Jetzt in Europa-ETFs investieren? Die USA schwächeln!
Wenn es eine Branche gibt, die das Mantra „Geld dorthin, wo der Mund ist“ wirklich lebt, dann ist es die Finanzwelt. Die sich wandelnden Gegebenheiten der globalen Wirtschaftslage haben sich deutlich an den Aktienmärkten gezeigt, aber interessante Bewegungen gab es auch im Bereich der börsengehandelten Fonds (ETFs). Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Fund, also für börsengehandelte Investmentfonds. Weil ETFs die Performance eines Index wie des S&P 500 abbilden, sind sie passiv – im Gegensatz dazu sind aktiv gemanagte Investmentfonds aktiv, weil Fondsmanager gezielt Portfolios zusammenstellen. Auch aktiv gemanagte Fonds werden an der Börse gehandelt.
Für Vermögensverwalter, deren Kunden eine überdurchschnittliche Marktperformance verlangen, können ETFs ein attraktiver Weg sein, um Wert zu schaffen. Aber derzeit nicht in den USA. Der iShares Core S&P 500 ETF, der den S&P 500 abbildet, ist in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 um annähernd 10 Prozent eingebrochen. Dies spiegelt eine allgemeine Vorsicht wider, mit der die Finanzwelt die USA derzeit betrachtet.
US-Techaktien unter Druck
Der iShares Core S&P 500 ETF strebt die Nachbildung der Wertentwicklung der 500 US-Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung an. Insgesamt listet dieser iShares-ETF annähernd 500 US-Aktien, zu den größten Positionen gehören Tech-Aktien wie Apple, das fast 7 Prozent der Fondsgewichtung ausmacht, außerdem Microsoft und Nvidia, die beide mit jeweils rund 6 Prozent in diesem ETF Fonds gewichtet sind.
Zweifel an den Wachstumsaussichten dieser Unternehmen werden durch Faktoren wie chinesische Innovationen geschürt. Beispielsweise stellt DeepSeek mit seiner kostengünstigeren KI-Lösung den bisherigen Platzhirsch Nvidia infrage. Der US-Techriese Nvidia liefert Chips für die energieintensiven Prozesse von Unternehmen wie OpenAI. Insgesamt sind 30 Prozent des iShares-ETFs in US-amerikanische Informations- und Technologieunternehmen investiert – relativ monothematisch, was sich nun rächt.
Marktanalysten sehen Chancen bei Aktien aus Europa und den Schwellenländern
Die Wertentwicklung des iShares Core S&P 500 ETF ist nur ein Beispiel für die sehr schwierige Börsensituation in den USA. Marktanalysten und Aktienexperten an der Wall Street sprechen bereits über die Gefahr einer Rezession in den USA. Für Anleger dürfte es jetzt notwendig sein, Investitionen außerhalb der USA zu diversifizieren. Jeffrey Gundlach, CEO von DoubleLine Capital, rechnet mit einer weitere Risikowelle an der Wall Street. Er sieht gar eine 50 bis 60-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Rezession der US-Wirtschaft. Chancen sieht er hingegen in Europa und den Schwellenländern. "Ich denke, das wird ein langfristiger Trend", prognostiziert Gundlach in einem Interview mit CNBC.
Tatsächlich hat sich der Pessimismus bislang nicht auf den europäischen Markt ausgewirkt – wo eine Tendenz zu Aufrüstung und industrieller Wiederbelebung zu beobachten ist. Dieser Wandel ist so bedeutend, dass US-Fondsmanager laut einem Bericht der Financial Times dieser Woche sich nun darum bemühen, Europa-fokussierte Fonds aufzulegen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Verteidigungsbranche. Beispielsweise wird HANetf einen Europa-fokussierten Verteidigungs-ETF auf den Markt bringen. HANetf bezeichnet den Sektor als „einen der am schnellsten wachsenden und strategisch wichtigsten Bereiche“ und berichtet von starkem Anlegerinteresse, das ein Vermögen von über 1,8 Milliarden Dollar übersteigt.
Von Wisdomtree gibt es einen solchen Europa-ETF mit dem Fokus auf Verteidigungsunternehmen bereits – lesen Sie dazu unseren Ratgeber zu Rüstungs-ETFs, in dem wir aufzeigen, mit welchen ETFs Sie in die besten Rüstungsaktien investieren können.
Welcher Europa-ETF ist der beste?
