Politik

USA und Ukraine schließen strategisches Rohstoffabkommen – Fünf Antworten zum Deal mit geopolitischer Sprengkraft

Die USA und die Ukraine besiegeln weitreichendes Rohstoffabkommen: Künftig sollen gemeinsame Projekte zur Förderung kritischer Mineralien entstehen – und ein Fonds den Wiederaufbau der Ukraine finanzieren. Doch der Deal ist geopolitisch heikel und stößt nicht überall auf Zustimmung.
20.04.2025 13:11
Aktualisiert: 02.05.2025 11:27
Lesezeit: 2 min
USA und Ukraine schließen strategisches Rohstoffabkommen – Fünf Antworten zum Deal mit geopolitischer Sprengkraft
Das Treffen von Selenskyj und Trump bei der Beerdigung von Papst Franziskus im Vatikan brachte offenbar den Durchbruch. (Foto: dpa/Ukrainian Presidential Press Service/AP | Uncredited) Foto: Uncredited

USA und Ukraine erzielen Einigung

Bis zum Schluss herrschte Ungewissheit über den Ausgang. Doch am Donnerstagabend gelang es der Ukraine und den USA, eine Einigung über die Förderung wichtiger Mineralien und Rohstoffe sowie einen Fonds für den künftigen Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes zu erzielen. Die Vereinbarung kam zustande, nachdem die Präsidenten Trump und Selenskyj am Rande der Beerdigung von Papst Franziskus in Rom zusammentrafen – und nachdem eine frühere Version des Mineralienabkommens mit einem Knall gescheitert war.

Das vorherige Abkommen sollte eigentlich bei Selenskyjs Besuch im Weißen Haus im Februar unterzeichnet werden, doch stattdessen kam es zu einer aufsehenerregenden öffentlichen Auseinandersetzung mit Trump und Vizepräsident JD Vance.

1) Worum geht es konkret?

Die USA und die Ukraine haben ein neues Abkommen unterzeichnet, das den gemeinsamen Aufbau eines Fonds zur Förderung kritischer Rohstoffe und zum Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes vorsieht. Ziel ist es, die Ukraine wirtschaftlich zu stabilisieren – und den USA langfristig Zugang zu strategisch wichtigen Mineralien zu sichern. Unterzeichnet wurde das Abkommen von US-Finanzminister Scott Bessent und der ukrainischen Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko.

2) Warum ist das Abkommen von Bedeutung?

Washington verfolgt mit dem Abkommen gleich mehrere strategische Ziele: Zum einen soll die Abhängigkeit von China bei seltenen Erden und anderen Rohstoffen reduziert werden. Zum anderen will die Trump-Regierung ein wirtschaftliches Gegengewicht zum militärischen Engagement schaffen – quasi als „Gegenleistung“ für bisherige und mögliche künftige Unterstützung. Für Kiew bedeutet der Deal: wirtschaftliche Perspektive und politische Nähe zur Supermacht USA.

3) Was gewinnen die Vereinigten Staaten?

Offiziell geht es nicht um Rückzahlungen. Vielmehr werden die Gewinne aus künftigen gemeinsamen Rohstoffprojekten für den Wiederaufbau der Ukraine reinvestiert. US-Unternehmen sichern sich damit bevorzugten Zugang zu künftigen Explorationsprojekten – ein geopolitischer Vorteil im globalen Rohstoffpoker. Gleichzeitig setzt die Trump-Administration ein Signal an Moskau: Die Ukraine bleibt wirtschaftlich im westlichen Orbit.

4) Was bekommt die Ukraine?

Sicherheitsgarantien fehlen, aber ökonomisch ist das Abkommen ein Meilenstein. Die Ukraine erhält Zugang zu US-Kapital, Know-how und Technologie. Der neue Fonds soll helfen, internationale Investoren anzuziehen und den Wiederaufbau nach dem Krieg zu beschleunigen. Die Kontrolle über Infrastruktur und Rohstoffe bleibt laut ukrainischer Regierung in ukrainischer Hand. Der Deal muss allerdings noch vom Parlament in Kiew bestätigt werden.

5) Warum war der Deal lange unsicher?

Interne Streitigkeiten über Transparenz, Fondsverwaltung und politische Einflussnahme verzögerten die Unterzeichnung bis zuletzt. Beobachter verweisen auf eine angespannte Atmosphäre zwischen Kiew und Washington, insbesondere nach dem geplatzten Deal im Februar. Erst das persönliche Treffen von Selenskyj und Trump am Rande der Beerdigung von Papst Franziskus in Rom brachte offenbar den Durchbruch – ein symbolträchtiger Ort für eine politisch brisante Einigung.

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