Grönland droht Westen: Ohne Investitionen geht’s zu China
Sollten die USA und Europa kein Interesse an Investitionen in die Rohstoffförderung der Arktis zeigen, ist die Regierung in Nuuk bereit, sich China zuzuwenden. Das erklärte die grönländische Ministerin für Wirtschaft und Bodenschätze, Naaja Nathanielsen, gegenüber der Financial Times.
Aktuell sind zwei chinesische Unternehmen in Grönland präsent – bislang allerdings ohne aktive Bergbauprojekte. Doch das könnte sich ändern, sollten westliche Partner sich abwenden: „Wir wollen mit amerikanischen und europäischen Partnern zusammenarbeiten. Doch wenn sie uns den Rücken kehren, müssen wir nach Alternativen suchen“, so Nathanielsen.
Schätze unter dem Eis – und geopolitischer Druck
Grönland will seine Wirtschaft ausbauen und setzt dabei neben dem Tourismus auch auf die Förderung wertvoller Metalle wie Gold und Kupfer. Diese lagern in schwer zugänglichen Regionen der Arktis, doch das Potenzial ist beträchtlich.
Bereits während der ersten Amtszeit von Donald Trump wurde ein bilaterales Abkommen zur Zusammenarbeit im Rohstoffsektor geschlossen. Doch auf Grönlands Nachfrage nach einer möglichen Verlängerung dieses Abkommens habe man aus Washington lediglich den bekannten Vorschlag zu hören bekommen, Grönland zur 51. US-Bundesstaat zu machen.
Misstrauen gegenüber Washington wächst
Ministerin Nathanielsen erklärte, dass ein neuer Vertrag mit den USA allein nicht ausreiche – vielmehr stelle sich die Frage, was tatsächlich hinter den amerikanischen Investitionsplänen stecke. Die geopolitische Instrumentalisierung Grönlands wolle man in Nuuk nicht einfach hinnehmen.
Gleichzeitig öffnet sich die Insel für europäische Investoren: Kürzlich wurde eine erste Lizenz zur Förderung von Anorthosit – einem in der Glasfaserindustrie verwendeten Mineral – an ein dänisch-französisches Konsortium vergeben.
Europäische Gelder, chinesischer Schatten
Der Bau der geplanten Mine wird über mehrere Quellen finanziert: darunter grönländische Pensionsfonds, die dänische Bank „Arbejdernes Landsbank“ sowie das französische Bergbauunternehmen „Jean Boulle“. Dennoch bleibt die Botschaft aus Nuuk eindeutig – wer sich aus geopolitischen Gründen verweigert, überlässt das Spielfeld bereitwillig anderen Akteuren.