Zwischen Homeoffice und Flexibilität: Warum Freelancer weiter gefragt sind
Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt dauerhaft verändert. Arbeiten aus dem Homeoffice wurde zur neuen Normalität – selbst für klassische Angestellte. Doch auch wenn ortsunabhängiges Arbeiten heute kein Alleinstellungsmerkmal von Freelancern mehr ist, bleibt ihre Rolle in vielen Unternehmen unverzichtbar. Denn insbesondere in projektorientierten, saisonalen oder temporär ausgelasteten Bereichen sind externe Fachkräfte nach wie vor gefragt.
IT-Unternehmen, Marketingagenturen oder auch spezialisierte Beratungsfirmen greifen regelmäßig auf Freelancer zurück – meist dann, wenn kurzfristig hochqualifizierte Expertise benötigt wird. „Wer Freelancer beschäftigt, stellt keine Junioren ein – sondern holt sich Experten ins Haus“, erklärt Aušra Bytautienė, Vorsitzende des litauischen Personalmanagement-Verbands PVPA. Das bedeutet: Die Anforderungen sind hoch, die Erwartungen klar – schnelle Einarbeitung, selbstständiges Arbeiten und messbare Ergebnisse.
Fractional Work: Teilzeit-Manager auf Abruf
Ein Trend, der aktuell besonders an Fahrt aufnimmt, ist das sogenannte „Fractional Work“ – also die punktuelle Einbindung hochrangiger Spezialisten wie Marketing- oder HR-Leiter auf Projektbasis. Die Nachfrage nach solchen Freelancern wächst, insbesondere in der Tech- und Kreativbranche, so Personalexpertin Rūta Ratavičiūtė. Für Unternehmen bedeutet dies: Flexibilität bei gleichzeitiger Kompetenzgewinnung.
Gleichzeitig entstehen hybride Modelle: Unternehmen beschäftigen feste Mitarbeiter für das Kerngeschäft, setzen aber auf Freelancer, wenn spezielle Skills benötigt werden oder die volle Auslastung eines Mitarbeiters nicht gegeben ist.
Flexibel, effizient – aber auch herausfordernd
Freelancer sind kein Selbstläufer. Ihre Integration in bestehende Teams erfordert Koordination, Kommunikation und klare Prozesse. A. Bytautienė warnt: Rechtlich und organisatorisch ist die Eingliederung externer Fachkräfte oft schwierig – insbesondere, wenn gesetzliche Hürden eine vollwertige Teamzugehörigkeit verhindern.
Ein zentrales Thema bleibt dabei die Qualitätssicherung. Laut I. Dombrauskis, Marketingchef bei „Orbio World“, dauert es häufig eine Weile, bis externe Kräfte sich in komplexe Strukturen und globale Geschäftsmodelle eingefunden haben. Das erfordert Geduld und ein gutes Onboarding – ähnlich wie bei neuen Festangestellten.
Praxisbeispiel: Externe CMO als Erfolgsmodell
Ein besonders anschauliches Beispiel ist Justė Mikelaitė, die als externe Marketing-Chefin für KMU arbeitet. Ihre Kunden – aus Bereichen wie Finanzen, Bildung, Immobilien und Recht – profitieren von ihrem Netzwerk aus Freelancern und erhalten dadurch alle Dienstleistungen aus einer Hand. Für viele kleinere Unternehmen ist das die einzige Möglichkeit, professionelles Marketing umzusetzen, ohne teure Agenturen zu beauftragen.
Rechtliche Klarheit: Dienstleister oder Arbeitnehmer?
Austėja Dimaitytė, Juristin bei „ExpertLab Consulting“, betont die Bedeutung klarer Verträge. Wer Freelancer beschäftigt, muss die Grenze zwischen Selbstständigkeit und abhängiger Beschäftigung beachten. Der Schlüssel: Selbstverantwortung, Risikoübernahme und Ergebnisorientierung müssen aufseiten des Freelancers liegen – sonst droht die Umqualifizierung zum Arbeitnehmer mit allen Konsequenzen.
Die litauische Steuerbehörde prüft gezielt, ob vermeintliche Dienstverträge nicht in Wahrheit versteckte Arbeitsverhältnisse sind. Unternehmen sind deshalb gut beraten, ihre Vertragsgestaltung sorgfältig zu prüfen.
Freelancer als strategischer Vorteil – mit Risiken
Freelancer bieten Unternehmen eine wertvolle Kombination aus Expertise und Flexibilität. Sie ermöglichen es, Projekte schneller umzusetzen, neues Know-how ins Unternehmen zu bringen und auf Marktveränderungen agil zu reagieren. Doch der Einsatz externer Fachkräfte erfordert klare Strukturen, sorgfältige Vertragsgestaltung und eine bewusste Integration ins Unternehmen. Wer das beherrscht, gewinnt eine starke Ressource – wer es versäumt, riskiert rechtliche und organisatorische Konflikte. Die Zukunft der Arbeit ist hybrid – und Freelancer sind längst ein fester Bestandteil davon.

