Finanzen

Trotz Trumps Handelskriegs: Europas Großbanken überraschen – aber wie lange noch?

Trumps protektionistische Eskalation erschüttert die Märkte – doch Europas Großbanken trotzen dem Sturm. Noch.
04.05.2025 05:49
Lesezeit: 2 min
Trotz Trumps Handelskriegs: Europas Großbanken überraschen – aber wie lange noch?
Trotz geopolitischer Spannungen und Trumps neuerlicher Handelsrhetorik präsentieren sich Europas Banken überraschend stark – vorerst. (Foto:dpa) Foto: Boris Roessler

Handelskrieg als Belastung – aber (noch) kein Bremsklotz

Während die globale Finanzwelt nervös auf die tektonischen Verschiebungen im Welthandel blickt, präsentiert sich Europas Bankensektor in seltener Form – stabil, profitabel, sogar optimistisch. HSBC, Deutsche Bank, BBVA: Alle drei Institute meldeten für das erste Quartal bessere Ergebnisse als erwartet. Doch unter der Oberfläche brodelt es gewaltig. Die Frage, die sich nun stellt: Ist diese Robustheit eine Momentaufnahme – oder das letzte Aufbäumen vor der nächsten Krise?

Donald Trumps erneute protektionistische Keule – unter dem Banner eines „Liberation Day“ – hat das globale Marktumfeld erneut ins Wanken gebracht. Der Euro Stoxx Banks Index brach im Zuge der Ankündigungen um über 16 Prozent ein – ein dramatischer Rückgang, der selbst den Einbruch des allgemeinen Stoxx 600 übertraf. Banken galten als Hauptleidtragende: anfällig für Handelsstörungen, zinssensitive Geschäftsmodelle, geopolitisch exponiert. Doch dann die Überraschung: Europas Banken melden solide Gewinne. Der Markt hatte Schlimmeres erwartet – doch statt Krise liefern die Institute Ertrag. Noch.

HSBC: Asienfokus als Risiko – und dennoch ein Rekordgewinn

Europas größte Bank, HSBC, ist so stark auf Asien ausgerichtet wie kaum ein anderes Institut. Analysten hatten daher mit empfindlichen Einbußen gerechnet – doch stattdessen verkündete das Haus einen Vorsteuergewinn von 9,5 Milliarden Dollar, satte 21 Prozent über den Erwartungen. Selbst der Umsatz übertraf mit 17,65 Milliarden Dollar die Prognosen deutlich.

Ein milliardenschwerer Aktienrückkauf signalisiert Selbstbewusstsein – doch die Bank warnt: Eine weitere Eskalation im Handelskonflikt könnte das globale BIP belasten, Investitionen hemmen und Lieferketten zerschneiden. Inflation durch Fragmentierung: Das neue Narrativ einer Welt, in der die wirtschaftliche Verflechtung erodiert.

Deutsche Bank: Stark im Handel, wachsam im Risiko

Auch Deutschlands einstige Sorgenbank zeigte sich ungewohnt stark: Der Nachsteuergewinn lag mit 2,02 Milliarden Euro deutlich über den Erwartungen, der Umsatz stieg um 10 Prozent. Besonders profitierte das Institut vom Anleihen- und Devisenhandel, der durch die Volatilität befeuert wurde.

Doch Vorstandschef Christian Sewing blieb vorsichtig: Zusätzliche Rückstellungen wegen der „Zoll-Diskussionen“, makroökonomische Unsicherheiten und geopolitische Risiken zwingen zur Vorsicht. Gleichzeitig glaubt man an ein „erstarkendes Geschäftskundensegment“ – insbesondere, wenn die deutsche Fiskalpolitik endlich in Gang kommt. Ein Hoffnungsschimmer – aber keiner mit Substanz.

BBVA: Mexiko als Joker – oder Achillesferse?

Die spanische BBVA, stark in Mexiko engagiert, überraschte ebenso mit starken Zahlen: 2,7 Milliarden Euro Nettogewinn, über 10 Prozent über der Prognose. Auch der Bruttoertrag übertraf die Erwartungen deutlich. Die Sorgen um eine Eskalation zwischen den USA und Mexiko haben sich vorerst nicht bewahrheitet.

Doch genau hier liegt das Problem: Mexikos wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA ist ein schlafender Riese. Sollte sich Trumps Zollpolitik auf Lateinamerika ausweiten – oder der Peso unter Druck geraten – ist BBVA hochgradig exponiert.

Europas Banken glänzen – doch der Sturm ist nicht vorbei

Die Zahlen täuschen. Europas Banken liefern derzeit solide Gewinne – nicht trotz, sondern wegen der Turbulenzen. Doch es ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Die Gewinnquellen sind volatil, oft spekulativ, und abhängig von kurzfristigen Marktschwankungen. Zudem hängen viele Institute am Tropf expansiver Fiskalpolitik, günstiger Zinsen und geopolitischer Stabilität – allesamt keine sicheren Konstanten mehr.

Trumps wirtschaftlicher Nationalismus, Chinas strategische Neuausrichtung, fragmentierte Lieferketten und ein taumelndes Europa – das sind die Zutaten eines explosiven Cocktails. Die Erträge der Banken im ersten Quartal 2025 könnten sich als letztes Hochplateau vor einem steilen Abhang erweisen. Oder, um es in den Worten eines Frankfurter Analysten zu sagen: „Solide Gewinne sind kein Zeichen von Stabilität – sie sind ein Wettlauf gegen die Zeit.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Von der Leyens Deal mit der Rechten: Was das für den Green Deal heißt
26.06.2025

Die Green Claims-Richtlinie sollte Greenwashing in Europa beenden. Doch Ursula von der Leyen lässt das Projekt fallen – auf Druck von...

DWN
Finanzen
Finanzen Panzer oder Chips: Europas Rüstungsaktien überholen Tech-Aktien
26.06.2025

Rüstungsaktien überflügeln Tech-Aktien – Europas Waffenhersteller sind an der Börse teurer als Nvidia & Co. Doch wie lange kann das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Pleitewelle rollt: Rekordstand bei Firmeninsolvenzen
26.06.2025

Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland steigt auf ein Zehnjahreshoch – trotz abgeflauter Dynamik. Besonders betroffen sind der...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucher sparen lieber, als ihr Geld auszugeben
26.06.2025

Die Deutschen halten ihr Geld zusammen – trotz besserer Konjunkturaussichten. Eine neue Studie zeigt: Aus Angst vor wirtschaftlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leica mit Rekordumsatz: Kamera-Pionier setzt auf Smartphone-Erfolg
26.06.2025

Leica wächst weiter: Mit einem Rekordumsatz im Rücken und einer traditionsreichen Geschichte treibt der Kamera-Hersteller seine Expansion...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Bundestag beschließt Verlängerung bis Ende 2029
26.06.2025

Die Mietpreisbremse soll weitere vier Jahre gelten – doch sie ist umstritten wie eh und je. Während der Eigentümerverband sie für...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis im Höhenflug: Anleger in der Falle?
26.06.2025

Der Goldpreis eilt von Rekord zu Rekord, doch Experten warnen: Wer jetzt einsteigt, könnte in eine gefährliche Falle tappen. Was Anleger...

DWN
Immobilien
Immobilien Erbschaftsteuer Kinder - mit diesen Tipps lässt sich bei Immobilien viel sparen
26.06.2025

Geht es ans Erben, haben Kinder hohe Freibeträge, die jedoch bei Immobilienbesitz oder anderen hohen Vermögen schnell aufgebraucht sind....