Panorama

Musk gegen Trump: Politische Zweckbeziehung artet in öffentlichen Machtkampf aus – die Tesla-Aktie leidet

Elon Musk und Donald Trump galten als Zweckbündnis mit Einfluss – doch nun eskaliert der Streit. Was steckt hinter dem Zerwürfnis der mächtigsten Männer Amerikas – und wer gewinnt? Für die Investoren ist das nicht so wichtig, sie sorgen sich um ihr Kapital: Die Tesla-Aktie rutscht seit Wochen ab.
06.06.2025 11:24
Lesezeit: 5 min
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Schlammschlacht zwischen Musk und Trump belastet Tesla-Aktie

Lange Zeit inszenierten sich Elon Musk und Donald Trump als politische Partner. Jetzt geraten der Unternehmer und der Präsident heftig aneinander – und der Schlagabtausch wird zunehmend persönlich. Das schadet nicht nur der Tesla-Aktie.

Der wohlhabendste Unternehmer der Welt gegen den mächtigsten Präsidenten: Die lang währende Verbindung zwischen Elon Musk und Donald Trump findet ihr Ende – und das im grellen Rampenlicht. Was einst als Zweckbündnis begann, gipfelt nun in einem offenen Machtkampf. Musk ging sogar so weit, Trumps Führungsrolle innerhalb der Republikaner offen zu attackieren. Trump wiederum drohte, Musks Unternehmen von staatlichen Aufträgen auszuschließen – woraufhin Musk konterte, er könne der Nasa seine Raumkapseln vorenthalten, die aktuell von zentraler Bedeutung seien.

Anlass für die Eskalation zwischen Musk und Trump ist das umstrittene Steuer- und Haushaltsgesetz, das Trump mit Nachdruck verfolgt. Musk, bis vor kurzem von Trump mit der Aufgabe betraut, Ausgaben drastisch zu reduzieren, fordert nun wesentlich tiefgreifendere Kürzungen. Seit seinem Rückzug aus dem politischen Washington teilt Musk in sozialen Medien immer schärfer gegen das Vorhaben aus – und trifft damit auch Trumps Regierung ins Mark.

Öffentlich nahm die Debatte an Fahrt auf, als Trump bei einem Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Weißen Haus auf das Thema angesprochen wurde. Der Präsident erklärte, Musk agiere aus wirtschaftlichem Eigeninteresse. Der Unternehmer, unter anderem Chef von Tesla, habe sich erst dann gegen das Gesetz gewandt, als er erfahren habe, dass auch milliardenschwere Förderungen für Elektroautos zur Disposition stünden. Musk dementierte dies vehement – "eine Lüge", sagte er.

Tesla-Aktie im Abwärtstrend

Diese Schlammschlacht schadet dem Ansehen Elon Musks ganz erheblich – und damit auch seinem Unternehmen Tesla: Die Tesla-Aktie verlor in den vergangenen sechs Monaten (zwischen Anfang Dezember 2024 und Anfang Juni 2025) annähernd 30 Prozent an Wert. Allein in dieser Handelswoche rutschte das Papier des US-Autobauers rund 15 Prozent ab.

Die Analysten bewerten die Tesla-Aktie mehrheitlich negativ: Die UBS belässt das Rating auf "Sell" und sieht ein Tesla-Kursziel von 190 US-Dollar. Analyst Joseph Spak verweist auf ein abflauendes Interesse an Tesla-Fahrzeugen in den Kernmärkten USA, China und Europa. Auch wenn Robotaxis und Roboter Fantasie wecken, sei dies im aktuellen Kurs der Tesla-Aktie bereits berücksichtigt. Jefferies stuft Tesla mit einem Tesla-Kursziel von 300 US-Dollar auf "Hold" ein. Analyst Philippe Houchois sieht zwar Potenzial durch den Start der Robotaxis in Austin, verweist aber auf stagnierende technologische Führungsstärke. Die Marktbewertung von einer Billion Dollar hält er für überzogen. Bei der DZ Bank wurde der faire Wert der Tesla-Aktie auf 170 US-Dollar gesenkt – mit der Einstufung "Verkaufen". Analyst Matthias Volkert verweist auf enttäuschende Quartalszahlen. Musks Versprechen, sich wieder stärker Tesla zu widmen, reicht aus seiner Sicht nicht aus, um kurzfristig Vertrauen in die Tesla-Aktie zurückzugewinnen.

Lediglich die Deutsche Bank und RBC Capital Markets bewerten die Situation der Tesla-Aktie etwas positiver: Deutsche Bank Research bleibt bei "Buy" mit einem Tesla-Kursziel von 345 US-Dollar. Analyst Edison Yu sieht nach einem turbulenten Jahresstart Chancen auf Erholung, da Auslieferungen und Anlegerstimmung sich stabilisieren könnten. RBC hingegen senkt das Kursziel von 314 auf 307 US-Dollar, bleibt aber bei "Outperform". Analyst Tom Narayan sieht Licht und Schatten im Quartalsbericht, vor allem wegen korrigierter Auslieferungsschätzungen. Positiv: Neue Modelle dürften laut ihm wie geplant im Juni starten – ein Hoffnungsschimmer für die Tesla-Aktie.

