Finanzen

Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer hinsehen: Was treibt den Kurs und wie geht es weiter?
02.06.2025 13:05
Lesezeit: 4 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
Die Hensoldt-Aktie ist zum Wochenstart kräftig gestiegen (Foto: dpa). Foto: Sebastian Gollnow

Hensoldt-Aktie: Rekordhoch für Rüstungspapiere

Die Hensoldt-Aktie sorgt derzeit für Schlagzeilen. Während der DAX schwächer in den Juni startete, konnte sich der deutsche Rüstungssektor deutlich vom allgemeinen Markttrend abkoppeln – allen voran Hensoldt. Der Hensoldt-Anteilsschein verzeichnete zuletzt ein sattes Kursplus und markierte ein neues Allzeithoch. Analysten heben Kursziele massiv an, die Anlegerstimmung ist euphorisch – doch wie geht es weiter mit der Hensoldt-Kursentwicklung?

DAX-Kurs unter Druck, Rüstungswerte glänzen

Der DAX verlor am Montag zeitweise mehr als ein halbes Prozent und tendierte um 23.850 Punkte – deutlich unter dem Rekordhoch von fast 24.326 Zählern aus der Vorwoche. Die Märkte reagierten nervös auf neue Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump. Dieser plant, die Einfuhrzölle auf Stahl in die USA von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent zu verdoppeln. Während deutsche Stahlwerte wie Thyssenkrupp und Salzgitter daraufhin unter Druck gerieten, zeigte sich der Rüstungssektor völlig unbeeindruckt.

Der MDAX kletterte ebenfalls leicht Prozent auf annähernd 30.700 Punkte, getragen von deutlichen Kursaufschlägen bei den Rüstungswerten Hensoldt und Renk. Die Hensoldt-Aktie stieg zeitweise um über 13 Prozent und erreichte damit ein neues Allzeithoch bei 105,00 Euro. Auch Rheinmetall und Renk legten zu – wenn auch weniger dynamisch. Die Hensoldt-Wertentwicklung ist aktuell führend im Sektor.

Analysten jubeln: JPMorgan hebt Kursziel deutlich an

Ein wesentlicher Kurstreiber für die Hensoldt-Aktie war die jüngste Analysteneinschätzung von JPMorgan. Analyst David Perry erhöhte sein Kursziel drastisch – von 50 Euro auf nun 110 Euro. Gleichzeitig stufte er den Titel von "Neutral" auf "Overweight" hoch. Perry sieht für das Unternehmen außergewöhnlich starke Aussichten in den kommenden fünf Jahren. Seinen Bewertungsmaßstab passt er damit dem Niveau von Rheinmetall und Renk an.

Die positive Einschätzung sorgt für erheblichen Rückenwind: Am Montagmorgen erreichte der Anteilsschein erstmals dreistellige Kursregionen. In der Spitze notierte die Hensoldt-Aktie bei 102,80 Euro – ein Tagesplus von 11,74 Prozent. Damit ist der Wert nun nur noch rund 6 Prozent von der psychologisch wichtigen 100-Euro-Marke entfernt. Innerhalb von fünf Tagen kletterte der Kurs mehr als 17 Prozent nach oben. Seit Jahresanfang beträgt die Hensoldt-Wertentwicklung beeindruckende 170 Prozent.

Rüstungsboom befeuert die Kurse

Die fundamentalen Treiber der Kursrally sind offensichtlich: Der andauernde Krieg in der Ukraine, steigende Verteidigungsbudgets und ein struktureller Superzyklus in der europäischen Rüstungsindustrie sorgen für konstant hohe Nachfrage. Die Märkte preisen bereits ein, dass Unternehmen wie Hensoldt mit zusätzlichen Aufträgen aus Berlin und Brüssel rechnen können. Das Unternehmen hat bereits 1,8 Milliarden Euro in Kapazitätserweiterungen investiert – eine klare Positionierung für weiteres Wachstum.

Ein spektakulärer Schlag der Ukraine gegen Russlands strategische Bomberflotte hat die Karten für eine weitere Verhandlungsrunde in Istanbul neu gemischt. Der ukrainische Geheimdienst SBU hatte nach eigenen Angaben viele kleine Drohnen nach Russland geschmuggelt und sie dort von Lastwagen aus in der Nähe russischer Militärflugplätze angreifen lassen. Von den russischen Bombern, die Marschflugkörper absetzen können, soll gut ein Drittel getroffen worden sein. "Unserer Einschätzung nach werden die Ereignisse dieses Wochenendes kaum die Voraussetzungen für einen dauerhaften Waffenstillstand in der Ukraine schaffen", schrieb am Morgen die Expertin Chloe Lemarie vom Analysehaus Jefferies. Die Angriffe ereigneten sich, während Unterhändler in die Türkei reisen, um die Friedensgespräche fortzusetzen. Die Gesprächsrunde in Istanbul ist die zweite seit Mitte Mai.

inzu kommt die allgemeine Euphorie im Sektor. Auch die Aktien von Rheinmetall und Renk befinden sich im Höhenflug: Rheinmetall legte seit Jahresbeginn 206 Prozent zu, Renk sogar 327 Prozent. Doch selbst in diesem Umfeld gelingt es Hensoldt, durch besonders starke Kursbewegungen hervorzustechen. Die Hensoldt-Aktie steht damit nicht länger im Schatten der großen Wettbewerber.

