Das World Economic Forum (WEF) hat den fünften Future of Jobs Report 2025 veröffentlicht, der zentrale Trends und Herausforderungen für den globalen Arbeitsmarkt bis 2030 analysiert. Diesmal ist auch erstmals die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) ist im Rahmen ihrer Aktivitäten im europäischen Verband EAPM Partner der Studie und veröffentlicht die deutschlandspezifischen Ergebnisse.
Kernthemen der Zukunft: Umschulungen, Weiterbildung, Quereinstieg
Der Bericht zeigt, dass bis 2030 22 % der Arbeitsplätze wegfallen werden, wobei 170 Millionen neue Stellen geschaffen und 92 Millionen verdrängt werden, was zu einem Nettozuwachs von 78 Millionen Arbeitsplätzen führt. Technologische Fortschritte, demografische Veränderungen, geoökonomische Spannungen und wirtschaftlicher Druck sind die Hauptursachen für diese Veränderungen, die weltweit Branchen und Berufe neu gestalten. Welche Makrotrends sich am stärksten auf den Arbeitsmarkt auswirken:
Technologischer Wandel
Fortschritte in Künstlicher Intelligenz, Automatisierung und digitaler Infrastruktur gehören zu den stärksten Treibern für den Arbeitsmarkt. Rund 60 Prozent der weltweit befragten Unternehmen erwarten, dass diese Trends ihre Geschäftsmodelle transformieren werden. 88 Prozent der weltweit befragten Arbeitgeber erwarten, dass KI und Big Data bis 2030 verstärkt als Kompetenzen eingesetzt werden, in Deutschland sehen dies sogar 90 Prozent der befragten Unternehmen.
Steigende Lebenshaltungskosten
Die steigenden Lebenshaltungskosten werden als zweitwichtigster transformativer Trend identifiziert. Rund 50 Prozent der weltweit befragten Unternehmen gehen davon aus, dass dieser Trend die Transformation bis 2030 nachhaltig verändern wird – auch wenn die globale Inflation voraussichtlich sinken dürfte. In Deutschland sind dies mit 48 Prozent etwas weniger. Die wirtschaftlichen Herausforderungen, einschließlich eines verlangsamten Wachstums, könnten jedoch weltweit 1,6 Millionen Arbeitsplätze gefährden. Als Antwort auf diese Entwicklung steigt die Nachfrage nach Skills wie Kreativität, Resilienz, Flexibilität und Agilität.
Klimawandel und grüne Transformation
Klimaschutzmaßnahmen und nachhaltige Energien sind der drittwichtigste Trend weltweit, 47 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass dieser Trend ihr Unternehmen verändern werden. In Deutschland schätzen sogar 60 Prozent die befragten Unternehmen die Klimaschutzmaßnahmen als relevanten Trend ein. Berufe wie Ingenieure für erneuerbare Energien, Umwelttechniker und Spezialisten für autonome Fahrzeuge werden damit an Bedeutung gewinnen. Zudem wird auch ein verstärkter Fokus auf ökologische Verantwortung unter den Zukunftskompetenzen gesehen.
Strukturelle Veränderungen: Fachkräftemangel und Umschulung
Der Future of Jobs – Report 2025 prognostiziert, dass bis 2030 weltweit 22 Prozent der derzeitigen Arbeitsplätze durch strukturelle Veränderungen entweder neu geschaffen oder abgebaut werden. Damit sehen Arbeitgeber – weltweit sowie in Deutschland – einerseits die Notwendigkeit, ihre Mitarbeitenden umzuschulen bzw. weiterzubilden, anderseits sehen sie auch die Relevanz, neue Mitarbeitende einzustellen, die die neuen erforderlichen Skills und Kompetenzen mitbringen.
Bis 2030 benötigen 59 Prozent (Deutschland: 60 Prozent) der Arbeitskräfte eine Umschulung. Dafür planen 85 Prozent der befragten Unternehmen, die Weiterbildung zu priorisieren. Gefragt sind neben technologischen Fähigkeiten auch kreative Denkweisen, Resilienz und lebenslanges Lernen.
Technologische Skills und überfachliche Kompetenzen gleichermaßen wichtig
Kai Helfritz, Studienbegleiter im Rahmen der Arbeitsgruppe „Insights and Surveys“ des European Association for People Management (EAPM) resümiert: „Der Future of Jobs Report 2025 zeigt eindrucksvoll, wie dynamisch und vielseitig die Veränderungen in der Arbeitswelt sind. Insbesondere sehen wir, dass technologisch getriebene Skills und überfachliche Kompetenzen gleichermaßen entscheidend für die Zukunft sind, das richtige Zusammenspiel beider Kompetenzarten wird immer wichtiger sein. Dabei sind Technologietrends einerseits die zentralen Treiber für die Entstehung neuer Berufe, haben jedoch gleichzeitig den größten Einfluss auf den Wegfall bestehender Jobs. Dadurch prägen sie letztlich in erheblichem Maße die Anforderungen an zukünftige Kompetenzen.“
DGFP-Geschäftsführer Ralf Steuer ergänzt: „Die globalen Herausforderungen – von geopolitischen Spannungen bis hin zu den Auswirkungen des Klimawandels – machen deutlich, wie wichtig es ist, internationale Perspektiven in die Strategien der Unternehmen einzubinden.“
Abschließend kommt der Bericht zu dem Schluss, dass die Qualifikationslücke nach wie vor das größte Hindernis für die Umgestaltung von Unternehmen darstellt. Fast 40 % der am Arbeitsplatz erforderlichen Qualifikationen werden sich ändern, und 63 % der Arbeitgeber nennen dies bereits als das größte Hindernis, mit dem sie konfrontiert sind. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach technologischen Fähigkeiten in den Bereichen KI, Big Data und Cybersicherheit rapide zunehmen wird, aber auch menschliche Fähigkeiten wie kreatives Denken, Belastbarkeit, Flexibilität und Agilität werden weiterhin von entscheidender Bedeutung sein.
Der Bericht stützt sich auf Daten von über 1.000 Unternehmen.