Der US-Technologieriese Alphabet, Mutterkonzern des Suchmaschinen-Monopolisten Google, bereitet sich auf einen markanten Schritt auf dem europäischen Finanzparkett vor: Bereits am Dienstag soll die erste europäische Anleiheemission des Konzerns erfolgen.
Parallele Finanzoffensive in den USA – Fokus auf KI und Aktienrückkäufe
Wie Insider gegenüber Bloomberg berichten, plant das Unternehmen, seine Bonds in bis zu fünf Tranchen aufzuteilen – darunter eine mit einer außergewöhnlichen Laufzeit von bis zu 29 Jahren. In einem von Unsicherheiten und geldpolitischen Verwerfungen geprägten Marktumfeld wäre dies ein deutliches Signal.
Tatsächlich haben sich seit dem Volatilitäts-Schub im Februar langlaufende Anleihen rar gemacht. Die Entscheidung Alphabets, dennoch auf eine solche Laufzeit zu setzen, dürfte als strategisches Bekenntnis zur langfristigen Stabilität Europas interpretiert werden – und könnte zugleich eine neue Emissionswelle in Gang setzen.
Doch nicht nur in Europa streckt Alphabet seine Fühler aus: Auch auf dem US-Markt will der Konzern bereits am Montag Anleihen im Umfang von rund 4 Milliarden Dollar platzieren – seine erste derartige Maßnahme seit 2020. Dort wird mit einer Aufteilung in bis zu vier Tranchen gerechnet. Besonders auffällig: Eine 40-jährige Anleihe soll Investoren eine Rendite bieten, die US-Staatsanleihen um bis zu 105 Basispunkte übersteigt – ein verlockender Aufschlag, der auf reges Interesse institutioneller Investoren hoffen lässt.
Bemerkenswert dabei ist: Alphabet schwimmt in Liquidität. Über 95 Milliarden US-Dollar in Barmitteln und Wertpapieren hält das Unternehmen. Warum also der Griff zum Fremdkapital? Branchenkenner vermuten ein doppeltes Kalkül: Die historisch günstigen Finanzierungskonditionen sollen genutzt werden, um Kapitalkosten zu senken – und um Mittel für Aktienrückkäufe sowie gezielte Investitionen in strategisch kritische Zukunftsbereiche wie künstliche Intelligenz freizusetzen.
Der Anleihenmarkt sendet Lebenszeichen – Großkonzerne rücken nach
Alphabets Offensive kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Anleihenmarkt erste Erholungsanzeichen zeigt – trotz der protektionistischen Handelsmaßnahmen der US-Regierung, die Anfang April für massive Turbulenzen sorgten. Nun wagen sich gleich 14 weitere US-Großkonzerne – darunter Konsumgüterriese Procter & Gamble und der Baukonzern DR Horton – auf den Bondmarkt.
Die Analystenschätzungen sprechen eine klare Sprache: Bis zu 35 Milliarden Dollar an neuen Emissionen hochwertiger Anleihen werden allein in dieser Woche auf dem US-Markt erwartet. Zum Vergleich: In der Vorwoche lag das Volumen bei 25 Milliarden, zu Monatsbeginn bei lediglich 6 Milliarden Dollar. Die Kapitalmärkte scheinen wieder in Bewegung zu geraten – und Alphabet könnte zur Initialzündung einer neuen Phase transatlantischer Finanzdynamik werden.