Panorama

Behördendigitalfunk: Ausfall im bundesweiten Funkverkehr von Polizei und Behörden - das sind die Folgen

In Deutschland ist es am Dienstag zu einem umfassenden Ausfall im Digitalfunk der Behörden gekommen. Dies bestätigte das Bundesinnenministerium auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Ursache der Störung im BOS-Digitalfunknetz ist derzeit bekannt.
06.05.2025 23:09
Lesezeit: 2 min
Behördendigitalfunk: Ausfall im bundesweiten Funkverkehr von Polizei und Behörden - das sind die Folgen
Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdienst stehen am Einsatzort: Der Ausfall des Digitalfunks kann lebensbedrohlich sein (Foto: dpa). Foto: Daniel Wagner

Digitalfunk: Zentrale Kommunikationssysteme betroffen

undesweit sind Polizei und Rettungsdienste von einem Ausfall der digitalen Kommunikation betroffen gewesen. Die Ursache ist nun gefunden.

Bei Polizei und Rettungsdienst in Deutschland ist es zu Störungen beim Digitalfunk gekommen. Angaben von Behörden zufolge handelte es sich um ein bundesweites Problem. Ursache seien Netzwerkprobleme gewesen, teilte die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben am Abend mit. "Bei der Prüfung der Systemtechnik wurden Netzwerkprobleme als Fehlerursache lokalisiert und behoben." Hinweise auf einen Cyberangriff gab es zunächst nicht.

Betroffen waren unter anderem Bremen, Brandenburg, Hamburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, das Saarland und Thüringen. Am Abend kam aus einigen Ländern Entwarnung. Auch die Bundespolizei meldete Probleme. Die Störung habe Auswirkung auf die Wahrnehmung von Aufgaben gehabt, teilte ein Sprecher am Abend mit, ohne nähere Angaben zu machen. Der Netzbetreiber habe die Beseitigung der Störung eingeleitet, das zeige bereits Wirkung.

Mehrere Bundesländer verzeichneten Ausfälle im Behördendigitalfunk: Problem tauchte am Nachmittag auf

"Tatsächlich liegt aktuell eine Störung im BOS-Digitalfunknetz vor", hatte ein Sprecher der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) am frühen Abend mitgeteilt. Und: "Die BDBOS und alle Partner befinden sich mit höchster Priorität in der Ursachenanalyse, um die Störung schnellstmöglich zu beheben." BOS steht für "Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben". Laut der Bundesanstalt dauerte die Störung zwei Stunden. Unklar war, ob alle betroffenen Stellen am Abend wieder ohne Probleme arbeiteten. "Nach aktuellem Kenntnisstand waren hiervon zahlreiche Basisstationen und Leitstellen in verschiedenen Teilen des Bundesgebiets betroffen."

Die Notruf-Nummern von Polizei und Feuerwehr, die über ein anderes System laufen, waren von dem Ausfall nicht betroffen. Für ihre interne Kommunikation mussten die Mitarbeiter von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten zeitweilig auf andere Kommunikationsmittel ausweichen. "Derzeit liegen dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) keine Informationen zu einem Cyberangriff als Ursache der Störung vor", sagte eine Sprecherin der Behörde. Das Nationale IT-Lagezentrum im BSI stand dazu im Kontakt mit der Bundesanstalt sowie dem Lagezentrum des Bundesinnenministeriums.

Behördenfunk: Kommunikationsmittel von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten

Die Behörde nennt den BOS-Funk als Kommunikationsmittel von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten, der mit mehr als 5.000 Basisstationen 99,2 Prozent der Fläche Deutschlands versorge. "Der Digitalfunk BOS macht eine bundesweite und organisationsübergreifende Verständigung möglich", schreibt die Behörde. "Das eröffnet vielfältige Möglichkeiten und vereinfacht die Zusammenarbeit – nicht nur bei einfachen Einsätzen im Alltag, sondern gerade auch bei komplexen Einsatzlagen, in Krisensituationen und in Katastrophenfällen."

