Wirtschaft

Gegenzölle? Wie Europa auf die Trump-Zölle reagieren kann und will

Die von Donald Trump geplanten Trump-Zölle als Teil eines umfangreichen Zollpakets dürften nicht unbeantwortet bleiben. Welche konkreten Reaktionen Europa zeigt, ist jedoch noch offen. Nach ersten Einschätzungen der Europäischen Union (EU) könnten künftig Abgaben auf EU-Waren im Umfang von über 81 Milliarden Euro erhoben werden. Zum Vergleich: Bisher betrafen Trump-Zölle nur sieben Milliarden.
04.04.2025 10:53
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Gegenzölle? Wie Europa auf die Trump-Zölle reagieren kann und will
Containerschiffe werden im Hamburger Hafen abgefertigt. Die Europäische Union will entschlossen auf die Trump-Zölle reagieren (Foto: dpa). Foto: Marcus Brandt

Trump-Zölle: Erste Antwortmaßnahmen im Gespräch

Laut EU-Vertretern ist mit einer klaren, jedoch maßvollen Antwort zu rechnen. Aus diesem Grund analysiert die Europäische Union (EU) derzeit das angekündigte Zollpaket und wägt wirtschaftliche Risiken sorgfältig ab. Denn mögliche Gegenzölle auf US-Produkte könnten sich auch negativ auf Unternehmen in Europa auswirken. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen plant Gespräche mit der Stahl- und Autoindustrie am Montag sowie mit der Pharmabranche am Dienstag. Die EU prüft mehrere denkbare Gegenmaßnahmen auf das neue Zollpaket der USA.

Gegenzölle

Die ersten Gegenzölle sollen im April greifen. Betroffen wären ausgesetzte Sonderzölle auf Produkte aus den USA wie Jeans, Harley-Davidson-Motorräder <US4128221086>, Bourbon-Whiskey und Erdnussbutter. Diese Reaktionen auf Trump-Zölle betreffen jedoch bestehende US-Zölle auf Aluminium- und Stahlimporte und nicht das jüngste Zollpaket.

Bei Gegenzöllen sei laut EU-Kreisen Vorsicht geboten. Bei Produkten wie Sojabohnen etwa könne Europa auf Importe aus Brasilien ausweichen. Wo keine Alternativen bestehen, verzichte man auf Gegenzölle. Die EU veröffentlichte Mitte März eine knapp 100-seitige Liste möglicher betroffener EU-Waren – darunter Lebensmittel, Seifen, Kleidung und Teppiche.

Sanktionsoptionen: Die sogenannte „Bazooka“

Vor dem Hintergrund einer möglichen zweiten Amtszeit Trumps beschloss die EU bereits 2023 ein weitreichendes Instrument gegen wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen. Bernd Lande (SPD), Handelsausschussvorsitzender, bezeichnete es als „Bazooka“. Diese Option liegt bereit, falls sich Trump-Zölle weiter ausweiten. Aber: „Das ist nicht die erste Wahl“, stellte er klar. Das Instrument erlaubt Strafzölle gegen Drittstaaten, die politische Entscheidungen der EU mit wirtschaftlichem Druck beeinflussen. Das Ziel ist, die europäische Souveränität zu schützen.

Zu den Maßnahmen zählen auch Einschränkungen beim Zugang zu öffentlichen Aufträgen der EU oder zum europäischen Markt insgesamt. Anna Cavazzini (Grüne), Vorsitzende des Binnenmarktausschusses, nannte Beschränkungen für US-Firmen bei Banken-, Kapital- und Versicherungsdiensten in Europa als Beispiel.

Digitale Trump-Zölle: Steuer auf Internetkonzerne

Auch die Einführung einer Digitalsteuer auf US-Dienste innerhalb der EU wird erneut diskutiert. Betroffen wären Anbieter wie die Plattform X von Elon Musk, der Trump unterstützt, sowie Google, Netflix oder Amazon. Für diese Konzerne ist der Markt der EU mit rund 450 Millionen Menschen hochattraktiv.

Laut Kommission exportieren die USA deutlich mehr digitale Dienste nach Europa als umgekehrt. Laut aktuellen Zahlen gehen 396,4 Milliarden Euro an Exporten in die EU, während Importe nur 292,4 Milliarden Euro betragen.

