Wirtschaft

Droht neue Schuldenkrise? Deutschland erhöht die Verschuldung – Südeuropa bangt um Stabilität

Die geplante massive Ausweitung des deutschen Haushalts hat Auswirkungen auf ganz Europa. Besonders betroffen sind hochverschuldete südeuropäische Länder, deren Staatsanleihen seit Anfang März um rund 30 Basispunkte gestiegen sind – ein erheblicher Anstieg. Droht nun eine neue Schuldenkrise?
29.03.2025 16:01
Lesezeit: 1 min

Anstieg der Anleiherenditen löst Sorgen über finanzielle und wirtschaftliche Folgen aus

Die Bundesregierung plant über die nächsten zehn Jahre zusätzliche Ausgaben in Höhe von rund einer Billion Euro. Diese Entwicklung sorgt für Unruhe in Ländern wie Italien, Spanien und Griechenland. Höhere Renditen bedeuten steigende Kosten für den Schuldendienst, was bei ohnehin fragiler Haushaltslage erneut fiskalische Instabilität auslösen könnte – eine Erinnerung an die europäische Schuldenkrise vor mehr als einem Jahrzehnt.

Droht eine neue Schuldenkrise?

Europa bewegt sich in eine Phase expansiver Finanzpolitik, was langfristig höhere Zinsen für Staatsanleihen bedeuten könnte. Dies könnte wiederum die Verschuldungskosten für bereits hoch belastete Länder weiter in die Höhe treiben und wirtschaftliche sowie politische Unsicherheiten verschärfen. Allerdings gibt es mehrere Argumente, die gegen ein solches Krisenszenario sprechen:

Positive wirtschaftliche Impulse aus Deutschland

Die deutschen Investitionen könnten der gesamten EU zugutekommen, insbesondere den südeuropäischen Volkswirtschaften, die stark mit Deutschland verflochten sind. Italien und Spanien gehören zu den Ländern, deren Industrie besonders empfindlich auf wirtschaftliche Entwicklungen in Deutschland reagiert. Ein starker Aufschwung der deutschen Wirtschaft könnte somit auch ihre Wachstumschancen verbessern – und damit die Tragfähigkeit ihrer Schulden.

Keine automatische Zinserhöhung durch Staatsausgaben

Die Sorge, dass die geplanten deutschen Mehrausgaben die Inflation anheizen und dadurch die Zinsen steigen lassen, ist nicht zwangsläufig berechtigt. Viele europäische Industrien arbeiten derzeit unter ihrer Kapazitätsgrenze, sodass zusätzliche Staatsausgaben die Produktion eher ankurbeln, ohne die Preise in die Höhe zu treiben.

Möglichkeit gemeinsamer EU-Schulden

Sollte ein Teil der zusätzlichen Militärausgaben durch gemeinsame EU-Anleihen finanziert werden, könnten die Zinssätze für die Schulden deutlich niedriger ausfallen. Ein Vorbild dafür sind die günstigen Konditionen der im Rahmen des „Next Generation EU“-Fonds ausgegebenen Anleihen. Experten wie der Thinktank Bruegel fordern bereits, dass Verteidigungsausgaben auf EU-Ebene finanziert werden, statt über nationale Schulden.

Die neue Rolle der EZB

Die Europäische Zentralbank hat in den vergangenen zwölf Jahren ihre geldpolitische Strategie verändert. Heute ist die Bereitschaft, bei Vertrauensverlust und Kapitalabfluss durch gezielte Anleihekäufe zu stabilisieren, deutlich größer als während der Eurokrise. Dies könnte als Sicherheitsnetz für hochverschuldete Staaten dienen.

Kein Grund zur Panik – aber Wachsamkeit ist gefragt

Trotz des Renditeanstiegs bleibt das Risiko einer neuen Schuldenkrise in Südeuropa überschaubar. Die expansive deutsche Finanzpolitik könnte sogar positive Wachstumsimpulse liefern, die den Ländern helfen, ihre Haushalte zu stabilisieren. Entscheidend wird jedoch sein, ob die EU eine gemeinsame Strategie zur Finanzierung dieser Ausgaben findet – und wie die EZB auf mögliche Marktverwerfungen reagiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...