Unternehmen

Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung

Die Alphabet-Anleihe ist mehr als ein Finanzmanöver: Sie markiert einen geopolitischen Wendepunkt – und eine Kampfansage im Rennen um die KI-Vorherrschaft.
29.04.2025 14:39
Aktualisiert: 29.04.2025 15:01
Lesezeit: 2 min
Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung
Alphabet greift nach europäischen Märkten: Die erste Anleiheemission in der EU könnte eine neue Welle globaler Finanzströme einleiten. (Foto: dpa) Foto: Jeff Chiu

Der US-Technologieriese Alphabet, Mutterkonzern des Suchmaschinen-Monopolisten Google, bereitet sich auf einen markanten Schritt auf dem europäischen Finanzparkett vor: Bereits am Dienstag soll die erste europäische Anleiheemission des Konzerns erfolgen.

Parallele Finanzoffensive in den USA – Fokus auf KI und Aktienrückkäufe

Wie Insider gegenüber Bloomberg berichten, plant das Unternehmen, seine Bonds in bis zu fünf Tranchen aufzuteilen – darunter eine mit einer außergewöhnlichen Laufzeit von bis zu 29 Jahren. In einem von Unsicherheiten und geldpolitischen Verwerfungen geprägten Marktumfeld wäre dies ein deutliches Signal.

Tatsächlich haben sich seit dem Volatilitäts-Schub im Februar langlaufende Anleihen rar gemacht. Die Entscheidung Alphabets, dennoch auf eine solche Laufzeit zu setzen, dürfte als strategisches Bekenntnis zur langfristigen Stabilität Europas interpretiert werden – und könnte zugleich eine neue Emissionswelle in Gang setzen.

Doch nicht nur in Europa streckt Alphabet seine Fühler aus: Auch auf dem US-Markt will der Konzern bereits am Montag Anleihen im Umfang von rund 4 Milliarden Dollar platzieren – seine erste derartige Maßnahme seit 2020. Dort wird mit einer Aufteilung in bis zu vier Tranchen gerechnet. Besonders auffällig: Eine 40-jährige Anleihe soll Investoren eine Rendite bieten, die US-Staatsanleihen um bis zu 105 Basispunkte übersteigt – ein verlockender Aufschlag, der auf reges Interesse institutioneller Investoren hoffen lässt.

Bemerkenswert dabei ist: Alphabet schwimmt in Liquidität. Über 95 Milliarden US-Dollar in Barmitteln und Wertpapieren hält das Unternehmen. Warum also der Griff zum Fremdkapital? Branchenkenner vermuten ein doppeltes Kalkül: Die historisch günstigen Finanzierungskonditionen sollen genutzt werden, um Kapitalkosten zu senken – und um Mittel für Aktienrückkäufe sowie gezielte Investitionen in strategisch kritische Zukunftsbereiche wie künstliche Intelligenz freizusetzen.

Der Anleihenmarkt sendet Lebenszeichen – Großkonzerne rücken nach

Alphabets Offensive kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Anleihenmarkt erste Erholungsanzeichen zeigt – trotz der protektionistischen Handelsmaßnahmen der US-Regierung, die Anfang April für massive Turbulenzen sorgten. Nun wagen sich gleich 14 weitere US-Großkonzerne – darunter Konsumgüterriese Procter & Gamble und der Baukonzern DR Horton – auf den Bondmarkt.

Die Analystenschätzungen sprechen eine klare Sprache: Bis zu 35 Milliarden Dollar an neuen Emissionen hochwertiger Anleihen werden allein in dieser Woche auf dem US-Markt erwartet. Zum Vergleich: In der Vorwoche lag das Volumen bei 25 Milliarden, zu Monatsbeginn bei lediglich 6 Milliarden Dollar. Die Kapitalmärkte scheinen wieder in Bewegung zu geraten – und Alphabet könnte zur Initialzündung einer neuen Phase transatlantischer Finanzdynamik werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland: Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
22.06.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
22.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliardenschwere Anleger schwenken um: Keine Rezession in Sicht
22.06.2025

Milliardenschwere Fondsmanager halten eine globale Rezession inzwischen für höchst unwahrscheinlich. Dennoch dominieren Unsicherheit und...

DWN
Immobilien
Immobilien Hamburger Westfield-Überseequartier: Ist das die Renaissance der Shopping-Malls?
22.06.2025

In Hamburg hat ein gigantisches Einkaufszentrum auf 419.000 Quadratmetern eröffnet. Ein Tor, wer dabei nur an Shopping denkt. Der...

DWN
Finanzen
Finanzen Home Bias: Warum Anleger oft falsch investieren
22.06.2025

Home Bias ist die Neigung von Anlegern, im eigenen Land oder Währungsraum zu investieren. Immer wieder wird gesagt, dass deutschen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mein Job, dein Job: Jobsharing als Arbeitsmodell der Zukunft?
22.06.2025

Aufgrund gesteigerter Ansprüche von Arbeitnehmern und zunehmendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen kreativ werden, was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mahnlauf statt Innovation: Wie Zahlungsausfälle die Wirtschaft bremsen
22.06.2025

Zahlungsverzögerungen belasten Europas Unternehmen massiv. Jeder zweite Betrieb rechnet mit Kundeninsolvenzen – Investitionen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Berkshire Hathaway-Aktie: Warren Buffetts Abgang belastet – wie viel Substanz bleibt?
22.06.2025

Berkshire Hathaway verliert nach Buffetts Rückzug an Kurswert. Die Aktie steht unter Druck – und der Markt stellt die Zukunft des...