Panorama

Inflationsrate sinkt auf 2,1 Prozent – Lebensmittelpreise steigen aber weiter

Die Inflation in Deutschland geht leicht zurück – doch die Entlastung kommt nicht überall an. Während Energie günstiger wird, ziehen die Lebensmittelpreise weiter an. Welche Faktoren jetzt den Preisauftrieb beeinflussen und wie die EZB darauf reagieren könnte.
30.04.2025 14:32
Aktualisiert: 30.04.2025 14:32
Lesezeit: 2 min
Inflationsrate sinkt auf 2,1 Prozent – Lebensmittelpreise steigen aber weiter
Die Teuerung schwächt sich leicht ab – doch Lebensmittel bleiben teuer. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Kahnert

Billigere Energie: Inflation sinkt auf 2,1 Prozent

Alltag spürbar teurer – aber Entspannung bei Preisen

Lebensmittel, Restaurantbesuche, Hotels: Vieles im Alltag ist deutlich teurer geworden. Im April lässt der Preisdruck auf Verbraucher etwas nach, Lebensmittel verteuern sich jedoch weiterhin spürbar.

Verbraucherpreise steigen langsamer

Die Teuerung in Deutschland hat den zweiten Monat in Folge nachgegeben. Die Verbraucherpreise lagen im April um 2,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Im März hatte die Inflationsrate noch 2,2 Prozent betragen.

Energiepreise sinken deutlich

Vor allem Energie wurde günstiger: Hier lagen die Preise im April um 5,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. So ist der Ölpreis infolge des Zollstreits und wachsender Sorgen um die Weltwirtschaft stark gefallen – das spüren Verbraucher an der Zapfsäule.

Lebensmittel weiterhin überdurchschnittlich teuer

Lebensmittel verteuerten sich hingegen erneut überdurchschnittlich um 2,8 Prozent. Der Preisdruck ließ jedoch auch bei Nahrungsmitteln etwas nach. Bereits im März hatten sich Lebensmittel und Dienstleistungen, darunter Gaststättenbesuche und Autoreparaturen, überdurchschnittlich verteuert, während Tanken und Heizen günstiger wurden. Von März auf April des laufenden Jahres legten die Verbraucherpreise insgesamt um 0,4 Prozent zu.

Inflation flaut ab, aber Preisniveau bleibt hoch

Höhere Lebenshaltungskosten trotz sinkender Rate

Zwar ist die Inflationswelle gebrochen, doch Verbraucher in Deutschland spüren die gestiegenen Preise im Alltag weiterhin. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 war die Inflation in Deutschland stark angestiegen, Energie und Lebensmittel verteuerten sich sprunghaft.

2022 lag die Inflation im Schnitt bei 6,9 Prozent und 2023 bei 5,9 Prozent. Im Jahresschnitt 2024 ging die Teuerungsrate dann auf 2,2 Prozent zurück. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft der Menschen, weil sie sich für einen Euro weniger leisten können.

Ökonomen erwarten anhaltend hohe Raten

Politische Faktoren sorgen für Unsicherheit

Wie es mit der Inflation weitergeht, ist durch die aggressive Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump ungewisser geworden. So könnten Zölle die Preise von Industriegütern spürbar verteuern.

Auch die geplanten Milliardeninvestitionen in Verteidigung und Infrastruktur könnten Einfluss auf die Inflation in Deutschland nehmen. Manche Ökonomen erwarten, dass die Teuerung durch stärkere wirtschaftliche Nachfrage wieder anzieht.

Andererseits können Unternehmen in konjunkturschwachen Phasen Preissteigerungen nicht mehr so leicht an Kunden weitergeben. Zudem verbilligt der im Vergleich starke Euro, der gegenüber dem US-Dollar deutlich aufgewertet hat, tendenziell Importe nach Deutschland.

Wie reagiert die Europäische Zentralbank?

Kerninflation steigt weiter – Zinswende denkbar

Allerdings: Die Inflationsrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel stieg im April auf 2,9 Prozent – nach 2,6 Prozent im März. Diese Kerninflation bildet die grundlegende Teuerung ab und zeigt nach Ansicht vieler Volkswirte den Inflationstrend besser als die Gesamtrate.

Mit Blick auf die konjunkturelle Unsicherheit im Zollstreit könnte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen dennoch erneut senken, glauben Ökonomen. Die Notenbank hat den für Sparer und Banken relevanten Einlagenzins Mitte April zum siebten Mal seit vergangenem Sommer gesenkt – auf 2,25 Prozent. Beim nächsten EZB-Zinsentscheid im Juni könnte ein weiterer Schritt nach unten folgen. Für Sparer würde das weiter sinkende Zinsen bedeuten.

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