Unternehmen

Boeing droht harte Bruchlandung durch US-Zölle auf Kanada und Mexiko

Die von der US-Regierung verhängten Zölle belasten die amerikanische Luftfahrtindustrie erheblich. Während Einfuhrzölle auf Aluminium und Stahl die Produktionskosten von Flugzeugen leicht erhöhen, sind die geplanten Abgaben auf Waren aus Kanada und Mexiko weitaus problematischer.
26.03.2025 10:58
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Boeing: Hohe Abhängigkeit von globalen Lieferketten

Die geplanten US-Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko könnten die eng verzahnte nordamerikanische Lieferkette massiv stören und Boeing sowie andere Hersteller vor große Herausforderungen stellen.

Die Luft- und Raumfahrtbranche gilt als Symbol für industrielle Stärke der USA, ist jedoch stark von internationalen Zulieferern abhängig. „Diese Zölle sind besonders gefährlich für unsere Branche, die seit Jahrzehnten zollfrei agiert. Die Teile kommen aus der ganzen Welt“, erklärt Bruce Hirsh, Handelspolitikexperte bei Capitol Counsel. Die US-Luftfahrtindustrie erwirtschaftet jährlich einen Handelsüberschuss in Milliardenhöhe und gehört zu den wichtigsten Exportsektoren des Landes. Im Jahr 2025 sollen amerikanische Luftfahrtunternehmen Waren im Wert von 125 Milliarden Dollar exportieren – nur der Öl- und Gassektor übertrifft diesen Wert.

Kostensteigerung durch neue Zölle

Analysten rechnen damit, dass die Zölle die Kosten der Luftfahrtindustrie um rund 5 Milliarden Dollar pro Jahr erhöhen werden. Der größte Teil dieser Summe entfällt auf Zölle für Importe aus Kanada und Mexiko. In einem Brief an die US-Regierung forderten Branchenverbände eine Befreiung der Luftfahrtindustrie von den Zöllen. Sie argumentieren, dass zusätzliche Handelshemmnisse die Wettbewerbsfähigkeit der US-Hersteller gefährden und Produktionsabläufe stören könnten.

Die Auswirkungen auf Boeing sind besonders gravierend: Das Unternehmen befindet sich ohnehin in einer schwierigen Phase. 2024 lieferte der Konzern 348 Verkehrsflugzeuge aus – ein Rückgang von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Airbus hingegen setzte im gleichen Zeitraum 766 Maschinen ab.

Boeing-Lieferketten in Gefahr

Während Boeing betont, dass die direkten Auswirkungen der Zölle auf Rohstoffe gering seien – die Kostensteigerung für Aluminium und Stahl soll unter einem Prozent liegen – befürchten Experten größere Probleme durch Unterbrechungen in der Zulieferkette.

Kanada und Mexiko spielen eine zentrale Rolle für die US-Luftfahrtindustrie. In Kanada werden beispielsweise Teile für die Boeing-Modelle 787 und 777 gefertigt, und dort ist mit CAE ein führender Hersteller von Flugsimulatoren ansässig. In Mexiko produzieren große Zulieferer wie Collins Aerospace, Honeywell Aerospace und GE Aerospace wichtige Komponenten für Verkehrs- und Geschäftsflugzeuge.

Eine Verlagerung dieser Produktion in die USA wäre schwierig. Die Luftfahrtbranche ist langfristig ausgelegt – Flugzeuge werden über Jahre hinweg entwickelt und jahrzehntelang genutzt. Zudem fehlt es in den USA an ausreichend qualifizierten Arbeitskräften, um die Produktion schnell umzustrukturieren.

Boeing stärker betroffen als Airbus?

Boeing könnte durch die Zölle stärker in Bedrängnis geraten als sein europäischer Konkurrent Airbus. Der gesamte Luftfahrtsektor leidet unter den Handelsbarrieren, doch Boeing hat es schwerer, steigende Kosten an Kunden weiterzugeben. Zudem droht der Verlust des schnell wachsenden chinesischen Marktes. Sollte die US-Regierung Importzölle von 10 bis 25 Prozent auf ausländische Flugzeuge erheben, würden die Preise für Airbus-Maschinen zwar steigen – doch Europa könnte als Reaktion Boeing-Flugzeuge ebenfalls verteuern.

Ein weiterer Vorteil für Airbus: Das Unternehmen betreibt Fertigungsstätten in den USA, unter anderem in Alabama und Florida. Boeing hingegen hat keine Produktionsstandorte in der EU. Auch die General Aviation Manufacturers Association kritisiert den Handelsstreit und warnt vor den Folgen für die hochspezialisierte und regulierte Zulieferkette. Luftfahrtexperte Jerrold Lundquist verweist darauf, dass allein für die Boeing 737 rund 2.000 Bauteile von über 700 verschiedenen Zulieferern benötigt werden – eine komplexe Struktur, die nicht kurzfristig ersetzt werden kann.

Die anhaltenden Handelskonflikte könnten somit tiefgreifende Folgen für die US-Luftfahrtindustrie haben – und Boeing besonders hart treffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Gewerkschaft der Polizei kritisiert marode Dienststellen und fordert Milliarden-Investitionen
12.08.2025

Die Gewerkschaft der Polizei schlägt Alarm: Hunderte Dienststellen in Deutschland sind in einem desolaten Zustand – von Schimmelbefall...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Homeoffice kostet Karriere: Warum viele fürs Sofa weniger verdienen
12.08.2025

Homeoffice gilt als Freiheit – doch die hat ihren Preis: Viele Beschäftigte verzichten für das Arbeiten von zu Hause freiwillig auf...

DWN
Politik
Politik Rente und Lebensarbeitszeit: Beamte sollen länger arbeiten, weil sie im Schnitt länger leben
12.08.2025

Die Deutschen sollen länger arbeiten, fordert die Wirtschaftsministerin, auch um die Sozialsysteme abzusichern. Für das Rentensystem hat...

DWN
Technologie
Technologie Social Media für Kinder? Özdemir fordert Verbot
12.08.2025

Ex-Agrarminister Cem Özdemir bringt einen Vorschlag ins Gespräch, der in der Öffentlichkeit für Diskussionen sorgen dürfte: Er fordert...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs nähert sich Rekordhoch: Droht jetzt die große Wende?
12.08.2025

Der Bitcoin-Kurs startet mit Schwung in die neue Woche und rückt dem Rekordhoch wieder sehr nah. Institutionelle Zuflüsse, politische...

DWN
Politik
Politik Ukraine widerspricht Meldungen über russischen Durchbruch in Donezk-Region
12.08.2025

Die ukrainische Armee hat Medienberichte über einen angeblichen russischen Frontdurchbruch im Raum Pokrowsk und Dobropillja im Gebiet...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA und China verlängern Zollpause im Handelsstreit bis November
12.08.2025

Im Handelsstreit zwischen den USA und China gibt es erneut Aufschub: Beide Seiten haben sich darauf geeinigt, geplante höhere Zölle...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erdgas aus Bayern? Probebohrung könnte Gasförderung einleiten
12.08.2025

Im oberbayerischen Reichling am Ammersee hat am vergangenen Freitag eine umstrittene Probebohrung nach Erdgas begonnen. Sollte sich dabei...