Panorama

US-Stars und Trump – Schweigen mit Signalwirkung

Zahlreiche Prominente unterstützten im Wahlkampf lautstark Kamala Harris. Nach Donald Trumps Rückkehr ins Präsidentenamt zeigt sich Hollywood jedoch auffällig zurückhaltend, mancher Promi wandert sogar aus.
03.05.2025 10:57
Lesezeit: 3 min

Trumps Politik vertreibt manch prominente Persönlichkeit

Vor acht Jahren, nach Donald Trumps erster Amtseinführung als US-Präsident, zeigte Hollywood klare Kante. Bereits im Januar 2017, unmittelbar nach der Vereidigung Trumps, protestierten weltweit Millionen Menschen gegen den Republikaner. Beim "Women's March" in Washington motivierten Stars wie Madonna, Scarlett Johansson und Emma Watson die Massen. In Los Angeles waren Prominente wie Jane Fonda und Miley Cyrus bei Großdemonstrationen präsent.

Schweigen aus der Traumfabrik?

Die Proteste wandten sich unter anderem gegen Sexismus, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz. Bereits zuvor hatte Meryl Streep bei den Golden Globes ein emotionales Plädoyer für Toleranz und Medienfreiheit gegen Trump gehalten.

Doch diesmal bleibt es erstaunlich still. Schweigt Hollywood aus Angst vor Trump? Die Oscar-Verleihung im März verlief nahezu unpolitisch. Obwohl sich die Filmbranche im Wahlkampf fast einheitlich gegen Trump positionierte, wirkt sie nun wie gelähmt. Hinzu kamen die zerstörerischen Waldbrände rund um Los Angeles, die das Klima weiter belasteten.

Prominente verlassen Kalifornien

Einige Promis haben sich nach Trumps Wiederwahl von Hollywood abgewendet. Komikerin Rosie O'Donnell (63) zog mit ihrem jüngsten Kind aufgrund der politischen Lage nach Irland. Sie vermisse zwar ihre anderen Kinder und Freunde, wolle aber erst zurückkehren, wenn es in den USA Gleichberechtigung für alle gebe, sagte die lesbische Schauspielerin auf TikTok.

Talkmasterin Ellen DeGeneres (67) und Ehefrau Portia de Rossi (52) zogen sich aus Kalifornien nach Großbritannien zurück. Hollywood-Star Richard Gere (75) verließ im Dezember gemeinsam mit seiner spanischen Frau Alejandra aus familiären Gründen die USA. Bei der spanischen Goya-Gala im Februar beschimpfte er Trump als "Rüpel und Gangster" und warnte vor einer weltweiten Bedrohung. Schauspielerin Eva Longoria (50), gebürtig aus Texas, pendelt längst zwischen Spanien und Mexiko. Sie sei froh, nicht mehr "in diesem dystopischen Land" leben zu müssen, sagte sie dem Magazin "Marie Claire".

Scharfer Gegenwind aus Deutschland

Der aus Deutschland stammende Eric Braeden, langjähriger Kalifornier und TV-Star aus "The Young and the Restless" ("Schatten der Leidenschaft"), äußert sich deutlich zu Trump. In seinen Instagram-Videos spricht der 84-Jährige offen Klartext. Er zieht Parallelen zur frühen Nazi-Zeit in Deutschland. Seit 1959 lebe er in den USA, habe aber nie zuvor eine solche Bedrohung für den Rechtsstaat erlebt, klagt er. Viele seien über Trumps Auftreten so entsetzt, dass sie schweigen. Doch das werde sich ändern, erklärte Braeden Mitte Februar in einer Videoansprache.

Wer sich kritisch äußert, braucht Standhaftigkeit. In den sozialen Netzwerken wird Braeden mit Anfeindungen überhäuft. Er solle aufhören, "linke Propaganda" zu verbreiten. Wer Amerika nicht möge, könne es verlassen – so der Tenor. Doch Braeden betont im Gespräch mit der dpa, dass er sich den Mund nicht verbieten lasse. Und fügt hinzu: "Mir tut es richtig weh um Amerika."

Trumps Pläne für Hollywood

Er wolle Hollywood "größer, besser und stärker als je zuvor" machen, verkündete Trump Mitte Januar auf seiner Plattform Truth Social. Sylvester Stallone, Mel Gibson und Jon Voight ernannte er zu "Sonderbotschaftern". "Diese drei sehr talentierten Personen werden meine Augen und Ohren sein." Ein Goldenes Zeitalter stehe Hollywood bevor, schrieb Trump. Konkrete Angaben machte er nicht.

Auch drei Monate später bleibt eine offizielle Mitteilung des Trump-treuen Trios aus, wie die "Los Angeles Times" berichtet. Hollywood leidet schon länger darunter, dass große Filmprojekte wegen steuerlicher Vorteile in andere US-Staaten oder ins Ausland verlagert werden. Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom bemüht sich deshalb um neue Steuererleichterungen für die Branche.

Unterdessen könnte Trumps Zollkonflikt mit China dem US-Filmgeschäft schaden. Peking reagiert nicht nur mit Gegenzöllen. Die zuständige Behörde will laut Staatsfernsehen CCTV die Anzahl importierter US-Filme "moderat reduzieren". Einnahmeverluste auf dem wichtigen chinesischen Kinomarkt könnten für Hollywood schwer wiegen.

DEI-Programme unter Druck

Initiativen für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion stoßen bei Trump auf Ablehnung. Sein Präsidialerlass, Maßnahmen zu Diversity, Equity and Inclusion (kurz DEI) zurückzufahren, trifft auch die Unterhaltungsindustrie. Medienkonzerne wie Disney, Amazon Studios, Paramount oder Warner Bros. Discovery haben ihre DEI-Programme zurückgefahren, berichteten US-Branchenmedien.

Ziel solcher Maßnahmen ist es, Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschlechter oder mit Behinderungen stärker einzubeziehen. Das politische Klima beeinflusst offenbar auch Inhalte. Der Rauswurf einer transgeschlechtlichen Figur aus der neuen animierten Pixar-Serie "Win or Lose" sorgte für Aufregung. In einer Folge der achtteiligen Serie wurden laut "Hollywood Reporter" sämtliche Trans-Bezüge entfernt. In einer anderen Episode hingegen wird ein betendes Mädchen als Hauptfigur gezeigt.

Einblick ins Leben der First Lady

Eine neue Dokumentation widmet sich Melania Trump (55), der First Lady im Weißen Haus. Regie führt Hollywood-Filmemacher Brett Ratner ("X-Men: Der letzte Widerstand"). Das Projekt verspricht laut Beschreibung einen "beispiellosen" Blick hinter die Kulissen. Melania ist selbst als Produzentin beteiligt. Die Veröffentlichung ist noch für dieses Jahr geplant. Laut "Los Angeles Times" soll Amazon Prime Video für die Rechte 40 Millionen Dollar bezahlt haben. Amazon-Gründer Jeff Bezos war bei Trumps Amtseinführung zugegen.

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