Musk gegen Trump: Milliardär fordert Republikaner zum Bruch mit dem Präsidenten auf

Der 53-jährige Betreiber der Online-Plattform X richtete einen klaren Appell an republikanische Kongressabgeordnete: Sie sollten sich in der Abstimmung gegen Trump stellen. "Trump ist nur noch dreieinhalb Jahre im Amt – ich werde noch über 40 Jahre Einfluss haben", schrieb Musk in einem seiner zahlreichen Posts auf X, mit dem er eine Debatte innerhalb der Partei auslöste.

Auch wenn es überheblich klingt, sich selbst ein Alter von über 90 Jahren zuzuschreiben, ist Musks Aussage für viele in Washington durchaus bedrohlich. Mit einem Vermögen von über 300 Milliarden US-Dollar ist er der reichste Mensch auf dem Planeten. Im letzten Jahr unterstützte er Trumps Wahlkampf mit über 250 Millionen US-Dollar, obwohl er zuvor als Demokrat galt. Nun könnte Musk problemlos Kandidaten fördern, die gegen Trumps Gefolgsleute antreten – ein ernstzunehmender Hebel im politischen Ringen.

"Ohne mich hätte Trump verloren"

Musk hatte sich auch im Wahlkampf persönlich für Trump eingesetzt – unter anderem im Schlüsselstaat Pennsylvania. Nun erklärte Trump, er habe dort auch ohne Musk gewonnen – was den Unternehmer zusätzlich gegen ihn aufbrachte. "Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren", schrieb Musk. "So eine Undankbarkeit." Danach legte Musk nach – mit einer schwerwiegenden Anschuldigung: "Es ist an der Zeit, die wirklich große Bombe zu werfen", kündigte er auf X an und behauptete, Trumps Name stehe in den Unterlagen des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein. "Das ist der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden", so Musk. Anschließend wünschte er Trump noch "einen schönen Tag".

Epstein starb 2019 in einer Zelle in New York. FBI-Vize Dan Bongino bestätigte zuletzt, dass der gut vernetzte Finanzier Suizid begangen habe. Einige Epstein-Dokumente hatte das Justizministerium unter Trump bereits im Februar veröffentlicht. Belege für seine Behauptung nannte Musk nicht – und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er Zugriff auf die Akten hätte. Allerdings überschritt er während seiner Zeit als Berater in Washington wiederholt seine Zuständigkeiten. Trump äußerte sich zu dem Vorwurf zunächst nicht. Aus seinem Umfeld verlautete jedoch gegenüber CNN, dass ein Comeback der Beziehung ausgeschlossen sei.

Trump-Drohung lässt Tesla-Aktie abstürzen

Musk bestätigte mit einem knappen "Ja" auch einen Beitrag auf X, in dem zur Amtsenthebung Trumps aufgerufen wurde. Trump reagierte mit scharfen finanziellen Drohungen gegen Musk: "Der einfachste Weg, Milliarden und Abermilliarden einzusparen, ist, Elons Subventionen und Verträge zu streichen", erklärte er auf Truth Social. Er habe sich ohnehin gewundert, warum sein Vorgänger Biden das nicht schon getan habe. Die Tesla-Aktie brach daraufhin am US-Markt um mehr als 14 Prozent ein. Musk wiederum kündigte an, SpaceX werde die Raumkapsel Dragon unverzüglich außer Dienst stellen. Zwar relativierte er dies später auf X – doch blieb unklar, wie ernst es ihm damit ist.

Die Dragon-Kapseln sind für die USA gegenwärtig unentbehrlich, um Astronauten ins All zu transportieren. Zwar hat Boeing das Raumschiff Starliner gebaut, doch bei dessen erstem bemannten Einsatz musste die Crew auf der ISS bleiben, weil es technische Mängel gab. Erst nach Monaten konnte die Rückreise mit einer SpaceX-Kapsel erfolgen.

Musk gegen Trump: Von Brüderlichkeit zur offenen Fehde

Erstmals äußerte Trump auch, Musk persönlich gebeten zu haben, sich aus Washington zurückzuziehen. Bisher hatten beide Seiten auf eine Regelung verwiesen, nach der externe Regierungsmitarbeiter jährlich nur 130 Tage tätig sein dürfen. Ein Zerwürfnis war nicht erkennbar – bis zur jetzigen Schlammschlacht. Noch vor wenigen Monaten demonstrierten beide öffentlich ihre Nähe. Musk war ein häufiger Gast bei Trump – sogar beim Start einer SpaceX-Rakete und einem Wrestling-Event. Der Unternehmer genoss Sonderrechte, durfte etwa seinen Sohn X bei einem Termin im Oval Office dabei haben.

Als Tesla wegen Musks rechter Haltung Einbußen erlitt, ließ Trump eine Wagenkolonne mit Elektroautos vor dem Weißen Haus auffahren und posierte medienwirksam mit einem Tesla. "Ich liebe Tesla!", rief er in Kameras. Musk schrieb im Februar, er liebe Trump "so sehr, wie ein Hetero-Mann einen anderen lieben kann". Doch bereits zu Beginn galt das Bündnis als Zweckgemeinschaft. Beobachter sahen in der "Bromance" stets ein fragiles Konstrukt. Mit den jüngsten Entwicklungen wird klar: Musk gegen Trump – das ist längst mehr als ein Streit. Es ist ein erbitterter Machtkampf zweier Alphatiere.

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