Wie verschiedene Lagezentren und Leitstellen von Rettungsdienst und Feuerwehr der dpa mitteilten, sind mehrere Bundesländer betroffen. Allerdings waren die Ausfälle nicht flächendeckend und in den verschiedenen Regionen auch unterschiedlich lang andauernd. Die Berliner Feuerwehr teilte mit, ebenfalls betroffen zu sein. Die Feuerwehr sei aber durchgehend handlungsfähig, sie könne zur Kommunikation andere Systeme nutzen. Auch die Berliner Polizei sprach von einer Störung. Am Abend lief es dann wieder problemlos in der Hauptstadt. "Seit kurz nach 18 Uhr kann wieder störungsfrei gefunkt werden", teilte die Polizei auf der Plattform X mit.

In Niedersachsen sprach das Innenministerium von einer kurzen landesweiten Störung. Probleme gab es streckenweise auch in Thüringen. Sachsen ist laut dem Lagezentrum ebenfalls betroffen. In der Rettungsleitstelle Westmecklenburg in Schwerin hieß es, man sei zwar betroffen von dem Ausfall, aber voll handlungsfähig. Man habe noch andere Wege, mit den Kollegen zu kommunizieren. Die Feuerwehr sei für die Bürger normal zu erreichen und genauso schnell wie sonst am Einsatzort, sagte ein Sprecher.

Aus dem NRW-Innenministerium heißt es, man sei über die bundesweite Störung zwar informiert und habe dies auch an die Dienststellen der Polizei weitergegeben. Aus der Kölner Leitstelle der Polizei hieß es, dass der Funk nur eine knappe Viertelstunde ausgefallen war.

GdP-Chef: Zeigt, wie anfällig digitale Infrastruktur ist

Der Berlin Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh, sagte: "Der weitreichende Zusammenbruch des Digitalfunks ist der Super-GAU für unsere Sicherheitsbehörden und zeigt uns, wie anfällig unsere digitale Infrastruktur ist und wie fahrlässig es ist, sich auf Monopollösungen zu verlassen." Kommunikation sei heute wichtigstes Einsatzmittel. "Von ihr können Ende des Tages Leben und Tod abhängen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn 2026: Anstieg bis 2027 auf 14,60 Euro geplant
27.06.2025

Der Mindestlohn in Deutschland soll in zwei Schritten weiter steigen – doch der Weg dorthin war steinig. Arbeitgeber, Gewerkschaften und...

DWN
Politik
Politik Bundeskabinett: Bauturbo, Bahnflächen, Mietpreisbremse und was sonst noch kommt
27.06.2025

Im Juni 2025 hat sich das Bundeskabinett getroffen, um Parameter für die kommende Legislaturperiode festzulegen – ganz sportlich einen...

DWN
Politik
Politik Von der Leyens Plan: EU will neuen globalen Handelsblock ohne die USA gründen
27.06.2025

Die EU will ein globales Handelsbündnis ohne die USA aufbauen – mitten im eskalierenden Konflikt mit Donald Trump. Bringt von der Leyens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Automarkt: Fast 56 Millionen Elektroautos weltweit unterwegs
27.06.2025

Immer mehr Elektroautos sind weltweit auf den Straßen unterwegs – doch ein Blick hinter die Zahlen offenbart Überraschungen. Besonders...

DWN
Panorama
Panorama RTL: Sky-Übernahme bringt Bewegung in den Markt – RTL-Aktie hebt ab
27.06.2025

Die Medienlandschaft in Deutschland steht vor einer überraschenden Wende: RTL greift nach einem prominenten Konkurrenten. Die...

DWN
Politik
Politik Richtungsstreit auf dem SPD-Parteitag: Neustart oder weitere Konflikte?
27.06.2025

Beim SPD-Parteitag in Berlin steht weit mehr als nur eine Neuwahl der Parteispitze an. Personalien, Programmdebatten und ein heikles...

DWN
Immobilien
Immobilien Volksbanken rechnen mit steigenden Immobilienpreisen
27.06.2025

Die Immobilienpreise in Deutschland steigen wieder – und das trotz sinkendem Neubau und angespannter Lage auf dem Wohnungsmarkt. Eine...

DWN
Politik
Politik Im Eiltempo zum Mindestlohn 2025: Kommen jetzt die 15 Euro?
27.06.2025

Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland steht erneut zur Debatte – und mit ihm das politische Versprechen der SPD, ihn auf 15 Euro zu...