Wirtschaft

Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt aufgewirbelt. Auf seiner Plattform Truth Social forderte Trump am Montag eine radikale Senkung der Medikamentenpreise – und sprach von einem Rückgang um bis zu 59 Prozent. Eine Maßnahme, die nicht nur amerikanische Konzerne betrifft, sondern auch europäische Hersteller empfindlich treffen könnte.
13.05.2025 13:25
Aktualisiert: 13.05.2025 13:25
Lesezeit: 2 min
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Europas Pharmaindustrie alarmiert – Exporte in die USA in der Schwebe

Die Nachricht schlägt hohe Wellen: Analysten sprechen von einer „Bombe“, die vor allem die Exporte der Branchengrößen Novo Nordisk und Genmab bedrohen könnte. Die Unsicherheit ist groß – insbesondere, weil Trump keine Details zur Umsetzung seiner Preisoffensive nennt. Bereits am Dienstagmorgen rutschten die Aktienkurse der beiden C25-Unternehmen um bis zu 8 Prozent ab.

„Ob es sich um eine Überreaktion handelt oder um einen Vorboten realer Probleme, ist schwer zu sagen“, erklärt Søren Løntoft, Analyst bei der Sydbank. Klar sei nur: Der US-Pharmamarkt ist der größte der Welt – und für viele europäische Unternehmen überlebenswichtig.

Wer zahlt den Preis? Komplexe Kette von Zwischenhändlern

Løntoft weist darauf hin, dass viele Akteure an der Preissetzung beteiligt sind – von Herstellern über Großhändler bis zu Versicherungen und Apotheken. Eine Senkung der Endpreise könnte daher auch andere Glieder der Kette treffen. Möglich sei, dass die politischen Maßnahmen bei den Vertriebsorganisationen ansetzen – dänische Unternehmen könnten so möglicherweise verschont bleiben. Doch Gewissheit gibt es nicht.

Trotz des aktuellen Kursrutsches sieht Løntoft die langfristigen Perspektiven für Novo Nordisk positiv. Das Unternehmen ist ein Hauptakteur im expandierenden Markt für Adipositas-Therapien, der als nahezu grenzenlos gilt. Besonders Medikamente wie Ozempic und Wegovy erfreuen sich wachsender Nachfrage. Allein 2024 setzte Novo in den USA 17,5 Milliarden Euro mit diesen Präparaten um – dreimal so viel wie zwei Jahre zuvor.

Auch Deutschland betroffen: Einblick in die Abhängigkeit

Die deutschen Pharmaunternehmen stehen ebenfalls vor Herausforderungen: Zwar wurden sie in Trumps konkreter Ankündigung nicht namentlich erwähnt, doch auch hier ist die Exportabhängigkeit vom US-Markt groß. Deutschland zählt zu den führenden Arzneimittel-Exporteuren weltweit, mit einem bedeutenden Anteil, der in die USA geht. Unternehmen wie Bayer, Boehringer Ingelheim oder Merck KGaA müssen sich auf neue Rahmenbedingungen einstellen, sollten die angekündigten Maßnahmen Realität werden. Insbesondere generikafreundliche Strategien oder neue Preisregulierungen könnten den deutschen Pharmastandort empfindlich treffen – und das ausgerechnet in einer Phase, in der die Branche stark in Forschung und neue Technologien investiert.

Globale Markterschütterung – auch in Asien sinken Kurse

Die Ankündigung aus Washington hatte weltweite Auswirkungen. Neben europäischen Aktien zeigten auch asiatische Pharmatitel massive Verluste. So brach etwa das japanische Chugai Pharmaceutical um über 11 Prozent ein, Takeda verlor 5,5 Prozent und der chinesische Hersteller Jiangsu Hengru Medicine büßte 4 Prozent ein. Auch Schwergewichte wie AstraZeneca, Novartis und Roche gaben nach – obwohl die übrigen Weltmärkte nach einem neuen Zollabkommen zwischen den USA und China eher im Plus lagen.

„Most Favored Nations“-Strategie: USA wollen Niedrigstpreis weltweit

Trump kündigte an, die USA würden künftig den gleichen Preis für Medikamente zahlen wie das weltweit günstigste Land – eine sogenannte „Most Favored Nations“-Politik. Wie diese konkret umgesetzt werden soll, blieb offen. Das US-Gesundheitssystem ist durch private Versicherungsstrukturen und ausgehandelte Rabatte geprägt – der Unterschied zwischen Listen- und Realpreis ist oft erheblich.

Fazit: Der Medikamentenkrieg hat begonnen – Europa unter Druck

Donald Trumps Forderung könnte ein globales Preiserdbeben auslösen – mit weitreichenden Folgen für europäische Hersteller, die auf den US-Markt angewiesen sind. Auch Deutschland ist keineswegs immun gegen diesen Sturm. Wie sich die Pharmawelt neu sortiert, bleibt offen – aber eines ist sicher: Die Karten werden neu gemischt. Es zeigt, wie Politik ganze Branchen erschüttern kann – und warum deutsche Unternehmen jetzt besonders wachsam sein müssen.

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