Bleiben wir bei der BlackRock-Tochter iShares: Der Kernfonds iShares MSCI EAFE, der die Investmentergebnisse eines Index abbildet, der sich aus Unternehmen in entwickelten Märkten außerhalb der USA und Kanada zusammensetzt, verzeichnete im ersten Quartal von 2025 eine Rendite von rund 10 Prozent. EAFE ist eine Abkürzung für Europe, Australasia and Far East. Insgesamt gehören zum iShares-ETF, der kein reiner Europa-ETF ist, mehr als 700 Aktien. Zu den deutschen Aktien im ETF mit Europa-Fokus gehören unter anderem der Softwarekonzern SAP und der Rüstungshersteller Rheinmetall. Die jährliche Gesamtkostenquote (TER) liegt bei 0,32 Prozent.
Auch der FTSE Developed Markets ETF von Vanguard hat im selben Zeitraum eine beachtliche Rendite von annähernd 9 Prozent erzielt. Der passive Investmentfonds ist zu 55 Prozent auf Europa und zu 35 Prozent auf den pazifischen Raum ausgerichtet, wobei ASML Holding, SAP, Novo Nordisk, Toyota, Nestle und Roche zu den größten Positionen im Portfolio zählen. Der Vanguard-ETF ist also ebenfalls kein reiner Europa-ETF, doch er ist Europa-fokussiert. Anleger müssen hier laufende Gebühren in Höhe von 0,12 Prozent pro Jahr (TER) zahlen.
Der Global Value ETF von Cambria (ISIN: US1320614092) hat zwischen Anfang Januar und Ende März 2025 sogar eine Rendite von annähernd 12 Prozent erwirtschaftet. Insgesamt listet der Europa-fokussierte ETF rund 115 Aktien. Sein Portfolio enthält höhere Gewichtungen von tschechischen Banken wie Moneta und Komercni Banka sowie des Mischkonzerns CEZ Group, der ebenfalls dort seinen Hauptsitz hat. Der Cambria-ETF ist (entgegen der Regel für einen Exchange Traded Fund) aktiv gemanagt, weshalb die laufenden Kosten mit 0,64 Prozent (TER) auch etwas höher liegen als bei den anderen Invesmtentfonds in diesem Europa-ETF-Vergleich. Hinzu kommt noch eine Management-Gebühr (Management Fee) in Höhe von 0,59 Prozent.
Der Deutschland-fokussierte Amundi DAX UCITS ETF (ISIN: FR0010655712), der die 40 größten und meistgehandelten deutschen Aktien im Prime Standard der Frankfurter Börse abbildet, verzeichnete im ersten Quartal 2025 eine Rendite von kräftigen 14 Prozent - und 2024 gar eine Jahresrendite von über 22 Prozent. Das Anlageziel des Fonds besteht darin, die Entwicklung des deutschen Leitindex DAX möglichst genau nachzubilden. Die TER des Europa-ETFs mit Deutschland-Fokus liegt bei günstigen 0,10 Prozent pro Jahr. Finanztest, die Anleger-Zeitschrift von Stiftung Warentest, sowie die dazugehörige Onlineseite test.de stufen den marktbreiten Amundi DAX ETF als 1. Wahl ein.
Der iShares MSCI France UCITS ETF (ISIN: IE00BP3QZJ36), der sich auf französische Unternehmen konzentriert, ist im ersten Quartal 2025 um mehr als 8 Prozent gestiegen. Insgesamt listet der marktbreite Europa-ETF mit Frankreich-Fokus rund 60 Aktien, die Luxusgruppe LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton macht mehr als 10 Prozent der Fondsgewichtung aus. Weitere hochgewichtete Aktien im MSCI France ETF von iShares sind Schneider Electric, ein auf die Herstellung von Produkten in den Bereichen elektrische Energieverteilung und industrielle Automation spezialisiertes Unternehmen, und der Energiekonzern Totalenergies. Der Fonds strebt eine Rendite an, die die Rendite des MSCI France Index, des Referenzindex' des Fonds, sehr genau widerspiegelt. Der iShares-ETF kostet jährlich 0,25 Prozent (TER), Fondserträge werden thesauriert. Finanztest, die Anleger-Zeitschrift von Stiftung Warentest, sowie die dazugehörige Onlineseite test.de stufen den iShares MSCI France UCITS ETF als 1. Wahl ein.
Ein Vergleich mit der Performance US-amerikanischer ETFs spricht Bände. Beispielsweise ist der US-Technologie-ETF von iShares im selben Zeitraum um annähernd 8 Prozent gefallen, während das Portfolio für US-Industrieaktien nahezu stagniert hat. Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der Weltwirtschaft isoliert, scheint die Finanzwelt Europa – nicht Amerika – als die stabilere Investitionswahl für die Zukunft zu betrachten.