Technologie

Stellenabbau durch KI: Ein Viertel der deutschen Unternehmen rechnen mit weniger Jobs

Wie sehr gefährdet KI die Arbeitsplätze in Deutschland? In der Wirtschaft gehen viele von einem Stellenabbau wegen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz aus: Eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts bestätigt, dass jedes vierte Unternehmen mit einem Stellenabbau durch KI rechnet.
10.06.2025 16:03
Lesezeit: 2 min

Wenn es darum geht, wie sich die Nutzung von künstlicher Intelligenz auf den Arbeitsmarkt auswirken wird, sind Deutschlands Unternehmen offenbar pessimistisch: Laut Ifo-Institut rechnet ein Großteil der Firmen mit Jobverlusten.

Ifo-Umfrage: Viele Unternehmen erwarten Stellenabbau durch KI

Mehr als jedes vierte Unternehmen rechnet in den kommenden fünf Jahren mit einem Stellenabbau durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI): 27,1 Prozent gehen davon aus, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage mitteilte. Nur 5,2 Prozent der Betriebe rechnen mit zusätzlichen Jobs durch KI, während zwei Drittel keine Veränderung erwarten.

„Unternehmen, insbesondere die Industrie, erwarten einen durch KI beschleunigten Strukturwandel“, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe.

Industrie besonders stark von Stellenabbau betroffen

Ifo-Chef Clemens Fuest (56) rechnet noch nicht mit sofortigen Folgen für den Arbeitsmarkt. „Momentan loten die Unternehmen aus, in welchen Feldern KI Produktivitätsgewinne bringt“, sagte der Top-Ökonom. „Bis sich das in messbare Effekte auf dem Arbeitsmarkt übersetzt, wird es noch ein paar Jahre dauern.“ Wenn es zu einem Stellenabbau komme, erwarteten die betroffenen Firmen im Durchschnitt eine Reduktion ihrer Belegschaft um rund 8 Prozent.

In der Industrie rechnet mehr als ein Drittel der Unternehmen (37,3 Prozent) mit einem Stellenabbau. Auch im Handel liegt dieser Anteil mit knapp 30 Prozent deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Schnitt. Im Baugewerbe gehen dagegen mehr als 80 Prozent der Betriebe davon aus, dass sich durch KI an der Beschäftigtenzahl nichts ändern wird.

ifo-Ausblick: Aufbau neuer Tätigkeitsprofile erwartet

„Gleichzeitig werden positive Beschäftigungsimpulse sichtbar“, so das Ifo-Institut. In technologienahen Dienstleistungen wie IT oder Informationsverarbeitung rechnen einzelne Unternehmen bereits mit einem Aufbau – mit erwarteten Zuwächsen von teils mehr als 10 Prozent. „KI wird nicht nur zum Rationalisierungsinstrument, sondern auch zum Ausgangspunkt neuer Tätigkeitsprofile“, sagte Wohlrabe.„Noch sind die Beschäftigungseffekte von künstlicher Intelligenz moderat – doch auf längere Sicht könnte KI den deutschen Arbeitsmarkt verändern.“

Er sieht die Herausforderung darin, Produktivitätsgewinne in einen breiten Wohlstand zu übersetzen – ohne größere Verwerfungen in bestimmten Berufsgruppen zu erzeugen.

Fazit: Noch hinkt Deutschland bei KI-Jobs hinterher

Einer Analyse der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh und dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zufolge stagniert der Anteil der Stellenausschreibungen für KI-Anwendungen und Entwicklung seit 2022. Zwischen 2019 und 2022 hatte sich die Zahl von 97.000 auf 180.000 fast verdoppelt.

Seit 2022 stagniert der Anteil, dieser Trend setzt sich nach ersten Analysen auch 2025 fort. Die absolute Zahl der Stellen mit KI-Bezug war in den vergangenen zwei Jahren leicht rückläufig. Damit folgt das KI-Stellenangebot dem Trend zurückgehender Stellenanzeigen infolge der wirtschaftlichen Schwäche.

„Die wirtschaftlichen Chancen von KI werden in Deutschland noch nicht genutzt“, fast Hannes Ametsreiter, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, zusammen. KI könne die Produktivität in Deutschland gesamtwirtschaftlich um 16 Prozent steigern. „Wenn KI in Unternehmen nicht stärker eingesetzt wird, verlieren wir an internationaler Wettbewerbsfähigkeit.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Maschinenbauer Voith: Vom Kuka-Exit zum Treiber grüner Technologien
24.10.2025

Der Kuka-Verkauf im Jahr 2016 war für Voith der Wendepunkt. Heute ist der Maschinenbauer mit Wasserkraft, Papiermaschinen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte und KI im Fokus: So erkennen Sie Risiken beim Investieren
24.10.2025

Die Finanzmärkte erreichen neue Höchststände, während Unsicherheit durch geopolitische Spannungen und wirtschaftspolitische...

DWN
Politik
Politik Ukraine: Mann sprengt sich bei Kontrolle in die Luft – mehrere Tote
24.10.2025

Bei einer Polizeikontrolle an der Grenze der Ukraine hat ein Mann eine Handgranate gezündet. Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben. Die...

DWN
Politik
Politik Außenministerium: Chinas Zögerlichkeit verzögert Wadephuls Staatsreise
24.10.2025

Der Bundesaußenminister wollte Anfang der Woche nach China reisen, doch der Besuch wird vorerst verschoben. Grund: Peking bestätigte bis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie im Wandel: Chinesische Autohersteller übernehmen Führung im Kampf um den Elektroauto-Markt
24.10.2025

Die Elektromobilität verändert die globale Automobilindustrie schneller als erwartet. Alte Strukturen geraten unter Druck, neue...

DWN
Technologie
Technologie Doch nicht unantastbar? EU prüft Millionenstrafen gegen Meta und Tiktok
24.10.2025

Für die Social-Media-Giganten Meta und Tiktok könnte es teuer werden: Die EU-Kommission wirft den Plattformen Verstöße gegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Phishing-Mails erkennen: So schützen Sie Ihr Postfach mit drei einfachen Schritten
24.10.2025

Phishing-Mails werden immer raffinierter – und treffen längst nicht nur Technik-Laien. Wer unachtsam klickt, kann Passwörter, Bankdaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mehr schwere Mängel bei Hauptuntersuchungen – Zustand deutscher Autos verschlechtert sich
24.10.2025

Deutschlands Autos sind in einem schlechteren Zustand als im Vorjahr. Bei den regelmäßigen Hauptuntersuchungen stellten Prüfer 2024...