Politik

Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden – doch die Auswirkungen könnten enorm sein. Besonders deutsche Unternehmen, die stark vom US-Markt abhängen, blicken mit Sorge auf die nächsten Tage. In Brüssel bereitet man sich auf mögliche Gegenmaßnahmen vor, während Trump bereits von einem „Befreiungstag“ spricht.
02.04.2025 07:30
Lesezeit: 3 min

Große Ungewissheit - Was Europa bei neuen US-Zöllen fürchtet

US-Präsident Trump plant neue, drastische Abgaben auf Importe. Niemand weiß bisher genau, wen es wie treffen wird. Doch für Deutschland und Europa könnte das ein kostspieliges Problem werden.

US-Präsident Donald Trump feiert es als Befreiungstag, für die Europäer dürfte es die nächste Eskalationsstufe im Handelsstreit mit den USA sein: Trump will am Mittwoch neue, weitreichende Zölle verhängen. Seit Wochen fiebert der Republikaner auf den von ihm so bezeichneten "Liberation Day" für die USA hin und schimpft dabei vor allem auf die Europäische Union. Ihm ist es ein Dorn im Auge, dass europäische Unternehmen insgesamt deutlich mehr Waren in den USA verkaufen als amerikanische Firmen in der EU.

Was plant Trump?

So richtig klar ist das nicht. Trump spricht von wechselseitigen Zöllen. Das bedeutet im Prinzip, dass die USA überall dort Zölle anheben, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner. Trump kündigte zudem an, andere Handelshemmnisse in den Blick zu nehmen - etwa strenge Einfuhrvorgaben oder Subventionen. Er will das Handelsungleichgewicht korrigieren und die USA als Produktionsstandort stärken. Anderen Ländern warf er vor, sein Land unfair zu behandeln. Gleichzeitig dürften die Zölle ihm helfen, sein kostspieliges Wahlversprechen umfassender Steuersenkungen gegenzufinanzieren.

Zuletzt deutete sich an, dass der 78-Jährige einfach pauschale Zölle verhängen könnte. Das würde bedeuten, dass die Abgaben nicht auf einzelne Waren oder spezifische Branchen beschränkt würden. Von den Zöllen werde kein Staat verschont bleiben, sagte er etwa am Wochenende. Am Montagabend sprach er im Weißen Haus über US-Handelspartner und monierte: "Der Freund ist in vielen Fällen schlimmer als der Feind." Wie genau die neuen Zölle aussehen und wen sie treffen, will er im Rosengarten des Weißen Hauses bekanntgeben.

Dass Trump seine Drohungen ernst meint, hat er zuletzt bewiesen. Er verhängte bereits Zölle auf alle Aluminium- und Stahlimporte, brachte Zölle auf importierte Autos und Autoteile auf den Weg, führte erhöhte Zölle auf alle Waren aus China ein und nahm seine Nachbarn Kanada und Mexiko ins Visier.

Was erwartet die EU?

Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werden die USA neue Sonderzölle auf die Einfuhr von Halbleitern, Pharmazeutika und Holz erheben. Zudem erwarte man eine weitere Ankündigung zu sogenannten reziproken Zöllen, mit denen auf angebliche unfaire Zölle anderer Länder reagiert werden soll, sagte die deutsche Spitzenpolitikerin am Dienstag in einer Rede im Europäischen Parlament in Straßburg. Diese würden sofort für fast alle Waren und viele Länder der Welt gelten und zu den Sonderzöllen hinzukommen, die US-Präsident Donald Trump bereits in Kraft gesetzt hat.

Was heißt das für die deutsche Wirtschaft?

Die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner noch vor China und den Niederlanden, wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Demnach wurden 2024 Waren im Wert von rund 253 Milliarden Euro zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gehandelt.

Der US-Markt hat für deutsche Firmen an Bedeutung gewonnen: Für die deutschen Exporteure seien die USA so wichtig wie nie in den vergangenen zwanzig Jahren, so das Statistische Bundesamt. Deutsche Firmen lieferten 2024 Waren im Wert von 161,4 Milliarden Euro in die USA, gut zehn Prozent aller Exporte.

Umgekehrt wurden 2024 Waren im Wert von 91,4 Milliarden Euro aus Amerika nach Deutschland importiert. Die Folge war ein deutscher Rekord-Handelsüberschuss von rund 70 Milliarden Euro mit den USA. Mit keinem anderen Land hat Deutschland seit 2017 so hohe Exportüberschüsse.

Welche Branchen sind besonders von den USA abhängig?

Nicht nur den deutschen Autobauern drohen mit den von Trump bereits angekündigten Sonderzöllen von 25 Prozent hohe Belastungen. Auch für die Pharmaindustrie sind neue US-Zölle gefährlich. Arzneimittel im Wert von 26 Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel (23,2 Prozent) der deutschen Pharmaexporte gingen 2023 in die USA. Prozentual gesehen ist das noch mehr als im Maschinenbau (13 Prozent) und der Chemiebranche (7,2 Prozent), deren Produkte ebenfalls zu den wichtigsten deutschen Exportgütern in die USA zählen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft-Aktie: Wie der KI-Boom den Gewinn über 100 Milliarden treibt
31.07.2025

Microsoft verdient erstmals mehr als 100 Milliarden Dollar – ein Meilenstein, der zeigt, wie tiefgreifend sich das Unternehmen unter...

DWN
Finanzen
Finanzen Investoren warnen: Ist die Erfolgsgeschichte der Novo Nordisk-Aktie vorbei?
31.07.2025

Die Novo Nordisk-Aktie galt als Fels in der Brandung – doch nach einer drastischen Gewinnwarnung gerät das Erfolgsmodell ins Wanken....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 2 Prozent Inflation: Kerninflation zieht Verbrauchern das Geld aus den Taschen
31.07.2025

Die Inflation liegt genau im Zielkorridor der EZB – ein scheinbar gutes Zeichen. Doch die Kerninflation bleibt hoch, vor allem...

DWN
Finanzen
Finanzen Renminbi im Welthandel: Warum Dollar und Euro dominant bleiben
31.07.2025

Chinas Regierung will den Renminbi zur globalen Handelswährung machen – und nutzt gezielt geopolitische Spannungen, um Druck auf...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF Stellenabbau: 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland bedroht
31.07.2025

Der Autozulieferer ZF rutscht immer tiefer in die Krise. Die "Zahnradfabrik" verzeichnet erneut einen hohen Verlust, steckt tief im...

DWN
Politik
Politik Trump tobt, doch Powell bleibt hart: Keine Zinsgeschenke für den Präsidenten
31.07.2025

Donald Trump fordert eine drastische Zinssenkung – doch Fed-Chef Jerome Powell verweigert den Gefolgschaftseid. Die US-Notenbank bleibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Reserve kommt: Was Anleger jetzt wissen müssen
31.07.2025

Die USA lagern still und heimlich Bitcoin – als nationale Reserve. Was bedeutet das für Anleger? Was steckt hinter dieser strategischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen MediaMarkt Saturn: Chinas JD.com übernimmt die Kontrolle beim Elektronikhändler – Ceconomy-Aktie im Fokus
31.07.2025

Der Einstieg eines Handelsgiganten verändert das Kräfteverhältnis bei MediaMarkt Saturn: Chinas JD.com will Europas Elektronikmarkt...