Wirtschaft

Globaler Handelskrieg: Trump erfindet Zölle, die es nie gab

US-Präsident Donald Trump hat Zölle gegen Länder eingeführt, die es in der Form nie gab. Anstatt auf konkrete Handelsbarrieren oder tatsächliche Zölle zu reagieren, stellt die US-Regierung ein Handelsdefizit als Zeichen von Schikanen dar – und drückt diese Auffassung in ihrer neuesten Zollstatistik aus.
04.04.2025 13:41
Lesezeit: 1 min

Falsche Darstellung von Handelsbarrieren

Bei einer Präsentation zur Zollpolitik zeigte Trump große Tafeln, auf denen Länder aufgelistet waren. Zwei Spalten sollten den Umfang der von den USA verhängten Zölle und die vermeintlichen Zölle anderer Länder gegenüber den USA aufzeigen. Doch der Unterschied zwischen den beiden war erheblich: In der einen Spalte befanden sich die Zölle, die Trump kürzlich eingeführt hatte. Die andere Spalte suggerierte, dass es sich hierbei um Zölle oder Handelsbeschränkungen handele, die von den betroffenen Ländern gegen die USA verhängt worden seien. Doch die zweite Spalte enthielt keinerlei solche Beschränkungen. Stattdessen wurde lediglich der Handelsüberschuss jedes Landes gegenüber den USA angegeben - mehr dazu lesen Sie hier.

Die Berechnung der Zölle und Handelsüberschüsse

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die Exportwerte der EU in die USA betragen jährlich rund 605 Milliarden Dollar, während der Handelsüberschuss bei 235 Milliarden Dollar liegt. Trump stellte den Ausgleichszollsatz als Prozentsatz dieses Überschusses dar – und teilte diesen dann noch einmal durch zwei. So einfach ließ sich der Zollsatz berechnen.

Für Länder mit einem Überschuss von weniger als 10 Prozent oder gar keinem Handel mit den USA wurde in beiden Spalten lediglich ein Wert von 10 Prozent eingetragen, was das mathematische Konstrukt weiter entkräftet.

Letztlich räumte das US-Handelsministerium ein, dass die Berechnung der Auswirkungen von Zöllen und Handelsbeschränkungen weitaus komplexer ist, als zunächst behauptet wurde. Trotzdem bleibt Trumps Ziel klar: Die USA wollen das Defizit in ihrem Handel mit anderen Ländern reduzieren. Ein „Handelsüberschuss“ wird von Trump als Beweis für unfaire Handelspraktiken gewertet.

Skurrile Zollregelungen für unbewohnte Gebiete

Eine weitere bemerkenswerte Kuriosität in Trumps Zollpolitik war die Berücksichtigung von nicht-souveränen Gebieten, wie etwa den Heard- und McDonaldinseln, einem australischen Archipel im Südatlantik. Trotz der Tatsache, dass diese Inseln keine Bevölkerung haben und keinen Handel betreiben, müssen sie nun ebenfalls Zölle auf Exporte in die USA zahlen – ein weiteres Beispiel für die skurrilen Zolldisziplinen der US-Regierung unter Trump.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Regierung plant „Grüngas-Quote“: Mehr Umweltschutz auf Kosten der Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft in Deutschland auszubauen. Unternehmen sollen...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Covestro-Überrnahme genehmigt: Abu Dhabi wird vom Ölreich zum Chemieriesen
26.11.2025

In Abu Dhabi gilt die Chemieindustrie als Zukunftsmodell. Zentraler Baustein der Vision: Die Übernahme des Leverkusener...

DWN
Politik
Politik Nach AfD-Einladung: Deutsche Bank kündigt "Familienunternehmer" den Mietvertrag
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein. Daraufhin beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Der Verband...

DWN
Politik
Politik Brandmauer-Debatte: Erster Wirtschaftsverband offen für Gespräche mit AfD - Rossmann verlässt Familienunternehmer
26.11.2025

Die Brandmauer-Debatte hat die Wirtschaft erreicht: Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mut statt Stillstand: Warum Deutschland beim Digitalpakt 2030 liefern muss
26.11.2025

Zwanzig Jahre Digitalpolitik und Milliarden Euro an Fördermitteln später ist Deutschland immer noch digitalen Anfänger. Verantwortung...