Industrie 5.0: Von der Digitalisierung zur Humanisierung
Diese Entwicklung markiert keine radikale Abkehr von Industrie 4.0 – vielmehr handelt es sich um einen geistigen Paradigmenwechsel: Weg von der reinen Automatisierung hin zu einem umfassenden Verständnis, wie Technologie den Menschen, die Gesellschaft und die Umwelt unterstützt.
Die Einführung dieses Ansatzes bringt konkrete Vorteile: geringere Mitarbeiterfluktuation, höhere Motivation und Engagement, kürzere Einarbeitungszeiten, schnellere Integration neuer Kräfte und eine nachhaltigere Wissenssicherung. Wer den Menschen in den Mittelpunkt stellt, stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit – mit stabileren Prozessen, größerer Innovationskraft und besserer Reaktionsfähigkeit auf externe Veränderungen, erklärt Saša Muhič Pureber, Leiterin des Segments Produktionsdigitalisierung beim Unternehmen Inea.
Smart Industry in Velenje: Konferenz mit Zukunftsthemen
Am 17. Juni findet in Velenje die zweite Konferenz „Smart Industry“ statt – mit Schwerpunkten auf Industrie 4.0, künstlicher Intelligenz in der Produktion, Cybersicherheit, IT-Infrastruktur und interner Logistikautomatisierung. Mehr dazu unter pametna-industrija.si.
Der Mensch als Zentrum der industriellen Transformation
Industrie 5.0 baut auf den Grundlagen von Industrie 4.0 auf: Datenvernetzung, Automatisierung, IoT, SCADA-, MES- und MOM-Systeme. Doch sie erweitert diese um eine nachhaltige, menschzentrierte Perspektive. Die Maschine rückt in den Hintergrund – der Mensch, als Träger von Wissen, Urteilskraft und Kreativität, wird zur zentralen Figur.
Auch Unternehmen, die gerade erst die Digitalisierung einleiten, bewegen sich bereits in Richtung Industrie 5.0 – durch gute Datennachverfolgung, effektive Nutzerführung und vernetzte Systeme.
Ohne digitale Basis keine Menschzentrierung
Laut Muhič Pureber beginnt alles mit strukturierten, nachvollziehbaren und zeitlich eingeordneten Daten. Ohne digitales Rückgrat – gebildet durch SCADA, MES und MOM – fehlt es an Transparenz und Kontext. Diese Systeme führen Mitarbeiter durch ihre Aufgaben, warnen bei Abweichungen in Echtzeit und minimieren Fehlerquellen.
Visualisierte Prozesszustände, rollenspezifische Informationsverteilung und reduzierte kognitive Belastung schaffen Fokus. Diese Umgebung bildet auch die Grundlage für AR/VR-Integration und den sinnvollen Einsatz von KI.
Menschliche Erfahrung als Innovationsmotor
Industrie 5.0 beginnt dort, wo Technologie und menschlicher Alltag sich treffen – in der ganzheitlichen Nutzererfahrung. Diese reicht von simulationsgestützten Onboardings bis hin zu ergonomischen Arbeitsplätzen und Assistenzsystemen. Ziel ist ein System, das den Menschen versteht, leitet, informiert, schult und unterstützt. So verkürzt sich die Lernkurve, die Fehlerrate sinkt und die Arbeitssicherheit steigt.
Künstliche Intelligenz: Vom Automatisierer zum Unterstützer
Auch KI-Lösungen gewinnen an Bedeutung – jedoch mit anderer Zielsetzung. Industrie 5.0 nutzt maschinelles Lernen nicht nur zur Automatisierung, sondern zur Unterstützung menschlicher Entscheidungen. Dabei wird Wert auf erklärbare KI gelegt: Der Mensch soll nicht nur Ergebnisse erhalten, sondern nachvollziehen können, wie diese zustande kommen. Ethik, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit rücken stärker ins Zentrum der Technologieeinschätzung.
Junge Generationen suchen im Beruf Sinn, Lebensqualität und Gestaltungsfreiheit. Deloitte und McKinsey zeigen: Millennials und Gen Z wollen mitentscheiden – nicht nur ausführen. Industrie 5.0 adressiert diesen Wertewandel nicht nur durch personalisierte Produkte, sondern durch personalisierte Arbeitserfahrung.
Das umfasst neben psychologischer auch physische Sicherheit: moderne Ergonomie, intelligente Warnsysteme und Fehlervermeidung in Echtzeit sind konkrete Maßnahmen für ein zukunftsfähiges Arbeitsumfeld.
Industrie 5.0 ist kein Luxus – sondern Notwendigkeit
Industrie 5.0 ist keine ferne Utopie, sondern eine logische Weiterentwicklung der digitalen Transformation. Wer heute beginnt, seine Prozesse nicht nur effizient, sondern menschlich zu gestalten, stärkt die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens. Technologie dient dem Menschen – nicht umgekehrt.