Esa: 50 Jahre Raumfahrt in Europa - Mondmission mit Einschränkungen
Ein unzuverlässiger Partner, kein eigener Zugang zum Weltraum und veraltete Entwicklungen: 50 Jahre nach der Gründung der Raumfahrtagentur Esa steht Europa erneut vor der Frage, welche Rolle es in der Raumfahrt spielen möchte. Eine Analyse zum Jubiläum:
Schon im Jahr 2027 planen die USA erneut eine bemannte Mondmission. China plant seine erste bemannte Landung auf dem Mond bis 2030, Indien peilt das Ziel für 2040 an. Auch Europa möchte bis 2030 eine Europäerin oder einen Europäer auf den Mond bringen. Der Haken: Europa kann das nicht eigenständig realisieren. Der Flug soll im Rahmen der US-Mission "Artemis" erfolgen.
Doch unter Präsident Donald Trump und mit Berater Elon Musk richtet sich der US-Fokus eher auf den Mars. Es besteht die Sorge, dass "Artemis" eingestellt wird, bevor Europäer mitfliegen. Auch ein eigener Zugang zum All fehlt Europa weiterhin. Zwar existiert mit Kourou ein Weltraumbahnhof, und mit Vega C sowie Ariane 6 hat man eigene Raketen, doch für bemannte Raumfahrt ist Europa weiterhin auf die Nasa angewiesen.
Esa-Partnerschaften mit Unsicherheiten
In der Raumfahrt ist Europa auf Kooperation angewiesen, häufig mit den USA. Doch unter Trump gerät die Zuverlässigkeit von Abkommen ins Wanken – Europa muss unabhängiger werden und weitere Partnerschaften stärken. Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher sagte: "Esa und Europa werden bereit sein, sich anzupassen, eigene Prioritäten zu finden, die sicherlich in Verbindung damit stehen, unsere Stärke, unsere Autonomie, unsere Fähigkeiten im All zu stärken und international ein sehr guter Partner zu sein."
Die Esa arbeitet bereits mit der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa zusammen. Auch zu Indien und Südkorea wurden zuletzt engere Beziehungen aufgebaut. Zudem bestehen Kooperationen mit vielen Raumfahrtagenturen weltweit. Für Ludwig Moeller, Chef des Thinktanks Espi, sind die Esa und Europa verlässliche Partner: "ein höchstes Gut in heutiger Zeit, welches wir gemeinsam weiter ausbauen und nutzen sollten". Raumfahrt könne laut ihm ein Mittel internationaler Kooperation und Diplomatie sein.
Private Raumfahrt verändert das Spiel
Die zunehmende Kommerzialisierung hat die Raumfahrt drastisch gewandelt. SpaceX, die Firma von Elon Musk, ist seit 2015 mit wiederverwendbaren Raketen aktiv – Europa ist davon weit entfernt. Die Ariane 6, Europas neue Rakete, sei laut TU-Professor Martin Tajmar nicht mehr auf der Höhe der Zeit – auch wenn sie für Satellitentransporte entscheidend sei. Neben der Esa bestelle bislang nur Jeff Bezos, der nicht mit SpaceX starten will.
Dass die Esa mit vielen Mitgliedsländern, langsamen Entscheidungen und knappen Mitteln nicht wie ein Unternehmen handeln kann, ist klar. Doch man bemüht sich um Agilität und fördert Innovation im Privatsektor. Wettbewerbe für neue Fracht- und Trägerraketen wurden gestartet. Auch beim Thema Raumstation setzt die Esa zunehmend auf private Anbieter. Da die ISS nur bis 2030 betrieben wird, prüft die Raumfahrtagentur gemeinsam mit Unternehmen alternative Stationen im All.
Esa: Wissenschaftlicher Fortschritt als Stärke der europäischen Raumfahrtagentur
Besonders erfolgreich ist die Esa bei wissenschaftlichen Programmen. Ludwig Moeller nennt "Galileo" und "Copernicus" sowie das James-Webb-Teleskop als Beispiele für weltführende Entwicklungen der Raumfahrt. Diese Missionen bringen bahnbrechende Erkenntnisse und zeigen laut Moeller: "50 Jahre Esa stehen vor allem auch für 50 Jahre Innovation und Zusammenarbeit über Grenzen."
Die Geburtsstunde der Raumfahrtagentur
Im Jahr 1975 kamen in Paris Delegierte aus zehn Ländern zusammen – darunter Deutschland – um die Zusammenarbeit in der Raumfahrt zu intensivieren. Am 30. Mai wurde die Gründung der Esa formell besiegelt. Vorläufer waren die Organisationen Eldo und Esro, die bereits ab 1964 tätig waren. Dies gilt als Startpunkt der europäischen Raumfahrt. Heute gehören 23 Mitgliedstaaten zur Esa.