Finanzen

Tui-Aktie verliert deutlich nach Quartalszahlen - wie geht's weiter beim Reisekonzern?

Die Tui-Aktie ist nach Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Geschäftsquartal deutlich unter Druck geraten. Am Mittwochmorgen rutschte das Papier des Hannoveraner Tourismuskonzerns annähernd 10 Prozent ab. Was heißt das für die Anleger und wie geht es bei der Tui-Aktie weiter?
14.05.2025 11:57
Lesezeit: 3 min
Tui-Aktie verliert deutlich nach Quartalszahlen - wie geht's weiter beim Reisekonzern?
Abheben? Im Gegenteil: Für die Tui-Aktie geht es am Mittwochmorgen abwärts (Foto: dpa). Foto: Bernd Weißbrod

Tui-Aktie aktuell: Buchungszurückhaltung sorgt für Kursrutsch

Im frühen Börsenhandel am Mittwoch notierte die Tui-Akte im XETRA-Handel zeitweise bei nur noch 6,74 Euro – ein Rückgang von mehr als 11 Prozent. Dabei unterschritt der Tui-Aktienkurs die wichtige 200-Tage-Linie. Erst an der 50-Tage-Linie konnte das Tui-Papier wieder Halt finden.

Anleger reagierten empfindlich auf das zögerliche Buchungsverhalten der Kunden. Zwar hatte sich die Tui-Aktie nach einem Tiefstand von 5,36 Euro im April erholt, doch die neue Unsicherheit könnte die begonnene Rallye ins Stocken bringen. Der späte Ostertermin verschiebt das Sommergeschäft nach hinten – ein Kalendereffekt, der sowohl Umsatz als auch Gewinn im ersten Halbjahr belastete und auch die aktuelle Buchungslage für die Sommersaison beeinflusst.

Saisonbedingter Verlust, aber solide Kennzahlen

Trotz des schwachen Börsenverlaufs fielen die Geschäftszahlen gemischt aus. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2024/25 lag der Umsatz mit 3,7 Milliarden Euro leicht über dem Vorjahr. Der bereinigte Betriebsverlust stieg dagegen um knapp zehn Prozent auf 207 Millionen Euro. Das Unternehmen erklärte, dass der späte Ostertermin den saisonal ohnehin schwachen Jahresauftakt zusätzlich belastete.

Auch im Winterhalbjahr insgesamt – also in den Monaten Oktober bis März – musste Tui Verluste hinnehmen. Der bereinigte operative Verlust (Ebit) verringerte sich jedoch um 15 Prozent auf 156 Millionen Euro. Der Umsatz stieg auf knapp 8,6 Milliarden Euro, was einem Plus von fast acht Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Nettoverlust sank um sechs Prozent auf knapp 392 Millionen Euro. Vorstandschef Sebastian Ebel sieht das Unternehmen damit auf Kurs, die Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen.

Tui bleibt trotz Herausforderungen optimistisch

Tui-Chef Ebel bestätigte am Mittwoch die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Das Unternehmen strebt weiterhin ein Umsatzwachstum von fünf bis zehn Prozent und einen Anstieg des bereinigten operativen Gewinns um sieben bis zehn Prozent an.

Als Herausforderung benannte Ebel die konjunkturellen Rahmenbedingungen, die das Jahr 2025 prägen. Gleichzeitig verwies er auf höhere Durchschnittspreise für Reisen, die dem Konzern zugutekommen. Die durchschnittlichen Verkaufspreise liegen vier Prozent über dem Vorjahresniveau. Zwar hinken die Buchungen leicht hinterher – aktuell sind 57 Prozent des Sommerprogramms 2025 verkauft –, doch der Trend zeigt laut Tui wieder nach oben. Im Mai seien die Buchungen wieder angezogen, sodass nun etwa 60 Prozent des Sommerangebots vergriffen sind – wie im Vorjahr.

Zurückhaltung bei Sommerbuchungen dämpft Erwartungen

Besonders die Buchungslage für die kommende Hochsaison sorgt bei Analysten für Stirnrunzeln. Die Zahlen zeigen, dass bei unveränderter Angebotskapazität ein Rückgang von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen ist. Dieser leichte Rückgang wird jedoch von einem Anstieg der Durchschnittspreise kompensiert. Dennoch sehen Marktbeobachter hierin ein mögliches Warnsignal.

