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Miele-Stellenabbau: Mitarbeiter mussten nicht gekündigt werden – 1.400 wollten freiwillig gehen

Trotz eines umfassenden Kostensenkungsprogramms konnte Miele sowohl den Umsatz steigern als auch die Zahl der Mitarbeiter erhöhen. Wie hat der Gütersloher Haushaltsgerätehersteller dieses scheinbar paradoxe Ergebnis erzielt?
14.04.2025 05:51
Lesezeit: 2 min

Miele: Das Sparprogramm und seine Auswirkungen

Vor rund einem Jahr sorgte Miele mit seinem drastischen Kostensenkungsprogramm für Schlagzeilen: Das Unternehmen plante, bis 2028 insgesamt 1,5 Milliarden Euro einzusparen. Dazu sollten unter anderem Stellen abgebaut, Produktionsstandorte verlagert und Effizienzsteigerungen erreicht werden. Die angekündigten Einsparungen von 500 Millionen Euro bis 2024 weckten Besorgnis über mögliche Massenentlassungen und die Zukunft des Unternehmens.

Freiwillige Kündigungen statt betriebsbedingter Entlassungen

Die jüngsten Berichte aus dem Unternehmen geben jedoch Entwarnung: Trotz der geplanten Einsparungen mussten keine Mitarbeiter entlassen werden. Wie das Unternehmen mitteilt, haben sich mehr als 1.400 Mitarbeiter freiwillig für einen Ausstieg entschieden, wodurch betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden konnten.

„Wir haben schwierige Entscheidungen getroffen, aber sie waren notwendig, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die langfristige Zukunft von Miele zu sichern“, erklärte Rebeka Steinhage, Personalleiterin des Unternehmens.

Miele: Stellenabbau und Produktionsverlagerungen treffen deutschen Markt

Wie bereits im Frühjahr 2024 angekündigt, war Miele gezwungen, rund 1.300 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen – etwa jeden neunten Arbeitsplatz. Der Großteil dieser Streichungen betraf die Produktionsstätte in Gütersloh, wo etwa 700 Arbeitsplätze aus der Waschmaschinenfabrik in das polnische Werk verlagert wurden. Weitere 600 Stellen sollten in verschiedenen Geschäftsbereichen wie Vertrieb, Produktion und Verwaltung wegfallen.

Doch die befürchteten massiven Arbeitsplatzverluste blieben aus. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte, dass das freiwillige Kündigungsprogramm so erfolgreich war, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden konnten. „Die verbleibenden Arbeitsplätze in Deutschland sind sicher“, so Steinhage.

Miele wächst trotz Stellenabbau

Trotz des Stellenabbaus wächst Miele. Weltweit beschäftigte das Unternehmen 2024 insgesamt 23.500 Mitarbeiter – ein Anstieg von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahl beinhaltet jedoch auch die Mitarbeiter des Medizintechnikunternehmens SteelcoBelimed, an dem Miele seit dem Sommer 2024 einen Anteil von 67 Prozent hält. Ohne SteelcoBelimed sank die Zahl der Mitarbeiter von Miele um rund 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Umsatzsteigerung trotz rückläufiger Verkaufszahlen

In Bezug auf die Umsatzentwicklung konnte Miele trotz teils rückläufiger Verkaufszahlen ein leichtes Plus verzeichnen. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um 1,7 Prozent auf 5,04 Milliarden Euro. In diesem Betrag sind ebenfalls die Umsätze von SteelcoBelimed enthalten.

Das Management äußert sich zwar nicht zu den genauen Gewinnzahlen, aber Reinhard Zinkann, einer der Geschäftsführer, geht davon aus, dass das Unternehmen das Jahr mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen hat. „Das Ergebnis entspricht nicht ganz unseren Erwartungen, da wir die Kosten der Transformation berücksichtigen mussten. Aber insgesamt ist es positiv“, erklärte Zinkann.

Herausforderungen im deutschen Markt

Die größten Herausforderungen für Miele sieht das Unternehmen im deutschen Markt. Die schwache Entwicklung der Bauwirtschaft und die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit haben den Absatz in Deutschland negativ beeinflusst, wo rund ein Viertel des Gesamtumsatzes erzielt wird.

Polen als strategischer Produktionsstandort

Ein positives Signal kommt jedoch aus Polen. Das Werk in Ksawerów, das bereits einen erheblichen Teil der Miele-Produktion übernimmt, wird zukünftig nahezu alle Haushaltswaschmaschinen des Unternehmens montieren. Der Standort überzeugt nicht nur durch niedrigere Löhne, sondern auch durch eine moderne Infrastruktur, weniger Bürokratie und die Möglichkeit, innovative Technologien wie Künstliche Intelligenz sowie erneuerbare Energien zu integrieren.

Fazit: Miele auf dem Weg der Transformation

Die Verlagerung eines Großteils der Produktion nach Polen ist Teil der langfristigen Strategie von Miele, die Produktionskosten zu senken und gleichzeitig die Flexibilität und Effizienz zu erhöhen.

Insgesamt zeigt sich, dass Miele trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in der Lage ist, seine Transformation erfolgreich zu gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

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