Politik

Griechenland: Privatisierung soll Preis für Banken-Rettung sein

Lesezeit: 1 min
31.03.2014 14:48
Massenproteste begleiteten am Montag die Zustimmung der griechischen Regierung zum neuesten "Rettungsprogramm". Damit die Regierung in Athen an der Macht bleiben kann, wird sie 9 Milliarden Euro in den Schuldendienst stecken. Im Gegenzug muss privatisiert werden. Ob es allerdings dazu kommt, ist ungewiss.

Die griechische Regierung hat ein neues "Rettungspaket" durch das Parlament gebracht und damit den Weg für die Auszahlung der nächsten Hilfskredite frei gemacht. Allerdings war der Sieg bei der Abstimmung nach hitziger Debatte in der Nacht auf Montag teuer erkauft. Denn die konservative Partei Neue Demokratie (ND) von Ministerpräsident Antonis Samaras schloss einen Abgeordneten aus ihrer Fraktion aus, der dem Paket mit Hunderten "Reformmaßnahmen" die Zustimmung verweigerte hatte. Damit ist die Regierungsmehrheit auf nur noch zwei Sitze geschrumpft. Auch beim sozialdemokratischen Koalitionspartner Pasok gab es zwei Abweichler. Sie wurden aber nur abgemahnt, da die Fraktion im Zuge der Schuldenkrise viel an einstiger Stärke eingebüßt und nicht mehr viel Spielraum hat.

Die Maßnahmen sind Bedingungen des IWF und der EU: Denn die Regierung in Athen braucht Geld, um ihre Schulden bei den Banken und bei der EU zu bedienen. Würde die Hilfstranche nicht fließen, könnte sich die Regierung in Athen nicht mehr mit Insolvenzverschleppung über die Runden retten. Die griechischen Bürger sehen von der Tranche nichts.

Während vor dem Gebäude Tausende Menschen gegen die Pläne demonstrierten stimmten 152 Abgeordnete in dem 300 Sitze großen Parlament für das Reformgesetz, auf das sich die Regierung nach mehr als sechs Monate langen Verhandlungen mit der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) geeinigt hatte. Damit will die Koalition den Weg für die nächste Kredittranche ebnen, denn im Mai benötigt sie 9,3 Milliarden Euro, um Anleihegläubiger auszuzahlen. "Es war eine harte aber für die Zukunft des Landes wichtige Gesetzanstimmung, die Abgeordneten haben die Herausforderung bestanden", sagte Finanzminister Yannis Stournaras.

Über die Auszahlung der nächsten Hilfskredite werden die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen am Dienstag und Mittwoch in Athen beraten, dort wo die Euro-Schuldenkrise ihren Anfang nahm. Denn Griechenland hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. Das Land wird von seinen internationalen Geldgebern seit 2010 mit zwei Hilfspaketen von insgesamt 240 Milliarden Euro über Wasser gehalten.

Tatsächlich ist nicht sicher, ob die Griechen den Forderungen nach Privatisierung wirklich nachkommen werden. Im Sommer 2013 stellte Georg Erber fest, dass die bisherigen Privatisierungen eine reine Luftnummer gewesen seien.

Natürlich hat die griechische Regierung kein Interesse an einer Privatisierung - etwa des Hafens von Piräus, an internationale Konzerne. Sie möchte, dass alle Staatsbetriebe unter dem Einfluss derselben Clique bleiben, die die Regierungen der vergangenen Jahrzehnte gestützt haben. Die griechischen Bürger, die gegen die Privatisierung protestieren, könnten schon bald erkennen, dass sie von ihrem eigenen Regime verraten wurden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...