Peter Clark vom US-Analysehaus Bernstein Research sieht die gemeldete Buchungszurückhaltung als eine Trendwende im Vergleich zu den noch im Februar vorgelegten Daten. Er verweist in seiner Analyse zudem auf mögliche Marktanteilsverluste an Wettbewerber wie On The Beach aus Großbritannien. Bernstein belässt die Bewertung der Tui-Aktie auf "Market-Perform" mit einem Kursziel von 7,90 Euro.

Unterdessen zeigte sich Ebel trotz des von den USA angezettelten Handelskriegs und der schwierigen Konjunktur überzeugt, dass die Menschen weiterhin eifrig Urlaub buchen. Die Kunden entschieden sich aber teilweise für andere Ziele, sagte er. Wer sich einen Urlaub in Spanien nicht leisten könne, reise zum Beispiel stattdessen nach Tunesien. Im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September will Ebel den Konzernumsatz von zuletzt 23,2 Milliarden Euro währungsbereinigt weiterhin um 5 bis 10 Prozent steigern. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) von zuvor 1,3 Milliarden Euro soll wie geplant um 7 bis 10 Prozent wachsen.



Im ersten Geschäftshalbjahr von Oktober bis März konnte der Konzern seinen saisontypischen Verlust jedenfalls verringern. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um fast acht Prozent auf knapp 8,6 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Verlust schrumpfte um 15 Prozent auf 156 Millionen Euro. Während das Veranstaltergeschäft tiefer in die roten Zahlen geriet, warfen die konzerneigenen Hotels und Kreuzfahrten mehr ab.

Wie sollten Anleger jetzt auf den Tui-Aktienkurs reagieren?

Die aktuelle Kursentwicklung der Tui-Aktie stellt Anleger vor ein Dilemma. Einerseits konnten Umsatz und bereinigter Verlust im Winterhalbjahr verbessert werden, andererseits verunsichern die verschobenen Osterferien und die zögerlichen Sommerbuchungen. Der Tui-Aktienkursentwicklung droht ein Rückfall, sollte die psychologisch wichtige Marke von sieben Euro dauerhaft unterschritten werden.

Die Tui-Aktie bleibt somit ein Titel für Anleger mit Risikobereitschaft. Kurzfristig könnte es zu weiteren Kursverlusten kommen, insbesondere wenn die Buchungslage sich nicht wie erwartet verbessert oder externe Faktoren – etwa politische Unsicherheiten – neue Belastungen mit sich bringen. Anleger sollten den Tui-Aktienkurs daher in den kommenden Wochen eng beobachten und auf weitere Signale zur Stabilisierung achten.

Langfristig orientierte Investoren können jedoch vorsichtig optimistisch bleiben, solange Tui seine Jahresziele nicht nach unten korrigieren muss. Das Management zeigt sich zuversichtlich, die angestrebten fünf bis zehn Prozent Umsatzwachstum sowie die Steigerung des operativen Gewinns zu erreichen. Sollte sich diese Einschätzung bewahrheiten, könnte die Tui-Aktie auf längere Sicht wieder attraktiver werden.

Tui-Aktie zwischen Hoffnung und Realität

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktuelle Kurskorrektur der Tui-Aktie vor allem auf saisonale Effekte und ein temporär zurückhaltendes Buchungsverhalten zurückzuführen ist. Trotz der Unsicherheit bleibt das operative Geschäft stabil, und die Ziele für das laufende Geschäftsjahr wurden bestätigt. Die Tui-Aktienkursentwicklung hängt nun stark davon ab, ob der positive Trend bei den Buchungen anhält.

Wer bereits investiert ist, sollte das Tui-Papier nicht vorschnell abstoßen, sondern die kommenden Wochen aufmerksam verfolgen. Neueinsteiger könnten auf einen günstigeren Einstiegszeitpunkt hoffen – vorausgesetzt, die Unterstützung bei rund sieben Euro hält. Insgesamt bleibt die Tui-Aktie ein spannender, aber spekulativer Wert mit Potenzial für langfristige Kursgewinne.

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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

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