Trump-Zölle: Verhandlung oder Eskalation?

Brüssel zeigt sich weiterhin offen für Gespräche. „Die Europäische Union will keinen Handelskrieg. Sie setzt auf Verhandlungen, allerdings aus einer Position der Stärke“, so ein EU-Vertreter. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic kündigte neue Gespräche mit der US-Regierung an: „Wir werden besonnen, abgestimmt und geschlossen reagieren“, erklärte er. Bisher blieben bilaterale Treffen aber ohne konkrete Ergebnisse. Sefcovic war dazu kürzlich in Washington.

Bernd Lande betonte, dass von EU-Seite stets Gesprächsangebote unterbreitet worden seien – bislang jedoch ohne US-Zugeständnisse. „Momentan fehlt es an Verhandlungsbereitschaft auf amerikanischer Seite“, sagte der SPD-Politiker.

Neue Handelspartner als strategische Antwort

Während die Trump-Zölle für neue Spannungen sorgen, belebt die EU alte Projekte wieder. Jüngst wurden Verhandlungen mit dem südamerikanischen Mercosur-Bündnis über eine große Freihandelszone abgeschlossen. Eine Umsetzung hängt noch von Zustimmung des EU-Parlaments ab. EU-Ratspräsident António Costa forderte angesichts der Trump-Zölle eine zügige Ratifizierung des Abkommens. Gleichzeitig prüft die EU neue Partnerschaften – mit Mexiko oder Ländern, die besonders von Trump-Zöllen betroffen sind.

Annalena Baerbock (Grüne), geschäftsführende Außenministerin Deutschlands, sagte, dass sich nun die Bedeutung globaler Freihandelsabkommen zeige. Sie verwies auf den indopazifischen Raum, Australien und Neuseeland. Auch CDU-Europaabgeordneter Daniel Caspary forderte, neue Märkte zu erschließen und weitere Abkommen zu schließen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Das Weltall: Die neue ökonomische Frontlinie
10.08.2025

Wem nützt Raumfahrt überhaupt? Im Hintergrund entsteht eine neue wirtschaftliche Realität – Daten, Technologien und Industrien in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zuverlässigkeit im europäischen Luftverkehr: Welche Airline hält Wort – und welche nicht?
10.08.2025

Verspätungen, Streiks, Entschädigungen – der europäische Luftverkehr steht unter Druck. Eine aktuelle Analyse deckt auf, welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Geopolitik, KI und Regulierung befeuern Europas Sicherheitsausgaben
10.08.2025

Geopolitische Spannungen, strengere Gesetze und KI-getriebene Cyberangriffe zwingen Europas Wirtschaft zu massiven Investitionen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerlast: Wie Deutschland Durchschnittsverdiener abzockt und Spitzenverdiener entlastet
09.08.2025

Deutschland hat die zweithöchste Abgabenlast weltweit – aber nur für Normal- und Geringverdiener. Ein OECD-Vergleich zeigt, dass...

DWN
Technologie
Technologie Zwei Jahre für einen neuen Funkmast: Warum Deutschland beim Netzausbau hinten liegt
09.08.2025

Trotz hoher Netzabdeckung kämpfen Unternehmen hierzulande mit Funklöchern und hohen Kosten. Eine Ericsson-Studie zeigt, wie stark...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Milliardenpläne in der Arktis: Konkurrenz für Suez- und Panamakanal
09.08.2025

China und Russland treiben gemeinsam ein Milliardenprojekt in der Arktis voran, das den Suez- und Panamakanal umgehen könnte. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen So werden Sie reich mit Autos: Warum Oldtimer besser sind als Aktien
09.08.2025

Oldtimer als Kapitalanlage? Zwei Autoprofis erklären, warum Klassiker und Supersportwagen echte Geldmaschinen sind – und welche Modelle...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle treiben Afrika in Chinas Einflusszone
09.08.2025

Afrikas Exporte geraten ins Fadenkreuz von Trumps Zollhammer – doch für China öffnet sich ein geopolitisches Zeitfenster. Wie der...