ZIA-Präsidentin Iris Schöberl müssten politische Signale jetzt „schnell und kraftvoll“ für die Branche kommen. „Die Geschäftslage entwickelt sich gerade für einige nicht gut. Aber die Hoffnung auf einen Turnaround wächst.“ Schöberl betonte: „Politische Signale müssen jetzt schnell und kraftvoll kommen, denn steigende Zinsen drücken verstärkt auf die Stimmung.“ Es brauche neben dem Investitionsschub auch einen neuen „Reform-Mut“, denn Bürokratie und überzogene Regulierung machten Prozesse in der Branche immer langsamer.

Das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen Finanzpaket von SPD und Union habe „das Zeug, Deutschlands Ökonomie tatsächlich wieder auf Touren zu bringen“, sagte Schöberl. „Werden die Pläne für ein 500 Milliarden Euro starkes Sondervermögen für Extra-Investitionen klug umgesetzt, geht es um mehr als nur ein paar politische Vorschuss-Lorbeeren oder nur Prinzip Hoffnung.“

Das Thema Zinsen bleibe heikel. Die Extra-Schulden des Bundes für Landesverteidigung und Infrastruktur könnten Kredite noch teurer machen. Zinsen von Bundesanleihen mit zehnjähriger Zinsbindung sind letztens um 40 Basispunkte höher gestiegen – mit direktem Effekt auf die Baufinanzierungszinsen. „Der Bund könnte über die KfW eigenkapitalersetzende Mittel, Bürgschaften und Ausfallgarantien bereitstellen, um stockende Neubauvorhaben zu aktivieren“, sagte Schöberl. „Das Thema Zinsen ist auch aus steuerlicher Sicht problematisch, denn aktuell wird die Abzugsfähigkeit durch die sogenannte Zinsschranke gehemmt – das schränkt dringend nötige Bautätigkeit ein", fügte sie hinzu. Das müsse sich ändern.

Die Ergebnisse der jeweiligen Assetklassen im ZIA-IW Immobilienstimmungs-Index:

  • Im Bürosegment lag die Geschäftslage bei -3,7 Punkte, während die Erwartungen genau bei 0 lagen – ein Zuwachs von 2,4 Punkten. Das Immobilienklima war somit leicht um 0,6 Punkte auf 5,8 Punkte gesunken. Die Lage im Büromarkt bleibt angespannt und Unsicherheiten bezüglich der Auswirkungen von mobiler Arbeit auf den Büroraumbedarf halten an.
  • Im Wohnsegment betrug die Geschäftslage -9,3 Punkte, die Erwartungen lagen bei +12,9 Punkte und das Immobilienklima bei 28,8 Punkten (+1,9 Punkte). Die Stimmung stieg leicht an, wobei die aktuelle Lage schlechter und die Perspektiven besser eingeschätzt wurden. Die Kaufpreise sind nach einem Rückgang in den Jahren 2022 und 2023 im Jahr 2024 konstant geblieben, und für 2025 werden Steigerungen erwartet. Gleichzeitig steigen die Mieten aufgrund eines knappen Angebots, mit positivem Effekt auf Renditen und Investitionen.
  • Die Projektentwicklung wies insgesamt das schlechteste Klima auf. Gegenüber dem Vorquartal haben sich vor allem die Erwartungen deutlich verschlechtert. Der Verkauf von Neubauimmobilien bleibt schwierig und der Wohnungsbau bleibt ein Sorgenkind.

Sonderumfrage: Was die neue Bundesregierung liefern soll

Die Antworten auf die Sonderfrage beim Stimmungsindex zeigten auf, welche Faktoren jetzt wichtig sind, um der Branche wieder zum Konjunkturmotor zu machen, so der Kommentar im aktuellen ZIA-IW-Stimmungsindex. Diese sind:

  • Einfachere Normen, Bauvorschriften und technische Vorgaben (70 Prozent stimmten dafür).
  • Die Digitalisierung der Behörden hatte auch einen hohen Stellenwert (40 Prozent der Stimmen).
  • Bauland: 66 Prozent der Befragten unterstützten die schnellere Ausweisung in Wachstumsregionen.
  • Förderung: 52 Prozent der Befragten bewerteten zinsreduzierte Darlehen hoch.

IW-Leiter für Internationale Wirtschaftspolitik und Immobilienmärkte, Michael Voigtländer, kommentierte zu den Ergebnissen: „Von der Politik wünscht sich die (Immobilien) Branche jetzt vor allem Strukturreformen. Besonders wichtig ist den Befragten dabei eine Vereinfachung von Normen, Bauvorschriften und technischen Vorgaben.“

Der ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex wird vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln seit 2020 vierteljährlich in Kooperation mit dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) erstellt, um zeitnah Informationen über die Lage und die Erwartungen von Investoren und Projektentwicklern zu gewinnen und die Transparenz auf dem Immobilienmarkt zu verbessern. Angeschrieben werden Geschäftsführer und leitende Angestellten von zirka 1.200 Unternehmen.

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Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

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