Hensoldt-Aktienbewertung: Überbewertet, aber mit Perspektive

Trotz aller Euphorie sollten Anleger die Risiken nicht ausblenden. Die Hensoldt-Aktie wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 70 gehandelt – ein Wert, den viele Analysten als deutlich überbewertet einstufen würden. Zum Vergleich: Das erwartete Gewinnniveau im laufenden Jahr liegt bei rund 150 Millionen Euro, während die Marktkapitalisierung inzwischen über 10 Milliarden Euro beträgt.

Der Begriff „dramatisch überbewertet“ fiel zuletzt häufiger, auch in Expertenkreisen. Doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Ende der Rally bevorsteht. Vielmehr setzen Investoren darauf, dass der Aufwärtstrend intakt bleibt – vor allem, wenn geopolitische Spannungen weiter zunehmen. Kurzfristige Korrekturen sind allerdings jederzeit möglich, etwa bei neuen Friedensgesprächen in Osteuropa.

Wie sollten Anleger auf die Hensoldt-Aktienkursentwicklung reagieren?

Anleger, die bereits investiert sind, können zunächst von der Dynamik profitieren, sollten aber regelmäßige Gewinnmitnahmen in Betracht ziehen. Die Volatilität im Rüstungssektor ist hoch – gerade bei Werten mit einer solch starken Performance wie der Hensoldt-Aktie. Für Neueinsteiger gilt: Derzeit ist das Chance-Risiko-Verhältnis anspruchsvoll. Trotz der positiven Analystenkommentare und dem neu gesetzten Kursziel von 110 Euro sollten sich Investoren bewusst sein, dass Rückschläge nicht auszuschließen sind. Ein gestaffelter Einstieg kann helfen, Risiken besser zu steuern.

Langfristig bleibt die Investmentstory intakt: Die Hensoldt-Kursentwicklung wird weiterhin von geopolitischen Rahmenbedingungen, steigenden Verteidigungsausgaben und einer guten Marktposition getragen. Auch im Vergleich zur Konkurrenz bietet die Hensoldt-Aktie nach wie vor Potenzial – insbesondere wenn sich die sehr positiven Prognosen der Analysten bewahrheiten.

Rekordkurs mit Risiken

Die Hensoldt-Aktie ist derzeit einer der stärksten Werte am deutschen Aktienmarkt. Mit einer Kurssteigerung von 167 Prozent seit Jahresbeginn, einem neuen Kursziel von 110 Euro und anhaltend positiver Analystenstimmung steht der Titel im Fokus vieler Investoren. Die Bewertung ist ambitioniert, doch das Momentum spricht derzeit klar für den Wert.

Für bestehende Aktionäre heißt es: Gewinne sichern, aber investiert bleiben. Für neue Anleger ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich mit dem Unternehmen intensiv auseinanderzusetzen und auf mögliche Einstiegschancen zu achten. Der Hensoldt-Anteilsschein bleibt ein spannendes Papier – in einem politisch wie wirtschaftlich hoch relevanten Marktsegment.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...

DWN
Panorama
Panorama Datenschutz und Oktoberfest - was sich im September ändert
16.08.2025

Die Tage werden kürzer und der Herbst naht im September. Welche Neuerungen bringt der neue Monat für Verbraucherinnen und Verbraucher?...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Business Angels sind keine Almosen-Geber: So knackt man sie trotzdem
16.08.2025

Sie heißen Engel, aber verschenken nichts: Warum Business Angels für Start-ups goldwert sind – und wieso Gründer trotzdem mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 150 Jahre ohne Steuerprüfung? Personalmangel bremst Steuerkontrollen in Deutschland aus
16.08.2025

In Deutschland können Kleinstbetriebe statistisch gesehen 150 Jahre lang einer Steuerprüfung entgehen – während dem Staat Milliarden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Vor diesen Herausforderungen steht der künftige Bahn-Chef
16.08.2025

Richard Lutz muss seinen Posten als Bahnchef räumen - und übergibt dabei zahlreiche Probleme an seinen Nachfolger. Kann der erfolgreicher...

DWN
Technologie
Technologie Laser gegen Putins Drohnen: Europas Hightech-Antwort auf den Krieg
16.08.2025

Während russische Drohnen den Himmel über Europa testen, setzen die Ukraine und die EU auf eine futuristische Waffe: Laser, die für...

DWN
Finanzen
Finanzen Europas Bankenaufsicht warnt: Drei Risiken können das Finanzsystem erschüttern
16.08.2025

Er führt Europas Bankenaufsicht – und sieht drei Gefahren, die selbst starke Institute ins Wanken bringen könnten: geopolitische...

DWN
Politik
Politik Spitzbergen: Russland hat 100 Jahre nach dem Spitzbergen-Vertrag die Arktis genau im Blick
15.08.2025

Vor 100 Jahren wurde der Spitzbergen-Vertrag unterzeichnet – ein Abkommen mit besonderer geopolitischer Brisanz. Heute sorgen Norwegen...