Ein Klick zu viel – und der Kunde ist weg
In Zeiten wachsender Online-Konkurrenz und sinkender Kundenbindung zeigt sich ein entscheidender Schwachpunkt vieler E-Commerce-Anbieter: Der Zwang zur Kontoerstellung vor Abschluss eines Kaufs. Eine aktuelle Analyse des renommierten Baymard Institute offenbart, was viele Kunden längst spüren – die Nutzererfahrung ist oft nicht auf deren Bedürfnisse, sondern auf unternehmerische Bequemlichkeit ausgelegt. Die Folgen: Kaufabbrüche, Frustration und verlorene Umsätze.
Trotz milliardenschwerer Investitionen in Marketing und Konversionstools offenbart sich bei einem kritischen Blick auf den Checkout-Prozess eine erschreckende Wahrheit: Über 50 Prozent der Online-Shops fordern ihre Kunden zur Kontoerstellung auf, bevor der Kauf abgeschlossen ist. Dabei zeigt sich: Genau dieser Schritt gehört zu den häufigsten Gründen für das vorzeitige Verlassen des Warenkorbs.
„Die sogenannte Post-Purchase-Account-Erstellung ist deutlich effektiver“, erklärt David Čreslovnik, CEO des Preisvergleichsportals Ceneje. „Statt Kunden während des sensiblen Kaufprozesses zu stören, sollten Shops die Registrierung erst nach dem Kauf vorschlagen – idealerweise mit nur einem Klick.“ Vorteile wie Auftragsverfolgung, vereinfachte Rücksendungen oder exklusive Angebote seien dann wesentlich überzeugender.
Verpasste Chancen: Vorteile bleiben unklar
Ein weiteres Problem: Selbst wenn eine Registrierung angeboten wird, fehlen häufig konkrete Anreize. Laut Baymard Institute geben 57 Prozent der Shops keinerlei nennenswerte Vorteile an, warum sich Kunden überhaupt registrieren sollten. Čreslovnik warnt: „Wenn der Kunde keinen klaren Nutzen erkennt, wird er sich auch nicht binden.“
Tatsächlich erwarten laut Studie 64 Prozent der Nutzer eine Möglichkeit zur Auftragsverfolgung. Weitere Anreize wie längere Rückgabefristen, schnelleres Bezahlen bei Folgebestellungen oder Rabatte bleiben hingegen oft ungenutzt. Gerade im mobilen Einkauf, wo jeder zusätzliche Schritt ein potenzieller Abbruchpunkt ist, wiegt dieses Versäumnis besonders schwer.
Nutzer wollen Transparenz – keine Hürden
Auch Datenschutzbedenken, Angst vor Werbe-E-Mails und die mühsame Eingabe persönlicher Daten schrecken viele ab. Die Lösung: eine transparente Kommunikation über Datenverwendung und vereinfachte Registrierungsmöglichkeiten über Dienste wie Google oder Apple.
„Kunden muss klar werden, dass ihre Daten nicht verkauft, sondern für eine bessere Nutzererfahrung genutzt werden“, so Čreslovnik weiter. Eine nicht-invasive Einladung zur Registrierung – etwa über den Hinweis, dass die Kaufhistorie gespeichert werden kann – sei hier weitaus wirkungsvoller.
Vertrauen durch echte Inhalte: Kundenfotos als Umsatztreiber
Doch nicht nur die Registrierung ist entscheidend für nachhaltigen Erfolg im E-Commerce. Auch die Präsentation der Produkte spielt eine immer wichtigere Rolle. Kundenbewertungen mit authentischen Fotos erhöhen nicht nur die Glaubwürdigkeit, sondern senken nachweislich auch die Retourenquote. Eine Strategie, die viele Händler bislang stiefmütterlich behandeln.
„Echte Bilder vermitteln Authentizität, helfen bei der Kaufentscheidung und stärken die Kundenbindung“, so die Analyse. Belohnungen für das Teilen solcher Inhalte, etwa durch Gutscheine oder Bonuspunkte, könnten diesen Effekt weiter verstärken.
Was erfolgreiche Shops besser machen
Wer auf langfristige Kundenbindung setzt, muss den Kaufprozess als Anfang, nicht als Ende betrachten. Erfolgreiche Shops zeigen laut Čreslovnik, wie es besser geht – mit personalisierten Dankesnachrichten, intelligenten Produktempfehlungen, Cashback-Programmen oder der Option, ein Abo für Verbrauchsartikel abzuschließen. Auch das Erinnern an das Herunterladen einer App mit exklusiven Rabatten oder das Speichern des Warenkorbs für später kann Nutzer an die Marke binden.
Fazit: Wer den Kunden nicht versteht, verliert ihn
In einem zunehmend gesättigten Marktumfeld entscheiden Nuancen über Erfolg oder Misserfolg. Online-Händler, die es versäumen, den Checkout-Prozess zu optimieren und ihre Kunden nicht aktiv in eine dauerhafte Beziehung überführen, verspielen unnötig Potenzial. Čreslovnik bringt es auf den Punkt: „Es sind die kleinen Dinge, die am Ende den Unterschied machen – für Vertrauen, Umsatz und nachhaltiges Wachstum.“
Die Zeit, sich anzupassen, ist jetzt – bevor der Kunde endgültig abspringt.

